Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganze» Großh. Baden l st.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.
Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Büch-
druckerei von Renner n.
Wolff und beiKaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
MO 112.
Dienstag,1. Mngust.
1848.
Die rothe Republik.
Motto:
Kommen wirp in jevem Fall, was
kommen soll / ihr m'ögcr cs einleiren,
oder ank'znlialren suchen. Nur wird
es in Oonncnvclrern licreiubrecheu,
wenn cS gchiildcrr wird, ''eine ^.'e--
dcnswa'rmc still z i ciirfaltcn.
Cajeran Wciller.
Das Wort, welches die Aufschrift dieses Artikels bildet, ge-
hört zu den vicien Gespenster», mit welchen die Rückschrittspartci
die Unmündigen, die politischen Kinder und Feiglinge im Zü-
gel hält. Sogar die rothen Lappen und Bänder, mit welchen
sich in letzter Zeit einzelne Republikaner öffentlich zeigten, wur-
den und werden noch heute als Vorläufer der Blutfahnc be-
zeichnet, mit deren Entfaltung Mord und Brand und Bürger-
krieg über das Vaterland hereinbrechen, überhaupt ein Zustand
eintreten würde, bei welchem das Kind im Mntterleibe so we-
nig als das Brod im Kasten sicher sein würde. Die Reak-
tionsmänner vergessen aber dabei wohlweislich, zu sagen, daß
die Blutfahne zum ersten Mal aufgcpflanzt wurde, um einen
schuldigen König gegen den gerechten Zorn eines zertretenen
Volkes zu schützen; sie lassen unerwähnt, wer das Volk dazu
treibt, sich in Massen zu erheben und mit einem Wort, sie
sprechen blos von den Folgen, nicht von den Urhebern eines
Bürgerkriegs.
Greift ein Volk zum Aeußerstcn, so geschieht es, weil
ihm sein ganzer Zustand durch den Druck der Staatslenker
unerträglich geworden ist; — gegen diese also steht es auf
nicht aber gegen Weiber und Kinder oder einen andern Theil
der Bevölkerung, der unter dem Drucke weniger gelitten hat
und deßwegen nicht für Abschüttelung desselben kämpfen will;
es kann seinen Unwillen nicht gegen sich selbst, sondern nur
gegen Diejenigen kehren, die es unterdrückt und mißhandelt
haben.
Das Alles lassen die politischen Krebse völlig außer Acht.
Wenn ein Fürst seine Flintenmänner dazu braucht, um dem
„Pöbel" blaue Bohnen in den Leib zu jagen und auf die ge-
reckten Forderungen seiner Unterthanen mit Kartätschen ant-
wortet, so finden sie das in der hergebrachten Ordnung; wenn
aber das Volk mit der Faust seine ewigen Rechte erwerben
will, so schreien sie über Anarchie. — Sic vergessen, daß die
Fürsten die größten Anarchisten sind, weil sie dem Anbruch
einer besseren Zukunft cntgegenstehen, wie sie die Mehrheit be-
gehrt.
Läge den Fürsten das Mindeste am Wohlergehen der
Völker, so würden sie deren Wünsche beachten und dem immer
allgemeiner werdenden Drängen nach Einführung der Republik
die gebührende Rechnung tragen. So aber klammern sie sich
mit krampfhafter Anstrengung an ihre Kronen, suchen sich mit
ihrem Geld und Einfluß Anhänger zu erwerben, welche die
wackelnden Throne schützen sollen, und zwingen damit dem
Volk von Tag zu Tag mehr die Ucberzcugung auf, daß der
Weg zur Freiheit nur durch Blut führt, daß es Gewalt brau-
chen muß, wenn es zu seinem Rechte gelangen will.
Werden die Plane der Fürsten und der Rückschrittspartei
gelingen? — Bis zu einem gewissen Grad. — Wie diese reich
genug waren, bisher hochgeachtete Männer in Frankfurt und
anderwärts zum Verrath an der Sache der Freiheit zu bewe-
gen, so wird es ihnen auch möglich sein, gegen das republi-
kanisch gesinnte Volk neue Söldnerschaarcn zu den allen zu-
sammen zu bringen und abermals die Blutfahne gegen uns
zu entfalten. Wir sehen voraus, daß dies geschehen wirb,
aber wir fürchten uns nicht. Alle Fürsten der Welt sind nicht
im Stande, ein großes, wenn auch unglückliches Volk auf's
Neue zu knechten, sobald dasselbe frei sein will. Und daß daS
Volk solches will, gibt es immer deutlicher zu erkennen. Mit
jedem Tage gewinnt die Sache der Republik neuen Boden und
sic wird sich die Welt erwerben allen Fürsten und Soldaten
zum Trotz. Der Tag kann daher nicht mehr ferne sein, an
welchem Purpurmäntel uns voranflattern — Sammelt immer-
hin eure Soldknechte, ihr Herren! Ihr seid zu arm, um
40 Millionen Menschen zu verkaufen und wenn ihr es auch
vermöchtet, -- es gibt keine Verräther unter uns; die finden
sich nur in höheren Kreisen Meint ihr, wir seien Feiglinge?
