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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0629

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Bestellung wird gemacht in.
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
* allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

K- 133. Donnerstag, 3. Oktober. 1848.
Einladung znm Abonnement.
Bestellungen auf unser, mit Ausnahme des Montags, täglich erscheinendes Blatt, das mit dem 1. Oktober
ein neues Quartal beginnt, können fortwährend gemacht werden, in Heidelberg in der Buchdruckerei von Renner
und Wolff, auswärts bei allen Postämtern. Es wird in der bisherigen Weise die entschiedenste demokratische
Richtung verfolgen, und mit allen ehrenhaften Mitteln auf das Ziel hin arbeiten, das sein Titel bezeichnet.
Die Redaktfon.

Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l ff.
l<> kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.



8U. Sitzung der konstituirenben National-
versammlung.
Montag, den 2. Oktober 1848.
Nackdem der Präsident den Austritt der Abgeordneten
Glück von München, Pointinger von Leoben, Jakob Grimm
und v Pegnilhcn angezeigt, checkte derselbe mit, daß die Abg.
Jordan von Marburg mit 182, Prettis mir 136, v. Sama-
ruga mit 114 Stimmen in den iternationalen, und von Ra-
dowitz mit 194 Stimmen in den Wehraueschuß gewählt wor-
den seien, Im Namen des MarineausschuffcS beantragt Jor-
dan von Berlin: die Nationalversammlung möge das Finanz-
ministerium auffordern, sofort den Beschluß der Nationalver-
sammlung vom 14. Juni zu vollziehen und 3 Millionen Th.
für die deutsche Marine flüssig zu machen. Pauer von Augs-
burg kündigt den Bericht des Gesctzgebungsausschusses über
den Gesetzvorschlag, den Schutz der Nationalversammlung be-
treffend,, und Lette jenen des volkswirthschaftlichen Ausschusses
über die Petitionen wegen Aufhebung oder Ablösung der Grund-
lasten an. Hierauf crtheilt der Prässdcnt dem Reichsmiiiister
des Innern v. Schmerling das Wort zu der auf heute ande-
raumten Beantwortung verschiedener Interpellationen. Der
Minister erwiedert 1) auf die Interpellation Zimmermann's
von Spandau wegen der gegen die Deutschen in Ungarn ver-
übten Gräuelthaten: Es sei zu unterscheiden, zwilchen den in
Ungarn angesiedclten und eingebürgerten und Len sich nur
vorübergehend dort aufhaltenden Deutschen. Für erstere ver-
mittelnd einzuschrciten, liege eben so wenig in dem Berufe
Deutschlands, als es z. D. bei einem Bürgerkriege in Frank-
reich für die Elsässer einzuschreiten berechtigt wäre. Was die
zweite Klasse von Deutschen betreffe, so sei dem Ministerium
von Unbilden gegen dieselben sowie von, Beschwerden ihrerseits
nichts bekannt geworden. Sollte der Fall wirklich Vorkommen,
so werde das Ministerium seine Verpflichtung zum kräftigen
Schutze jener Deutschen erfüllen. Die zwecke Frage wegen
Absendung einer Gesandtschaft nach Ungarn sei eine schwebende
und könne deshalb jetzt nicht in Erörterung kommen. Uebri-
gcns müsse er bemerken, daß noch keine europäische Macht
diplomatische Verbindungen mit Ungarn angeknüpft habe. Die
3. Frage, die deutschen Junigcfangenen in Paris anlangend,
beantwortete er dahin: D^ französische Regierung habe sich
bereit erklärt, diejenigen Gefangenen, gegen welche keine andere
Anklage vorlicge, auf etwaige Reklamation ihrer Negierungen

an diese auszuliefern. England — bemerkt der Minister von
Schmerling dazu - habe erklärt, daß es kerne Reklamation
für seine in dieser Categorie befindlichen Angehörigen erheben
werde. Ucbrigens sei die Erklärung der französischen Regierung
den einzelnen deutschen Negierungen zugcstellt worden, da es
nicht Sache des Reichs, sondern der einzelnen Staaten sei,
eine Reklamation zu erheben Nun kommt die Reihe 4) an
die Interpellation Berger'S in Bezug auf die rückständigen
Wahlen in Oesterreich. Der Minister theilt mit, das österr.
Ministerium habe auf die früheren Aufforderungen des Reichs-
ministeriums geantwortet: es sei vollkommen von der Wichtig-
keit einer vollständigen Vertretung Oesterreichs in der Natio-
nalversammlung durchdrungen; allein es seien in einzelnen Be-
zirken Vorurtheile zu besiegen, was nicht Sache der Gewalt,
sondern nur der Belehrung sein könne. Indessen habe das
Ministerium an die Behörden von Mähren und Böhmen neue
Befehle wegen Vornahme der Wahlen erlassen. Daö Reichs-
ministerium hat nach Empfang dieser Erklärung das österr.
Ministerium des Innern wiederholt aufgcfordcrt, die Vornahme
der Wahlen möglichst zu beschleunigen. Herr Berger hat Z)
gefragt, welche Stellung die Centralgewalt den reactionär-par-
tikularistischcn Bestrebungen Oesterreichs gegenüber einzunehmcn
gedenke. Der Minister erwiedert hierauf: Das Ncichsministe-
rium werde allen reaktionären Bestrebungen eben' so energisch
entgegentreten, wie es die Anarchie bekämpft habe und be-
kämpfen werde. Die 6) Interpellation ist jene von Junghanns
in Betreff der badischen Wahlen. Hierüber gibt dcr Minister
die Auskunft, daß die Wahl für Thiengen bereits ungeordnet
durch die Unruhen in Baden aber verzögert worden sei. In
Offenburg sei (für den ausgetretenen Abg. Ree) der politische
Flüchtling Advokat Werner gewählt worden; die Wahl habe
ihm aber nicht eröffnet werden können, da derselbe mit Steck-
briefen verfolgt werde. Was 7) die von Schüler von Jena
zur Sprache gebrachte Besetzung der thüringischen Herzogthümcr
betreffe, so sei dort allerdings eine Truppeuaufstellung erfolgt,
und zwar aus strategischen Gründen, und um der Regierung
zur Erhaltung der Gesetze und der Ordnung Beistand zu
leisten, von einer Besetzung dcr Herzoglhümer sei aber keine
Rede. Jene Ausstellung werde übrigens so lange dauern, bis
ihr Zweck, dcr theilweise cingcriffenen Gesetzlosigkeit zu steuern,
erreicht sei. Nachdem der Minister des Innern diese Erläu-
terungen gegeben, stellte Jahn zwei neue Fragen an denselben:
1) ob die Gesellschaft des „Deutschen Hofes" vor dem Aus-
 
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