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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0657

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Grosh. Baden l st.
Il> kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Pctitzcile 2kr.

KL 1«2.



Bestellung wird gemacht ld
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Freiing, KMsber.

18^8.

Die Geistlichen in Baden.'
Aus dem Bauernkrieg.
Frage: Was ist das für ein Wesen?
Antw.: Wir mögen vor Pfaffen und Adel nit genesen.
Man liest jeden Tag von zusammengetretenen Gesellschaft
ten einzelner Zweige der großen Menschengesellschaft. Wirche,
Bierbrauer, Notare und Aezte, Schullehrer und Apotheker,
Geometer und Biehdoktores — Alles, Alles tritt zusammen,
um seine Lage, seine Gebrechen, seine Besserstellung und sein
Beffcrmachen zu besprechen — nur nicht der geistliche Stand;
und unter diesem nicht einmal der katholische am wenigsten;
denn am allerwenigsten thut der sogenannte eoangcl.-prolest.
Stand der Gcistlieben, besonders im Badischen.
Zittel, Dittenberger, Otto und Burck haben zwar schwache
Anfänge gemacht, dem große» Götzen, dem Oberkirchenrath
zu zeigen, daß wenigstens Etwas des Bessern Nachkommen
müße, dieweilen der bisherige Zustand der evangel.-Protestant.
Kirche Badens vollkommen im Argen, d. h. in der Hölle sel-
ber liege; allein die Männer sind theils sehr gemischt und un-
ter sich uneinig, theils sind es nur Geistliche. Gemischt
sind die Männer, weil sie nicht zu einander paffen, weil —
Gott verzeih' uns die Sünde, daß wir es sagen! — Zittel
nicht zu Dittenberger, Otto nicht zu Burck paßt. Dittenber-
ger ist ein unbestritten braver, vorurtheilöfceicr und freier Thc-
loge, wie auch Mensch, ohne Selbstsucht; Zittel will Prälat
oder deutscher Kultusminister werden und liebäugelt des-
halb schon lange mit den Jesuiten und Pietisten;
Otto ist schreibselig, hat gutgemeinte Rücksichten, nahe der
Residenz, ein weiches Naturell, als Mensch liebenswürdig,
als Charakter biegsam. Burck — Gottlob, daß wir Preßfrei-
heit haben — ist der Mann, der sich noch nie gebückt hat,
der Zucker im Herzen und die Galle im Munde führt, der
Jedermann frei ins Gesicht schauen, niemals von sich selbst
reden, nie an sich denken, nie schmeicheln, nie betteln, nie
Thränen aufdrücken kann, der Alles gelernt hat, nur nicht krie-
chen — der über allen theologischen Parteien steht, wenn er
weiß, wer Direktor wird. Kurz Burck cst der umgekehrte
Jud Süß. — Ich frage nun, wie kann ein freier Mann
wie Ziitel, ein gottloser wie Dittenberger, ein starker, wie
Otto, ein wahrer, wie Burck Etwas besser» in dec evange-
lisch-protestantischen Kirche. Badens? Sie sind uneins; ein
babylonischer Thurmbau; hier Sand, dort Kalk, da Stein
oder Wasser
Aber cs sind auch nur Geistliche. Daß eigene Kirchen-
gemcinderäthe der hohen Klasse auch sich anschicken zur großen
badischen Reformation gegen die drei böhmischen (nicht hussi-
tischen) Kardinale in der Metropole, das macht nichts, denn
diese Herren repräsentier» das Volk nicht. Von diesem al-
lein geht alles Bcsserwerden in Staat und Kirche aus, darum
haben die Protoxopeu seither sich alle Mühe gegeben, eben

dies Volk von dem Kirchenregime auszuschließen. O des Wor-
tes: Kirche! Es ist eine Lästerung gegen Christus, der nur
Gemeinden, aber keine Pfaffenkirchen ohne Gläubige gestiftet
hat. Seht ihr denn nicht, ihr heilige Sünder, daß ihr Chri-
stum jeden Tag kreuziget? Erkennet ihr nicht, daß ihr zu
feig, zu selbstsüchtig, zu karg seid, um für das Volk, das euch
unterhält, etwas Großes zu chun? Ihr habt die Schule bis-
her unterjocht, der Sklave hat sicherhoben, er trotzt dem Zwing-
herrn; ihr aber laßt euch für Kompetenzfrucht, Zehntzins,
Weinbesoldung, Speck und Eier die Schlafhaube über den
Kopf ziehen, ihr, die sehen und doch nicht sehen! Wer kann
auf euch noch hoffen, an euch noch glauben, die ihr auf euren
böhmischen Dörfern lebt, lru^os eonsumoro nati, denen aber
der Geist als ein Gespenst erscheint!
Helft ihr euch selbst, ihr Gemeinden, euere Geistlichen
sagen: Ich nehme hin, schlachte und esse, dann noch einmal,
daun noch eiiimal re.; endlich denken wir auch an uns selbst!
Schade, daß der Blutzehnten aufgehohen ist, der paßte ganz
zn der blutigen Theologie der' Geistlichkeit.
Herr Jesus, was würde die Klerisei mit dir machen,
wenn du heute kämest! In Nastadt müßtest du vermodern
oder in Neupcnsilvanien, das liegt bei Böhmen. Bären und
Büffel würden Sonntags dich morden, das ist das heutige
Christenthum. Darum sei wach, Christenvolk, wenn du nicht
selbst dir hilfst, von de» Pfaffen haft du nichts zu hoffen.
(Seebl.)

2. Sitzung der 2. badische» Kammer.
Dienstag, 10. Okt. 1848.
Vorsitzender: Präsident Mittermaier, später Vizepräsident
Weller. Auf der Ministerbank: Bckk, v. Stengel, Brauer. —
Nachdem im Eingang der Sitzung der Abg. Bauer beeidigt
worden, zeigt Bekk der Kammer eine Gesetzesvorlage an, die
Klagen gegen öffentliche Diener wegen Amtshandlungen be-
treffend, wonach dieselben wegen solcher Handlungen ohne Er-
mächtigung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde zu gcricktlichcr Un-
tersuchung gezogen werden können, und die entgegenstehenden
Bestimmungen des Staatsdieneredikts und anderer Gesetze auf-
gehoben werden.
Mehrere Petitionen, welche die Amnestie betreffen, werden
von verschiedenen Abgeordneten angezeigt; außerdem vonLehl-
bach eine aus Schriesheim mit zahlreichen Unterschriften ein-
gelaufene um Auflösung der Kammer, vollständige Abschaffung
der ersten Kammer und Berufung einer aus direkten Wahlen
ohne Census hcrvorgehenden konstituircnden Versammlung für
Baden.
Helmrcich ergreift das Wort, um auf den Nothstand im
Odenwald und Schwarzwald, wo die Tuchfabrikation im Klei-
nen durch die großen Fabriken zu Grunde gerichtet sei, und
auf einen vor Kurzem in Belgien erfundenen Wcbstuhl von
ganz neuer Konstruktion, als auf ein Mittel zur Abhülfe jenes
 
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