— Feig unter uns sind nur die, welche einmal in eurer Nähe
geweilt haben; aber Millionen werden als Männer euren
Feuerschlünden entgegen gehen. Wir sind eure Gklaven gewe-
sen und haben uns unerschrocken gezeigt; meint ihr, wenn cs
die Freiheit zu erringen gilt, werden wir schwach und furcht-
sam sein? Hofft ihr, eure Soldknechte werden uns zum Wei-
chen bringen?
Ihr könntet euch irren und das Blut verantworten müs-
sen, das ihr uns für unsere Freiheit zu vergiessen zwinget:
Das Blub unserer Brüder und unser eigenes könnte über
euch kommen und über eure Kinder. Denn wir wollen die
ganze und volle Freiheit in der demokratischen Republik, müs-
sen wir sic auch durch Ströme von Blut erfechten.
Noch aber steht es bei euch, ob die Republik eine rothe
sein soll, oder nicht; noch hängt es von euch ab ob wir in
das Land der Freiheit friedlich oder mit dem blutigen Schwert
in der Faust, einziehen sollen. — Wir werden euch danken so
ihr in Güte euch mit uns verständigt und uns gebt was uns
von Gottes und Rechts wegen gehört. Aber wisset daß wir
einen Krieg der Völker gegen die Könige entflammen, wenn
ihr einen Krieg der Könige gegen die Völker erreget. Erin-
nert euch stets, daß die Kämpfe, welche sich die Völker auf
Befehl ihrer Despoten liefern den Streichen gleichen welche
zwei Freunde, die von arglistigen Menschen aufgchctzt sind in
der Dunkelheit auf einander führen. Bricht der Tag an, so
umarmen sie sich und nehmen Rache an dem Wilcher sie zum
Besten gehalten hat. Ebenso wird auch unsern Leuten, die
heute und vielleicht morgen noch mit euch ziehen bald genug
ein Licht aufgchen und sie werden sich mit uns verbünden im
Angesicht der entthronten Tyrannen, der beruhigten
Erde und des befriedigten Himmels.
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganze» Großh. Baden l st.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.
Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Büch-
druckerei von Renner n.
Wolff und beiKaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
MO 112.
Dienstag,1. Mngust.
1848.
Die rothe Republik.
Motto:
Kommen wirp in jevem Fall, was
kommen soll / ihr m'ögcr cs einleiren,
oder ank'znlialren suchen. Nur wird
es in Oonncnvclrern licreiubrecheu,
wenn cS gchiildcrr wird, ''eine ^.'e--
dcnswa'rmc still z i ciirfaltcn.
Cajeran Wciller.
Das Wort, welches die Aufschrift dieses Artikels bildet, ge-
hört zu den vicien Gespenster», mit welchen die Rückschrittspartci
die Unmündigen, die politischen Kinder und Feiglinge im Zü-
gel hält. Sogar die rothen Lappen und Bänder, mit welchen
sich in letzter Zeit einzelne Republikaner öffentlich zeigten, wur-
den und werden noch heute als Vorläufer der Blutfahnc be-
zeichnet, mit deren Entfaltung Mord und Brand und Bürger-
krieg über das Vaterland hereinbrechen, überhaupt ein Zustand
eintreten würde, bei welchem das Kind im Mntterleibe so we-
nig als das Brod im Kasten sicher sein würde. Die Reak-
tionsmänner vergessen aber dabei wohlweislich, zu sagen, daß
die Blutfahne zum ersten Mal aufgcpflanzt wurde, um einen
schuldigen König gegen den gerechten Zorn eines zertretenen
Volkes zu schützen; sie lassen unerwähnt, wer das Volk dazu
treibt, sich in Massen zu erheben und mit einem Wort, sie
sprechen blos von den Folgen, nicht von den Urhebern eines
Bürgerkriegs.
Greift ein Volk zum Aeußerstcn, so geschieht es, weil
ihm sein ganzer Zustand durch den Druck der Staatslenker
unerträglich geworden ist; — gegen diese also steht es auf
nicht aber gegen Weiber und Kinder oder einen andern Theil
der Bevölkerung, der unter dem Drucke weniger gelitten hat
und deßwegen nicht für Abschüttelung desselben kämpfen will;
es kann seinen Unwillen nicht gegen sich selbst, sondern nur
gegen Diejenigen kehren, die es unterdrückt und mißhandelt
haben.
Das Alles lassen die politischen Krebse völlig außer Acht.
