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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0245

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Pctitzeile2kr.

Die Republik.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

K- SS. Samstag,

Die Wiener Ereignisse
vom 26. und 27. v. M. sind für ganz Deutschland von un-
ermeßlicher Bedeutung, nicht sowohl dadurch, daß sie in einer
großen Stadt vorgekommen sind, und dadurch maßgebend für
das übrige Deutschland werden könnten, weil der Kleine dem
Großen folgt, sondern hauptsächlich darum, weil sie uns zei-
gen, wie nur ein entschiedenes Auftreten zur Erreichung grö-
ßerer oder zur Erhaltung derjenigen Vortheile führen kann,
welche uns die letzten Monate gebracht haben.
Wir haben in unserer letzten Nummer blos dazu noch
Zeit gefunden, den Lesern dieses Blattes eine allgemeine Nach-
richt von Dem zu geben, was in der Kaiserstadt vorgefallen
ist und lassen jetzt folgen, was die Veranlassung und der Er-
folg des in Frage stehenden Aufstandes gewesen ist.
Eine Verfügung des österreichischen Ministeriums ver-
langte die Auflösung und Entwaffnung der akademischen Le-
gion, und zwar durch das beliebte Mittel der Soldaten, in
einem Augenblicke, da die studirende Jugend, in besonnener
Berücksichtigung der schwierigen Lage des Vaterlandes, eben
iw. -Begrssfr stcmd, «ller politischen Wirksamkeit zu entsagen
und sich im Verein mit der Bürgerwehr lediglich dem Dienst
der Ruhe und Ordnung zu widmen, wie das Frnkf. I. sagt.
Einer solchen Vermessenheit mußte die Züchtigung auf dem
Fuße folgen. Die Bürger schlossen sich alsbald den Studenten
an, errichteten mit Beihülfe von Mädchen, Kindern und
Frauen in den Straßen Barrikaden und brachten es hiermit
dahin, daß die Kriegekncchte zu Fuß und zu Roß, welche mit
ihrem Geschütz die Universität umzingelt hatten, zum Theil
freiwillig ihre Waffen niederlegten, (wie ein größtentheils aus
Wienern bestehendes Regiment, das nicht gegen Eltern und Ge-
schwister schießen wollte) zum Theil durch Beschluß der in
solchen Fällen gar nachgiebigen Minister zum Abzug veran-
laßt wurden.
Das ist was die wackern Wiener im Augenblick erlangt
haben, man wird ihnen aber auch nicht verweigern können,
was sie noch weiter wollen. Sic sagen:
Da wir erkannt haben, daß die reaktionäre Partei den
Sieg des souveränen Volkes zu schmälern beabsichtigte, so wol-
len wir: 1) daß das gejammte Militär Wien verlasse u. die
russische und italienische Grenze besetze; 2) daß alle Errungen-
schaften des 15. Mai ungeschmälert aufrecht erhalten, und die
konstit. Versammlung nach Wien schleunigst einberufen werde;
3) daß von amtlicher Seite Abgeordnete in die Provinzen
abgeschickt werden, welche unfern Brüdern daselbst bekannt
machen, daß alles, waö wir gethan, nur im gemeinsamen In-
teresse der ganzen Monarchie geschehen sei. 4) Aufhebung der

b Juni. 1848.

Klöster. 5) Einführung einer Einkommen- und Armensteuer,
g) Beeidigung des Militärs auf die Verfassung. 7) Gleich-
stellung aller Nationalitäten.8)Jnnigsten Anschluß an Deutsch-
land. 9) Baldige Rückkehr deS Kaisers unter Aufrechthaltung
der Errungenschaften d. 15. Mai. 10) Daß alle Jene, welche
den Kaiser zur Abreise durch falsche Vorspiegelungen bewogen,
vor ein Volksgericht gestellt werden. Im Namen des
Volkes.
Wir sind überzeugt, daß eine so uneingewickelte Sprache,
von hunderttausend Fäusten unterstützt, ihr Ziel nicht verfehlt,
wir sehen daran aufs Neue, wie stark die Eintracht macht,
wie dem Volkswillen keine Gewalt der Erde zu widerstehen
vermag. Aber wir erkennen aus diesem Beispiel auch, wie
lächerlich eö von jeher war und fortan noch mehr sein wird,
daß Pfälzer, Preußen und andere deutsche Stämme sich bisher,
über die Oesterreicher luftig gemacht haben. Jetzt dreht sich
bei ihnen der Spieß anders als bei uns; sie beweisen so in-
nere wie äußere Kraft. In Mannheim z. B. hat man sich
ruhig die Wehre abnehmen lassen, und nachher ohne allen
haltbaren Grund die völlig ruhig gewordene Stadt in Kriegs-
zustand erklären, man hat sich gefallen lassen, daß ein gewis-
ser Staatsbeamter hiermit Rache an seinen ehemaligen Mit-
bürgern nimmt, und das Parlament hat aus lauter Zaghaftig-
keit so wenig gewagt gegen eine solche Gcwaltsmaßregel einzu-
schreiten, als gegen den Säbel zu Mainz. Bei uns sieht man
in aller Ruhe zu, wie Verhaftungen in Menge vokgenommen,
wie sogenannte literarische Freischärler auegewicsen werden.
Am Rhein darf Alles geschehen, da macht man meist nur
Worte, an der Donau wird gehandelt, da feiert man den 27.
Mai anders als zu Neustadt.
Das Volk am Rhein könnt freier sein,
Schlüg's nur einmal mit Fäusten drein.

Das deutsche Parlament
Die „Neue Zeit", ein zu WormS erscheinendes Blatt
macht zu dem Beschluß der Nationalversammlung vom 27.
v. M., den wir nachstehend mittheilen, (s. d. Art. Neustadt)
folgende Bemerkungen:
Das Parlament hat zwar einen Sieg des Prinzips in
dieser Angelegenheit erfochten. Das Parlament hat den Grund-
satz ausgesprochen, wir sind souverän im Verfassungswerke,
und brauchen nicht erst einen Vertrag mit den Negierungen
um das was wir beschließen gültig zu machen. — Damit hat
das Parlament die Ansichten von St. Gervinus, von Stüve
 
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