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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0538

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mehr als 3 Meilen zurück, nicht so drin-
gend. Bruch eines Theilcs sei deshalb
solle man diese Maßregel von gWWWMrbneter militäri-
scher Bedeutung nicht von der und mög-
licher Weise deshalb den Frieden voMEuApa gefährden.
Reichsminister v. Schmerling gibt eine Wiederholung
des von den beiden Rednern vor ihm Gesagten, und verkün-
digt, daß das Ministerium sich entschlossen habe, aus Gründen
der unabweislichen Nothwendigkeit nicht auf Verwerfung des
Waffenstillstandes anzutragen, die Stellung der Zentralgewalt
aber bei dieser Gelegenheit nicht nur gegen die deutschen Für-
sten, sondern auch gegen das Ausland vollkommen ins Klare
zu setzen und von diesen unumwundene Anerkennung zu for-
dern. Er verwendet sich zum Schluß für das Minoritäts-
Gutachten.
Pr äs. verkündet 2 Anträge; einen von Wesen donk
und Genossen: die Zentralgewalt zu beauftragen, den General
Wrangel zu veranlassen die vor dem 6. August innegehabten
Stellungen sofort wieder einzunehmcn; von Fst. Lich n ow s ky
und Genossen: über den Antrag der Ausschußmajorität zur
Tagesordnung überzugehen
H. Simon beantragt, die Ausführung des Waffenstill-
standes sofort, im Interesse der Ehre Deutschlands zu sistiren.
Der Sieger, Deutschland, gehe aus diesem Waffenstillstand als
ein Besiegter hervor, und das verletze Deutschlands Ehre, von
der hier schon so viel gesprochen worden sei — . . . Fürst
Lichnowsky behalten Sie Ihre Aeußerungen für sich, es kommt
nicht darauf an, was Sie zu meiner Rede sagen. (Bravo
links.) Der Redner fährt fort: wir haben keine andere Rück-
sicht zu nehmen, als auf die Ehre Deutschlands (Bravo, die
Rechte zischt!), freilich gilt cs hier weder Windisch-Grätz, noch
Radetzkp's Ehrbegriffe.
England und Rußland werden es nicht wagen, sich in
diese Angelegenheit zu mischen, wenn sie die kräftige Erhebung
des deutschen Volkes sehen, eine Erhebung, wie sie nie dage-
wcsen, welche die 34 Throne und noch manches Andere vor
sich aufrollen könne. Man sage aber, Oesterreich und Preußen
seien zu berücksichtigen. In Oesterreich sei noch Vieles dunkel,
die Antwort auf Eisenmanns Antrag werde Vieles aufllären,
vielleicht auch die Bestätigung derNachricht, daß die Französin
in Venedig cingcrückt leien. Oesterreich sei vollauf mit sich
beschäftigt. Preußens Volk sei aber durch und durch deutsch
(Bravo von der Linken, die Preußen auf der Rechten schwei-
gen.) Die aristokratischen Bestrebungen finden im Volke keinen
Anklang. Sollte das Gouvernement es wagen, muttermörde-
risch sich gegen Deutschland zu kehren, so würde es seinen
eignenUntergang, vielleicht nach blutigen Zuckungen des preuß.
Volks hcrbcisühren. (Beifall.) Die Ehre Deutschlands stelle
man der Ehre eines preuß. Ministeriums gegenüber; wo sich
um erstere handle, kommt weder die Ehre eines preußischen,
noch des hiesigen Ministeriums, noch eine auswärtige Macht
in Betracht. Sollte aber diese Ehre gewahrt werden, so sei
eö nöthig, der Geschichte neue Bahnen anzuwciscn; die Stunde
ist da, mögen die Männer nicht fehlen. Der Waffenstillstand
ist gegen die Ehre Deutschlands, darum darf er nicht ratificirt
werden.
Degenkolb. Preußen muß den Waffenstillstand aufrecht
erhalten, also auch die Centralgewalt.
Zimmermann. Der Minister des Auswärtigen habe
gestern wiederholt geäußert, daß er nur für Deutschlands Ehre
handeln werde. Nicht überschritten ist die Vollmacht, der Waf-
fenstillstand ist geradezu gegen den Inhalt derselben abgeschlos-
sen worden, die Centralgewalt muß von uns aufrecht erhalten,
ihr Wille, der nur der unsere sein kann, zur Ausführung ge-
bracht werden. Nachsicht wäre hier Schwäche, die den Werth

