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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0589

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden I fl.
Il> kr. Bei Znseraten kostet,
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

ML I I ».

Samstag, 23. September.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848.

Einladung zum Abonnement.
Bestellungen auf unser, mit Ausnahme des Montags, täglich erscheinendes Blatt, das mit dem 1. Oktober
ein neues Quartal beginnt, können fortwährend gemacht werden, in Heidelberg in der Buchdruckerei von Renner
und Wolff, auswärts bei allen Postämtern. Es wird in der bisherigen Weise die entschiedenste demokratische
Richtung verfolgen, und mit allen ehrenhaften Mitteln auf das Ziel hin arbeiten, das sein Titel bezeichnet.
Die Redaktion.

Neuestes
"Heidelberg, 22. Sept., Abends 6 Uhr. Soeben
verbreitet sich hier die Nachricht, Struve und Weißhaar
seien mit circa l2,00 Mann Frcischaaren über die badische
Grenze gerückt, hätten Kandern und mehrere andere Orten be-
setzt. Man fügte hinzu, seine Armee wachse unbeschreiblich
schnell. Es soll diese Nachricht dem hiesigen Eisenbahn-Amt
von der Station Schlingen amtlich mitgctheilt worden sein.

82 Sitzung der konstituirenden National-
versammlung.
Mittwoch, den 20. September 1848.
Nach Verlesung des Protokolls erklärt Stavcnhagen
in großem Zorn, daß er bei Erwähnung des Todes des Ab-
geordneten von Auerswald und Lichuowskp den Ausdruck:
niederträchtiger Meuchelmord vermisse. Sekretär v. Möhring
erwidert, daß sich wenigstens das Wort „ermordet" im Pro-
tokoll findet, womit sich Slavenhagcn begnügt. Breuning
verkündet im Namen des Gesetzgebungsausschusscs, daß der
Bericht über die Gesetzvorlage, die Publikation der Beschlüsse
der Nationalversammlung in einer Stunde gedruckt sein werde.
Mohl verliest den Gesetzentwurf, die Sicherstellung der Abge-
ordneten betreffend, oder, wie er sich verbessert, vielmehr den
Vorschlag, den das Ministerium deshalb mache. Dieser Vor-
schlag enthält fünf Artikel, welche ganz die Polizeivorschriftcn
früherer Zeiten über Attentate gegen die öffentliche Ruhe wie-
derholen und von Hochverrath und dgl. mit Androhung harter
Strafen sprechen. Volks - Versammlungen unter
freiem Himmel sollen während der ganzen Dauer
der Sitzungen innerhalb ö Meilen im Umkrc.iL
verboten werden. Stavenhagen. Der Entwurf sichert
uns den Leib, er muß auch die moralische Existenz gegen Ver-
leumdungen und Herabwürdigungen gesichert werden. Er zieht
ein Exemplar der Ncichstagszcitung aus der Tasche und schickt
sich an, etwas vorzulcsen. Er wird von einzelnen Stimmen
unterbrochen; auf die Frage des Präsidenten gestattet ihm die
Versammlung unter Zustimmung der linken Seite die Vorlesung.
Er verliest den Artikel: Das Ergebniß der Abstimmung über
den Waffenstillstand mit Dänemark in der Sitzung vom 10.

September,*) von verschiedenen Beifalls- und Mißfallsbezeu-
gungen unterbrochen. — Damit glaubt er die Frage gerecht-
fertigt, ob bas Justitzministerium Maßregeln treffen werde,
daß Abgeordnete nicht auf so »freche » Weise angegriffen/
dieser »Frechheit» künftig vorgebeugt werde. Tumult.
Mehrere Abgeordnete der Rechten rufen etwas gegen Wesen-
donck. Schaffrath steigt auf die Bühne; die Rechte sucht
ihn durch Lärm am Sprechen zu hindern. Zuruf: Das ist die
gestern besprochene Einheit. Schaffrath: Ich begreife nicht,
nach welchem Artikel der Geschäftsordnung oder dem Gesetz
über Interpellation dem Redner das Wort gegeben worden
ist, der über einen ganz andern Gegenstand sprach als der,
über den eben discutirt wurte. Wenn es dahin kommt, daß
wir unsere kostbare Zeit mit Vorlesung von Zeitungsartikeln
ausfüllcn, so versäumen wir unsere Pflicht, mit deren Erfüllung
es dann balv aus sein wird. Verweist Stavenhagen auf die
bestehenden Gesetze, hier sei nicht der Ort — unterbrechen Sie
mich nicht fortwährend. — Von der Linken: Halten Sie Ruhe
Herr Präsident! Präsident zur Linken: Ich untersage alle Un-
terbrechungen, sie sind von beiden Seiten vorgekommen. Schaff-
rath: Fühlen Sie sich beleidigt, so denunciren Sie vor den
Gerichten; hier ist nicht der Ort zu urtheilen, noch ist es un-
ser Beruf, zu richten. — Wir wollen keinen besonder» Schutz,
wir fühlen uns unter dem Gesetze sicher genug; wir wollen
— meine Freunde werden beistimmen — keinen andern Schuk,
als jeder andere Bürger (Beifall und Zustimmung von der
Linken), wir wollen keine privilegirten Anklagen! Ich habe je-
doch um einer andern Sache willen das Wort erbeten. Die
Bemerkung des Abgeordneten Schuler, daß dem Ministerium
die Jnitiaiive der, Gesetzgebung nicht zustche, wurde dem Ge-
setzausschuß zugleich mit dem Gesetzentwürfe über die Publi-
kation der Gesetze zugcwiescn, ich frage, ob der Bericht auch
diesen Punkt erwähnt. Präsident: er sei unschuldig an dem
Stavenhagen'schen Zwischenfall; die Versammlung habe das
Vorlescn des Zeitungsartikels gebilligt Breuning: Der Be-
richt verbreitet sich allerdings auch über die Zniikitive.
Präsid. schlägt vor, die Vorlage des Ministeriums dcm
Gesetzgebungsausschuß zu Überwegen.
Rösler aus Oels beantragt, daß der Bericht des Pe-
titionsausschußes, welchen Riesser erstattet, nebst dem von die-

*) Siehe unser gestriges Blatt.

Die Red.
 
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