Wenn ein Fürst seine Flintenmänner dazu braucht, um dem
„Pöbel" blaue Bohnen in den Leib zu jagen und auf die ge-
reckten Forderungen seiner Unterthanen mit Kartätschen ant-
wortet, so finden sie das in der hergebrachten Ordnung; wenn
aber das Volk mit der Faust seine ewigen Rechte erwerben
will, so schreien sie über Anarchie. — Sic vergessen, daß die
Fürsten die größten Anarchisten sind, weil sie dem Anbruch
einer besseren Zukunft cntgegenstehen, wie sie die Mehrheit be-
gehrt.
Läge den Fürsten das Mindeste am Wohlergehen der
Völker, so würden sie deren Wünsche beachten und dem immer
allgemeiner werdenden Drängen nach Einführung der Republik
die gebührende Rechnung tragen. So aber klammern sie sich
mit krampfhafter Anstrengung an ihre Kronen, suchen sich mit
ihrem Geld und Einfluß Anhänger zu erwerben, welche die
wackelnden Throne schützen sollen, und zwingen damit dem
Volk von Tag zu Tag mehr die Ucberzcugung auf, daß der
Weg zur Freiheit nur durch Blut führt, daß es Gewalt brau-
chen muß, wenn es zu seinem Rechte gelangen will.
Werden die Plane der Fürsten und der Rückschrittspartei
gelingen? — Bis zu einem gewissen Grad. — Wie diese reich
genug waren, bisher hochgeachtete Männer in Frankfurt und
anderwärts zum Verrath an der Sache der Freiheit zu bewe-
gen, so wird es ihnen auch möglich sein, gegen das republi-
kanisch gesinnte Volk neue Söldnerschaarcn zu den allen zu-
sammen zu bringen und abermals die Blutfahne gegen uns
zu entfalten. Wir sehen voraus, daß dies geschehen wirb,
aber wir fürchten uns nicht. Alle Fürsten der Welt sind nicht
im Stande, ein großes, wenn auch unglückliches Volk auf's
Neue zu knechten, sobald dasselbe frei sein will. Und daß daS
Volk solches will, gibt es immer deutlicher zu erkennen. Mit
jedem Tage gewinnt die Sache der Republik neuen Boden und
sic wird sich die Welt erwerben allen Fürsten und Soldaten
zum Trotz. Der Tag kann daher nicht mehr ferne sein, an
welchem Purpurmäntel uns voranflattern — Sammelt immer-
hin eure Soldknechte, ihr Herren! Ihr seid zu arm, um
40 Millionen Menschen zu verkaufen und wenn ihr es auch
vermöchtet, -- es gibt keine Verräther unter uns; die finden
sich nur in höheren Kreisen Meint ihr, wir seien Feiglinge?
— Feig unter uns sind nur die, welche einmal in eurer Nähe
geweilt haben; aber Millionen werden als Männer euren
Feuerschlünden entgegen gehen. Wir sind eure Gklaven gewe-
sen und haben uns unerschrocken gezeigt; meint ihr, wenn cs
die Freiheit zu erringen gilt, werden wir schwach und furcht-
sam sein? Hofft ihr, eure Soldknechte werden uns zum Wei-
chen bringen?
Ihr könntet euch irren und das Blut verantworten müs-
sen, das ihr uns für unsere Freiheit zu vergiessen zwinget:
Das Blub unserer Brüder und unser eigenes könnte über
euch kommen und über eure Kinder. Denn wir wollen die
ganze und volle Freiheit in der demokratischen Republik, müs-
sen wir sic auch durch Ströme von Blut erfechten.
Noch aber steht es bei euch, ob die Republik eine rothe
sein soll, oder nicht; noch hängt es von euch ab ob wir in
das Land der Freiheit friedlich oder mit dem blutigen Schwert
in der Faust, einziehen sollen. — Wir werden euch danken so
ihr in Güte euch mit uns verständigt und uns gebt was uns
von Gottes und Rechts wegen gehört. Aber wisset daß wir
einen Krieg der Völker gegen die Könige entflammen, wenn
ihr einen Krieg der Könige gegen die Völker erreget. Erin-
nert euch stets, daß die Kämpfe, welche sich die Völker auf
Befehl ihrer Despoten liefern den Streichen gleichen welche
zwei Freunde, die von arglistigen Menschen aufgchctzt sind in
der Dunkelheit auf einander führen. Bricht der Tag an, so
umarmen sie sich und nehmen Rache an dem Wilcher sie zum
Besten gehalten hat. Ebenso wird auch unsern Leuten, die
heute und vielleicht morgen noch mit euch ziehen bald genug
ein Licht aufgchen und sie werden sich mit uns verbünden im
Angesicht der entthronten Tyrannen, der beruhigten
Erde und des befriedigten Himmels.