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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0791

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. ZnHeidel-
berg vierteljährig 45 kr.
« Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden I fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.




ie Repubiik

Dienstag, 21. November.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848.

An unsere Aeser.
Unsere Blatter werden in Zukunft anstatt Vormittags am vorher-
gehenden Abend erscheinen/ und so die neuesten Nachrichten um 24 Stun-
den früher bringen/ als bisher. Inserate können bis Mittags 12 Uhr
aufgegeben werden/ um noch am selben Tag zu erscheinen.
Die Redaktion.

Mn das deutsche Volk!
Robert Blum, Abgeordneter zur deutschen National-
versammlung, ist am 9. November in Wien standrechtlich er-
schossen worren.
Er hinterläßt eine Wittwe, vier Kruder und kein Ver-
mögen.
Das deutsche Volk wird nicht wollen, daß die Familie
eines seiner edelsten Vorkämpfer für die Freiheit in Dürftig-
keit darbe. Das deutsche Volk wird es für eine Ehrenpflicht
erachten, Vaterstelle an den Waisen zu vertreten.
Wir fordern das ganze Volk auf, Sammlungen für die
Familie zu veranstalten und die Beiträge an das unterzeich-
nete Comite einzusenden, welches für die zweckmäßige Verwen-
dung Sorge tragen wird.
Frankfurt, den 16. Nov. 18-48.
Th. Reh, Abg. des Wahlbezirks Dffenbach im Gr.
Hessen.
Ziegert, Abg. für Minden in Preußen.
C Vo-gt, Abg. für Gießen.
W. Lowe, Abg. für Calbe.
I. N. Berger, auS Wien, Abg. für Schönberg
in Mähren.
A. Trützschler, aus Dresden.
Wigard, aus Dresden.
Die Redaktion dieses Blattes nimmt Beiträge an und
wird sie dem Comite einhändigen.
Dis Leichenfeier» Robert BZNMs.
* .Heidelberg, 20. Nov. Auf die Kunde von der Er-
mordung R. Blums erschien gestern Morgen ein von meh-
reren Siudirenden unterzeichneter Maueranschlag, der die Bür-
ger .Heidelbergs, so wie die hier liegenden nassauischen Sol-
daten zur Theilnahme an dem Lcichenzuge, der zu Ehren des
Ermordeten abgehalten werden sollte, einlud.
Des Abends nach 5 Uhr sammelte sich eine große Men-
fchenmaffe auf dem Museumsplatze. Der Liedcrkranz, der
Turnverein, Arbeiter- und Jünglingsverein, Studenten, Sol-
daten und Bürgerwehrmänner hatten sich zu Hunderte einge-
funden, und unter- den Klängen eines Traucrmarsches und

dem düsteren Wehen der Trauerfahnen setzte sich ein unabseh-
barer Zug von einigen hundert Fackelträgern begleitet in Be-
wegung, um die Stelle auf dem Schlosse zu besuchen, wo
vor wenigen Monaten der unvergeßliche Kämpfer für Recht
und Freiheit das Volk zum Ausharren in seinem Kampfe auf-
forderte. An dieser Stelle, wo eine schwarzbehängle Redner-
bühne, geheiligt durch das bekränzte Bildniß des Märtyrers,
errichtet war, eröffnete der Liederkranz durch eine Hymne die
Leichcnfeicrlichkeit.
Mehrere Redner sprachen, schilderten das Leben und Wir-
ken des Gemordeten, und mahnten diese scheußliche That zu
rächen.
Der Abgeordnete Hagen schilderte die Verschwörung der
Kamarilla, die ihre Häupter in Berlin, Wien und Peters-
burg habe, die durch ihre erste offene That, die Ermordung
eines Reichsabgeordneten, jetzt an den Tag getreten sei, und
sprach die Hoffnung aus, daß jetzt endlich Denen die Augen
aufgehen würden, die nichts als Vermitteln und immer Ver-
mitteln wollten.
Jetzt, sprach er, jetzt mit dieser blutigen That, ist sie
herausgetreten, die volksfeindliche Fürstenpartei, sie fühlt sich
stark genug, um den Kampf gegen die Völker von Neuem zu
beginnen; nun denn Volk, so stehe fest, um sie endlich zu be-
zwingen, deine muthigen Feinde.
Der Studierende Hirsch mahnte: nicht zu weinen über
den Verlorenen, die Thränen gehörten den Frauen, die Rache
denMännern. Der rächende Kampf müsse beginnen, und Ro-
bert Blum sei das Feldgeschrei. — Ein anderer Redner sprach
über die Versöhnungsprediger. Keine Versöhnung, sprach er,
keine Versöhnung, blutiger Kampf Denen, die unfern Blum
gemordet. Keine Vereinigung der Partei; strenge Trennung:
hier Robert Blum, dort Windischgrätz!
Der Studierende Götz rief in feuriger Rede das Volk
zur Rache auf und schilderte in herrlichen Farben den letzten
Freihcitskampf. Sie lodern auf, die stolzen Burgen, srrack
er, rührend wälzt sich der Kampf durch unser Vaterland. Sieg!
Sieg! tönt cS durch alle Städte, und in der Brigittenau weht
die erste Frciheitsfahnt, die Fahne der Republik. — Den
Schluß der erhebenden Feierlichkeit machte ein Trauergesang.
Ein düsterer Ernst lag auf der Versammlung. Manche
Faust sahen wir ballen, manchen kräftigen Arm zucken, unh
 
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