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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0105

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden I fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Pctitzeilc2kr.

22.

Die Republik.

Donnerstag, 27. April.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1828

An die Mitglieder der zur Verhandlung d.r
Deutschen politischen Interessen in Frankfurt
vereinigten Versammln g
(Schluß.)
In Folge der Bcrfolgungen, die von den Allianzen und Con-
greffen ausgingen, wo man rie Menschen als Lastthiere be
handelte, und in Folge der Anmaßungen aller Art, sind unter
den Bewohnern derselben Gegenden in Bezug auf die Sitten
die Nationalität und die Religion Verwirrungen entstanden,
woraus die Despoten leicht Nutzen ziehen könnten. Ohne
von den südlichen slavischen Ländern zu sprechen, welche das
größte Beispiel dazu liefern, erwähne ich nur der Länder am
baltischen Meer, die jetzt der preußischen Monarchie zugehören,
dieser Länder, die verschiedene Völkerschaften: Polen (Mazu-
rcn und Litthauer), Deutsche und Israeliten enthalten, diese
Völker, die bereit sind sich gegenseitig hinzuschlachten, wenn
man statt Worte des Friedens, Worte des Haßes unter sie
wirft. Dort ist die Erde vom menschlichen Blute genugsam
getränkt, welches zur Ausrottung der alten Preußen die teu-
tonischen Ritter vergossen haben, die wiederum von den Lit-
hauern, von unscrn Herzogen von Mazowic und unfern Ja-
gellonen bekämpft wurden; von dem Blute endlich, das Na-
poleon vergossen, um die neue preußische Monarchie zu er-
drücken. Es ist genug der Schlächtereien, wie die der preu-
ßischen Heiden, wie die Kämpfe bei Grünwald und Tannen-
berg oder Eilau, dieser mörderischen Schlachten, wo nicht
allein die zwei Stämme, der slavische und germanische sich
gegenseitig hinschlachteten, sondern auch die Gallier ihr Blut
dazu mischten. Wenn gleich die Interessen Europa'ö es er-
fordern, daß Polen stark und mächtig sei, daß seine Grenzen
das baltische und das schwarze Meer berühren, wie cs wäh-
rend mehreren Jahrhunderten der Fall war. Wenn gleich
die materiellen Interessen der baltischen Küsten durch geogra-
phische Lage sehr enge verknüpft sind mit den Geschicken Po-
lens, so mögen doch die Bewohner selbst sich frei auesprechcn,
der europäische Congreß möge darüber entscheiden.
Deutsche Männer, vorwärts, Muth! Schränket Euch
nicht auf genaue Grenzen Deutschlands ein, und Ihr könnet
der Welt den Frieden zusichern, und die Gerechtigkeit wieder
erstehen lassen. Auch nur auf solche Weise könnt Ihr das
Glück Eures großen und schönen Vaterlandes begründen.
Sagt zu denen der Eurigen, die frei sein und noch die Slaven
in Ketten halten wollen, daß sie mit der einen Hand nieder-
reißen, was sie mit der andern aufrichten. Ermuthigxt sie
uns zu helfen unsere Ketten zu brechen. Höret die Stimme
desjenigen, ter, in seinem Vaterlande mit einer hohen Stel-

lung beehrt, während siebzehn Jahre langem Exil, in mehre-
ren Ländern und unter verschiedenen Negierungen genug Er-
fahrungen erworben hat, um sich an Euch zu wenden, und
der es sich zur Pflicht macht es zu thun, indem er als Mit-
glied der National-Repräsentation geschworen hat, mit allen
seinen Mitteln und bei allen Gelegenheiten an der Auferste-
hung se-ncs Vaterlandes zu arbeiten.
Genf, den 24. März 1848.
M. H. Nakwaski-,
Landbote am polnischen Reichstage.
Adresse
des Poleneomites in Genf an das Schweizer Volk.
A nm erku ngen.
(Schluß.)
Es scheint uns, man gelange schneller zur Verständigung,
wenn man dem Nath dieser Adresse folgt. Diese Weise (deren
sich leider einige Mitglieder der Frankfurter Versammlung schul-
dig gemacht haben), unter den Bevölkerungen verschiedener Stäm-
me die das nämliche Land bewohnen, daö Feuer der Zwietracht
anzuschüren, muß ebensowohl für Deutschland als für Polen mit
großem Uebel enden, woraus daö Czareuthum, unser gemein-
schaftlicher Feind, seinen Vortheil zu ziehen wissen wird. Indem
wir noch einmal auf den Artikel des Korrespondenten der Hcidelb.
Deutschen Zeitung zurückkommen, der sich so ärgert, daß wir
von der Oder als polnischer Grenze gesprochen haben, bemerken
ww ihm, daß in Schlesien an den Ufern der Oder 800,000
polnische Einwohner leben, die, nebst mehr als einer Million
theilS polnischer theilö lithauischcr Eingeborner in West- und
Ostpreußen, unter dem deutschen Joche seufzen; unter politischem
sozialem und sogar religiösem Joche, das sehr einer „Knechtschaft"
gleicht. Wir bringen ihm in Erinnerung, daß cs im Ganzen
mehr als drei Millionen Polen und Lithancr in der preußischen
Monarchie gibt, und daß, wenn einmal diese Länder demokratisch
organisirt sein werden, die Stimme dieser drei Millionen sich
geltend machen wird. Jetzt darf sie sich freilich nicht hören
lassen, denn auf 600 Mitglieder des sogenannten preußischen
Landtags zu Berlin, haben sie nur 30; während sie nach Maß-
stab der Bevölkerung gegen 140 Stimmen haben sollten.
Indem die Frankfurter Versammlung anstatt der im obigen
gegebenen Nath der Versöhnung anzunehmcn aut despotische Weise
den Anschluß .eines Theiles von Polen (Westpreußen) an Deutsch-
 
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