der Centralgewalt in der Nationalversammlung, in der öffent-
lichen Meinung heruntersetzen würde, und was wären wir
ohne diese? Nullen! Heckscher habe gesagt, die Kritik sei leicht
die Kunst schwer, hier sei die Thatsache die Kritik und That-
sachen kritislren schwerer als die Worte aller Kritiker vermö-
gen. Vor den Augen Europa's habe man die Thätl'gkeit der
Versammlung, sowie die Kriegshecre Deutschlands in Bewe-
gung gesetzt, die Ehre sei vor ganz Europa eingesetzt und wo
es die gelte, dürfe man Alles zum Opfer bringen. (Beifall.)
Wehe dem Volke, welches sich vor Nachtheilen fürchte, wenn
cs die Ehre gelte, wehe dem, der an Geldverluste denke, wo
die Ehre auf dem Spiele stehe! — Ihm selbst liege die Ein-
heit Deutschlands am Herzen, er habe dahin gehandelt und
geschrieben, ehe gewisse Herren daran gedacht, aber die Ehre
kann er nicht darum aufgeben. (Bravo, sehr gut!) Die Nach-
richt vom Waffenstillstände werde die Nationalversammlung in
Berlin ebenso schmerzlich durchzucken, als unsere Herzen (Bei-
fall) und darum glaube er nicht an die Gefahr, mit der man
unter Hinweisung auf Preußen gedroht habe, da die Ehre
Deutschlands auch die des preußischen Volks sei (Bravo).
Das Volk wird ebenfalls für den Majoritätsantrag sein, und
wäre bas Ministerium dagegen, so müßte es untergehen —
wenn es noch Ehr^zm Leibe hat.
Warnt daW^sich durch die Drohungen mit Krieg mit
dem übrigen Europa bei der Abstimmung einschüchtern zu las-
sen, es werde keinen Krieg geben, wenn cs aber Krieg gäbe,
so würden wir ihn zu führen wissen. Nur eine durch Nieder-
lagen zertretene Staatsgewalt dürfe einen Waffenstillstand
schließen, wie der mit Dänemark, aber nicht eine, die im Siege
ist Nehmen Sie das Majorüätsgutachten nicht an — dann
lassen Sie die Glocke auf der Paulskirche und sonst allenthal-
ben .wieder läuten wie bei Verkündigung der Centralgewalt,
aber n-cht zur Freude, sondern — als Grabgeläute. Aber ich
weiß es, die deutsche Nation wird nicht dafür sein, daß Schles-
wig-Holstein , daß die Ehre Deutschlands preisgegebcn werde,
(Rauschender Beifall.)
Präsident verkündet den Eingang zweier Anträge auf
motivirte Tagesordnung von Stavenhagen und Genossen und
von Wichmann und Genossen. Ein Antrag von Neergardt
beantragt Entscheidung der Frage, ob die schleswig-holsteini-
schen Deputaten an der Berathung und Abstimmung Anthcil
nehmen dürften. (Allgemeine Entrüstung.)
(Schluß folgt.)
Tagesbericht aus Deutschland.
Frankfurt, 5. Sept., 7 Uhr Abends. In der schles-
wig-holsteinischen Angelegenheit wurde heute der Antrag des
vereinigten Ausschusses für internationale Verhältnisse und für
die Zentralgewalt: „die Versammlung solle die Zurücknahme
aller zu Vollziehung des Waffenstillstandes erforderlichen mili-
tärischen und sonstigen Maßregeln beschließen"; nachdem das
Ministerium sich für Genehmigung des Waffenstillstandes er-
klärt, und sein ferneres Bleiben von der Verwer-
fung dieses Antrags abhängig gemacht hatte,
mit 238 gegen 221 Stimmen angenommen. Ein Gegen-
antrag wurde mit 244 gegen 230 Stimmen verworfen.
— So eben wird in der Nationalversammlung unter
fürchterlichem Halloh und Bravorufen hinsichtlich Schleswig-
Holstein folgender Beschluß mit 238 gegen 221 Stimmen ver-
kündet: „die Nationalversammlung beschließt die Zurücknahme
der zwischen Preußen und Dänemark getroffenen militärischen
Maßregeln"; das verworfene Minon'tätsgutachtcn lautet: „die
Versammlung möge über eine Zurücknahme des Waffenstillstan-
des erst dann beschließen, wenn über den Waffenstillstand selbst
Beschluß gefaßt wird, — Das Reichsministerittm ist
 
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