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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0669

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ganzen Großh. Baden l ff.
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die vrcispalt. Petitzcile Ar.



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Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Dienstag, 17. Oktober.

1848.

Die Studenten zu Eisenach.
Wohl dürfte es nicht uninteressant sein, von den blutigen
Kämpfen der Republikaner hinweg in das gegenwärtige Trei-
ben eines Standes zu blicken, der wie kein anderer ferne eige-
nen Interessen auf dem Altäre der Freiheit zum Opfer brachte
und sich mit aller Kraft und Begeisterung jugendlicher Herzen
an die Spitze des kämpfenden Volkes stellte. Gerade die Stu-
denten sind cs gewesen, welche die Gegenwart klar und deut-
lich zu erfassen vermochten und sich überall mit Wort und Thal
für die großen Ideen der Zeit, als deren Träger sie sich in
gerechtem Stolze betrachten durften, muthig und ausdauernd
in die Schanze schlugen. Fast nirgends haben sie gefehlt, wo
das freiheitsdurstige Volk Barrikaden erbauen mußte, und wo
die Schergen der Tyrannei in ihrer Thorhcit auf das Kom-
mando herzloser Fürsten oder ihrer Kreaturen begeisterte Brü-
der für eine Idee hinwürgten, die weiter nichts ist, als das
Phantom aus einer längst überlebten Zeit. — Zu Pfingsten
war es, als die Studenten zum erstenmale, ungefähr 1500
an der Zahl, zu Eisenach tagten un. dort eine allgemeine
deutsche Studentenschaft zu gründen bemüht waren. Die erste
ordentliche Versammlung des Gefammtöausschuffes unserer Uni-
versitäten hat abermals zu Eisenach vor einigen Tagen statt
gefunden. Die engherzigen, hyperorthodoren Deputaten aus
Halle — ein Einziger ausgenommen — hatten sich die trau-
rige Aufgabe gestellt, durch halsstarriges Festhalten an herge-
brachtem Unwesen und durch eine heillose Anträgestellerei dem
harmonischen Gange einer ernsten aber entschieden freisinnigen
Entwickelung dieses kleinen Parlaments störend entgegen zu
treten. Erst mit ihrem endlichen Ausscheiden konnte die Ver-
sammlung eine würdige, wahrhaft ehrenvolle Haltung gewin-
nen. Sehr zu bedauern war, daß einige Universitäten, z. B.
Berlin und Erlangen keine Vertreter gesandt hatten. Die Ei-
nen glaubten alles Studcntenthum bereits ausgelöst im Bür-
gcrthume, die andern waren engherzig genug, sich auf sich sel-
ber beschränken und das lumpige Geld sparen zu wollen, was
ihre Deputaten gebraucht haben würden.
Es würbe zu weit führen, wenn hier von einzelnen Be-
schlüssen geredet werden sollte, die zur Bildung einer deutschen
Studentenschaft und zur Reorganifirung unseres ganzen Uni-
versitätswcsens gefaßt worden find, zumal die fehleren erst
durch die Sanction unsers segensreichen Parlaments zu Frank-
furt zu Gesetzen werden sollen, und was dort die redelnsiigcn
Herren erst machen sollen — ich weiß nicht, ob ich noch ein
Mal hoffen soll, um mich noch ein Mal täuschen zu lassen.
Die segensreichste Wirkung des studentischen Gcsammtausschus-
scö scheint uns ter parlamentarische Kampf zu sem, Len dort
die Besten des ganzen Standes zu führen hatten und in der
That schön und redlich geführt haben. Wenn wir prophezeien
wollten, dann könnten wir manchen Namen nennen, der über
kurz oder lang durch die deutschen Gauen einen guten Klang
haben wird, wenn er auch jetzt nur dem kleinen Kreise der

Kommilitonen bekannt ist, die gerade das Glück hatten, in
Eisenach tagen zu dürfen.
Nicht minder wichtig als die Sitzungen des Ausschusses
waren die Versammlungen der republikanisch gesinnten Stu-
denten, an welchen bei Weitem die Mehrzahl der Deputirten
Theil zu nehmen pflegten. Wenn aus diesen ein Schluß auf
die Kommittenten gemacht werden darf, dann wird Deutsch-
lands Zukunft eine herrliche sein. Das war ein heiliges Feuer,
das in den Augen dieser Jünglinge blitzte, das waren leuch-
tende versengenee Gedankenblitze, welche hier durch die dunkle
Nacht der Gegenwart zuckten und das Herz des Patrioten
wohlthäiig erwärmten. Was uns jetzt vor Allem Noth thut:
eine enge Verbindung aller deutschen Demokraten, um, wenn
es Zeit ist, gemeinsam handeln zu können, die Studenten ha-
ben es erkannt und mit der Lösung dieser Aufgabe einen An-
fang gemacht. Möge ihr Beispiel die verdiente Nachahmung
finden, bann wird auch des Blutes gespart werden, welches
gerade in der letzten Zeit so manchmal vergeblich fließen mußte,
unv eS wirb ein Tag kommen, an welchem mit dem Kampfe
auch der Sieg verbunden ist. (D. Zusch.)

3. Sitzung der 2. badischen Kammer.
Mittwoch, 11. Okt. 1848.
Schluß.
Im Laufe der Diskussion hatte der Negicrungskommis-
sär Brauer die Aeusscrung fallen lassen, eine Regierung, die
schlecht genug sein wollte, die Gcschwornen zu verderben, habe
noch andere Mittel dazu in Händen, als die in den angefoch-
tenen Bestimmungen des §. 4 enthaltenen.
Christ hatte dagegen erörtert, daß der Wegfall dieser Be-
stimmungen insofern gleichgültig für die Negierung sein könne,
als für die Zusammensetzung eines Gcschwornengerichts aus
Oppofitionsmännern mit Beibehaltung der Bestimmungen eben
so viel Möglichkeit gegeben sei, wie für den Zusammentritt
eines Regierungsfreundlichen ohne den 8- 4. Brauer hatte
hierauf sein Bedauern ausgesprochen, daß die politische Rich-
tung in die Frage hereingczogeu werde, welche ganz aus dem
Spiel bleiben sollte; die Negierung hege in dieser Sache keine
Parteirücksichten, sondern habe nur das Interesse der Gerech-
tigkeit im Auge. Nachdem vorher der Regierungskommissär
v. Stengel, mit dessen Rede der Bericht über diese Sitzung
abgebrochen wurde, gesprochen, nahm das Wort
Brentano. Der Herr Negicrangskommissär Brauer
hatte Unrecht, sich gegen den Abg. Christ zu ereifern, weil er
die Diskussion auf das politische Gebiet hinübergcführt; denn
er selbst hatte bereits vorher dieses Gebiet betreten, indem er
äußerte, eine schlechte Negierung habe mehr Mittel, auf den
Ausspruch der Gcschwornen einzuwirken. Als Gesetzgeber aber
muß man alle möglichen Fälle erwägen; wird der 8. 4 in
dieser Fassung angenommen, so ist die Möglichkeit, auf die
Schwurgerichte einzuwirken, bedeutend näher gerückt. Ich gebe
 
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