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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0425

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Groph. Baden I fl.
IN kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Pctit;eile2kr.



Bestellung wird gemacht rir
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

M- 1«1. Samstag, 22. Juli. 18L8.
Bestellungen auf die Republik, 3. Quartal, vom ersten Juli an, können fortwährend
noch gemacht werden.

42 Sitzung der konstitnirendcn National-
verfammlung.
Tagesordnung: Berathuug über die limburgische An-
gelegenheit. Bekanntlich wurde im Jahr 1839 die Hälfte des
Großhcrzogthums Luxemburg an Belgien abgetreten und an
dessen Stelle das Herzogthum Limburg subftimirt. In Bezug
hierauf stellte der Berichterstatter Zachariä den Antrag, die
Nationalversammlung wolle beschließen: 1) „daß sie die bis-
herige Vereinigung des zum deutschen Bunde gehörigen Her-
zogthums Limburg mit dem Königreich der Niederlande unter
einer Verfassung und Verwaltung als unvereinbar mit der
deutschen Bundesverfassung bewachte; 2) daß cö sich von selbst
verstehe, daß der in der 8. Sitzung vom 27. Mai d. I. ge-
faßte Beschluß der Nationalversammlung, wonach alle Bestim-
mungen einzelner deutschen Verfassungen, welche mir dem von
ihr zu gründenden allgemeinen Verfassungswerke nicht überein-
stimmen, nur nach Maßgabe deS letzter« (ihrer bis dahin be-
standenen Wirksamkeit unbeschadet) als gültig zu betrachten
sind — auch für das Herzogthum Limburg verpflichtend sei;
3) daß die Frage über die Verpflichtung des Herzogthums
Limburg zur Theilnahme an der holländischen Staatsschuld
der provisorischen Ccntralgewalt zur Vermittlung und einer die
Rechte Limburgs wahrenden definitiven Negulirung, deren
Ratifikation der Nationalversammlung Vorbehalten wird, über-
wiesen werde. Schuselka und Wurm kommen aus das
Verhalten des Bundestags, gegenüber der Luxemburger Frage
zurück Derselbe habe sich sogar die Abtretung Luxemburgs
ohne Gebietscntschädigung gefallen lassen wollen; Oesterreich
und Preußen hätten die Sache aufgegeben gehabt und nur
Baiern verdankte man es, daß ein BundcSbcschluß zu Stande
gekommen, über den man wenigstens nicht erröthen müßte.
Wurm hofft übrigens, daß die Niederländer, dieses brave,
tüchtige, aufopferuugsfähige Volk, auch das Bedürfniß der
Zeit und das Recht Deutschlands anerkennen würden. Schu-
bert bekämpft besonders die Belastung Limburgs mit einem
Theil der holländischen Schuld, die sich auf 1200 Millionen
Gulden für einen Staat von 3 Millionen Einwohnern belaufe,
und deren Verzinsung jährlich 8 Thaler per Kopf erfordere.
Er macht geltend, daß Luxemburg, für welches Limburg dem
Bunde als Ersatz einverleibt worden, völlig schuldenfrei gewe-
sen sei. Michelsen tritt der Ansicht des Ausschusses entgegen,
v. Beckerath meint, indem die niederländische Regierung
die Wahlen zur deutschen National-Versammlung in Limburg
angeortnct, habe sie sich den Conseguenzen der von dieserVcr-
sammlung zu fassenden Beschlüsse unterworfen. Das Volk von
Limburg sei bei der Vereinigung mit Holland nicht gehört
worden; die limbnrgischcn Abgeordneten seien hier anwesend,
das Volk wünsche Vereinigung mit Deutschland; Shinpathicen

und Staatsrecht seien im Einklang. Der Ausschußantrag be
zwecke nichts Feindseliges gegen Holland, mit dem man in
Frieden und Freundschaft leben wolle, sondern blos Wahrung
der Rechte und Interessen Deutschlands, v. Reden berechnet
den auf Limburg fallenden Anthcil der holländischen Staats-
schuld auf 81, und nach Abzug der Kolonialschuld jedenfalls
auf 40 Millionen für ein Land von 200,000 Einwohnern!
Er gibt auch zu bedenken, ob es aus politischen und mili-
tärischen Gründen ratbsam sei, die Festungen Limburgs in aus-
scrdeutschen Händen zu lassen. — Nachträglich zu dem Be-
richt über die gestrige Sitzung ist zu bemerken, daß der Antrag
deS Abg. Schmitt aus Kaiserslautern auf schleunige Vorlage
eines Gesetzentwurfs zum Schutze der Mitglieder der Natio-
nalversammlung nicht durch Tagesordnung beseitigt, sondern
mit Stimmenmehrheit angenommen worden ist.

Tagesbericht aus Deutschland.


Heidelberg. "Neber die fast täglich vorkommenden Be-
schlagnahmen von öffentlichen Blättern, die z. B. neuerdings
wieder in Bezug auf Nr. 170 der Seeblättcr und Nro. 172
der M. Abendztg. stattfand, sagt das Blatt Ficklcr's:
„An die Stelle der Zensur ist nun die Konfiskation ge-
treten, an die Stelle des Nothstifts die plumpe, beschlagiieh-
mende Hand des Polizei-nannes; der Geistestvdtschlag wird
summarisch betrieben. Freue dich deiner errungenen Preßfrei-
heit, Deutschland! Noch gelten aber die Worte des edlen v.
Sallet:
Es summt 'ne alte alte ahnungsvolle Sage
Den Herr n der Welt alltäglich in die Ohren:
Einst an des Geistes frohem Sicgestage
Geht Königsmacht und Hcrrscherglanz verloren.
Wider den Geist, ihr Sünder! Federstrichen
Erliegt er nicht. Er lebt tief in uns allen.
Einst aus der Freistatt, da er hin entwichen,
Kommt er, und eure Throne werden fallen."
Stock ach. Für den ausgetretenen Straub ist der Post-
halter Baur von Donaueschingen zum Abgeordneten in die 2.
Kammer gewählt.
Stockach, 16. Juli. Heute gingen die letzten bairischen
Soldaten von hier ab, überladen mit Sträußen, welche ihnen
von einem Theil des weiblichen Geschlechts, welches sich hier,
wie in Donaueschingen und Konstanz, ein schlimmes Sitten-
zeugniß ausstellte, gespendet worden waren. Selbst die Kano-
nen und ihre Bespannung waren dreifach mit Blumenkränzen
geziert; Kanonen, welche bestimmt waren, badische Bürger nie-
derzuschießen! Man sagt sogar von hiesigen Frauen, welche
 
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