Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die gespaltene Petitzeilc 2 kr.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u>
Wolsf und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

ML 11.

Mittwoch, 12. MpviL.

1828.

Drei Aktenstücke
. über
das Verhalten der Minorität auf den Volkstagen zu
Frankfurt am Main
vom 31. März bis 5. Avril 1848.
n
Erklärung des protestirenden Theils der Minorität bei der
Abstimmung über das Mißtrauensvotum gegen den Bun-
destag, am 2. April 1848.
(Schluß)
Unter fortgesetztem Ankämpfen von unserer Seite gegen
-eine Mehrheit, welche wir nicht als die wahre Vertreterin des
deutschen Volkswillcns anzuerkennen vermochten, gingen die
Ta« des 31. März und 1. April vorüber. Am 1. April
wrWe namentlich unser, auf Pcrmanenzerklärnng gerichteter
Antrag-verworfen, dagegen auf Gagern's Antrag die Ein-
berufung ,öer konstituirenden Nationalversammlung von der
Mitwirklpig des deutschen Bundestags abhängig gemacht.
Hierdurch,-sahen wir uns veranlaßt, uns über die Mittel und
Wege Ä berathen, wie der deutschen Nation die Schmach er-
spart Arden könne, ihre Schicksale wieder von Neuem in die
Hände des Bundestags gelegt zu sehen. Das Ergebniß die-
ser' Berathung war, daß von Robert Blum und mehreren
Andern unserer Gesinnungsgenossen bei der Versammlung der
Antrag cingercicht wurde, dieselbe solle erklären:
„Bevor die Bundesversammlung die Angelegen-
heiten der Begründung einer konstituirenden Versam-
„lung in die Hand nehmen kann, muß sich dieselbe
„von den verfassungswidrigen Ausnahmsbeschlüssen los-
„sagen und die Männer aus ihrem Schooße entfernen,
„die zur Hervorrufung und Ausführung derselben mit-
„gewirkt haben."
Für den Fall, daß dieser Antrag sollte verworfen werden,
wurde verabredet, eine Verwahrung cinzulegen, welche wir
hierneben anschließen. (Siehe Anlage)
Auf den Antrag Bass ermann's wurde obiger, die Ver-
höhnung der schroff einander widerstrebenden Partheien bezwek-
kende Antrag verworfen, und eig anderer angenommen, wel-
cher an die Stelle des Wortes „k.e v o r" das Wort „i n d e m"
und an die Stelle der Worte „nehmen kann" das Wort
„nimmt" setzt, wodurch es in die Willkühr des Bundestags
und der Bundesregierungen gestellt wurde, wann und ob

sie überhaupt sich von den verfassungswidrigen Ausnahmebe-
schlüffen lostrennen wollen, und die Männer, welche zu deren
Hervorrufung und Ausführung mitgewirkt haben, aus seinem
Schooße entfernt werden sollen.
Der Fall war also eingetreten, welcher in unserer Ver-
wahrung vorhergesehen worden war. In die Hände des Bun-
destags war die Zusammenberufung der konstituirenden Natio-
nalversammlung Deutschlands gelegt und die Reinigung des
Bundestags von seinen verfassungswidrigen Beschlüssen, und
seinen verfaffungsfeindlichen Mitgliedern wurde auf die Zu-
kunft verwiesen.
Unter diesemUmständen hielten wir es für unsere Pflicht,
durch einen entscheidenden Sänkt einer Versammlung gegen-
über zu treten, welche den verfassungswidrigen Ausnahmebe-
schlüffen des Bundes und deren Urhebern und Begünstigern
nicht durch eine unzweideutige Erklärung gegenüber treten
wollte. Nach dem Beschlüsse der Versammlung vom 1. April
sollte nämlich auf Gagern's Antrag der zu wählende Ausschuß
sofort mit dem Bundestage in Geschäftsverbindung treten,
während die verfassungswidrigen Ausnahmegesetze noch bestan-
den und deren Miturheber und Begünstiger noch in dem Lstz-
tern Sitz und Stimme hatten.
Wir hätten geglaubt, dem Willen des Volkes zu wider-
sprechen und wären in SZiderspruch mit unserer eigenen Ueber-
zeugung gerathen, wcnm wir nun länger Antheil genommen
hätten an den Verhandlungen einer Versammlung, welche
ihre Stellung in dem Maße mißkannte, daß sie sich lieber auf
den Bundestag, als auf das Volk stützen wollte. Viele
unter uns verließen daher sofort am 2. Avril den Sitzungs-
saal der Versammlung, Andere schlossen sich uns an. Wir
wollen ausharre" beim Volke! — das könnten wir nicht, wenn
wir unser Wirken abhängig machten von dem guten Willen
der nur mangelhaft gereinigten und immer noch den Ausnah-
megesetzen der Jahre 1819, 1824, 1831, 1832 und 1834
unterworfenen Bundesversammlung. Wir zählen darauf, das
deutsche Volk werde den Schritt, welchen wir thaten, gut-
heißen.
Der Augenblick der Entscheidung ist gekommen. In ei-
nem solchen müssen die Freunde des Volkes, die entschiedenen
Männer, sich zusammcnschaaren. Jetzt gilt es nicht mehr, sich
mit dem Bundestage und mit den Vertretern des Geburts-
adels, der Schreibstubenherrschaft und veralteter Stände nutz-
los herumKm'ten, sondern es gilt zu handeln für eine bessere
Zukunft des deutschen Volkes. Wir müssen endlich treten aus
der Zeit der zögernden Unterhandlung in diejenige der ent-
scheidenden Handlung. Das deutsche Volk erwartet von
seinen Vertretern Thaten. Darum haben wir eine Ver-

r
 
Annotationen