Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Volkswillen hervorgegangencn Volköregierung
Herzen und Arme an.
Die deutsche Legion weiß nichts von dem, was man »aus-
ländische Propaganda» zu nennen pflegt. Vaterlandsliebe ist der
Boden, in dem sic wurzelt, und der Horizont, der ihren Blick
begränzt, ist ein freies, starkes, glückliches Deutschland von den
Alpen bis an und in die deutschen Meere. Bei dem Wicderge-
winn der von Rußland geraubten Ostseeländer, bei der damit zu-
sammenhängenden Wiederherstellung der polnischen Nationalität,
bei. andern ähnlichen Fällen wünscht die Legion in der Vorhut zu
dienen, sonst aber da nützlich zu werden, wo immer cs die Durch-
führung der drei Grundgedanken //Freiheit, Gleichheit, Verbrü-
derung" gilt.
Soviel zur Beleuchtung des Gerüchts, welches die Deut-
schen in der Schweiz an einem Raubanfall auf Deutschland Thcil
nehmen läßt. Unbefangene können die Absicht der Erfinder mit
Händen greifen , während der blinde Eifer der Gläubigen nur
dazu dient, einen alten Schaden des deutschen Michels, die s. g.
Schwabenstreiche, wieder aufzuregcn. Wenn, wie anzunchmen,
Deutschlands Wiedergeburt etwas mehr Zeit erfordert, als eine
Abgeordnetenversammlung zur Fassung von Beschlüssen braucht:
bekömmt die deutsche Legion aus der Schweiz wahrscheinlich Ge-
legenheit, ihre Berechtigung zu obigen Worten durch die That
zu beweisen.
Freiburg im Breisgau, 29. März 18-48.
G. Lommel.
Zuschrift der Deutschen in der Schweiz.
Die freie Völkerbewegung, die von Paris ausging, hat
in wenigen Tagen unser thcures Vaterland nach Süden, Osten
und Norden durchzogen. Die Stützen dec Gnadenherrschaft
sind in Wien und Berlin erschüttert oder gestürzt; der Tag
der kleinen Duodez-Gnadenhcrrscher wird auch kommen;; in
den konstitutionellen Staaten sind die verhassten Männer der
Opposition plötzlich die Träger der Negierungen geworden:
Preßfreiheit, Volkewchr, öffentliches Schwurgericht, Vereins-
recht sind den Völkern von den Thronen zugestanden.
Das sind preiswürdige Ereignisse, die wir mit Jubel be-
grüßen, und „Glück auf!" rufen wir euch zu aus dem
freien Schweizerlande, in dem wir die Segnungen der von
euch frisch eroberten Institutionen schon lange dankbar genießen.
Aber, Brüder! in die Freude mischt sich bittere Trauer.
Die Hand, die euch eure Rechte zurückgab, trieft von Blut,
vom Blute unsrer Brüder. Hunderte sind als Opfer gefallen,
ehe die Fürsten von Gottes Gnaden der Gewalt zugestanden,
was sie der Einsicht hartnäckig verweigert hatten. Der Freund
har auf den Freund, "der Bruder aus den Bruder, der Vater
aus den Sohn, Männer haben auf wehrlose Weiber und Kin-
der schießen müssen, daß der Wille eines Einzelnen dem
Willen eines Volks Trotz bieten könne!
Deutsche Brüder, hütet euch, daß der Taumel der Freude
über das Gewonnene euch nicht bcthöre! Mit dem Schwerte
habt ihr eure Rechte erobern müssen, nun, so steckt es denn
auch nicht früher in die Scheide, bis euer gutes Recht unan-
tastbar Lastcht!
So lange es in einem Staat ein Recht von Gottes Gna-
den gibt, ist euer Recht ein Phantom! Das Volsi muß der
Souvcrain werden, sollen eure Brüder nicht umsonst geblutet
haben, wollt ihr selbst nicht auf'ö Neue in die alten Hürden
Anziehen!

Die Waffen, mit denen ihr gekämpft, habt ihr erobern
muffen, so haltet sie denn fest und gebt sie nicht aus euern
Händen in andere, die sie gegen euch kehren könnten. Denket
an die Metzeleien in Berlin, Wien, Breslau, Magdeburg
und in der Lombardei.
DaS freie Vercinörecht für staatliche wie für kirchliche
Zwecke bewahrt euch als ein theureS Kleinod und benutzt cs.
Thut euch zusammen in Klubs, bildet euch in freier Zwie-
sprache und rüstet euch, mit der That zu dem Worte zu
stehn. Aber thut euch zusammen überall! Wo zwei ünd drei
zusammen sind, da ist der Geist unter euch!
Darum höret den treuen Warneruf, den wir aus dem
Lande der Freiheit euch zurnfen: Seid kühn und besonnen!
Gedenket der Wahrheit des Wortes im Evangelium — Frank-
reich hat sie durch achtzehnjährige Schmach erhärtet — daß man
neuen Wein nicht in alte Schläuche fassen kann. Wir haben
durch lange Erfahrung die Republik liebgewonnen, wir schlie-
ßen uns aber jedem Beschlüße der Mehrheit des deutschen
Volkes an.
Will die Reaktion ihr Haupt erheben, und einen Augen-
blick der Schwäche benutzen, so haltet Stand, Brüder! tausende
von Deutschen, die in der Schweiz weilen, sind bereit, euch
wohlgcrüstet auf den ersten Ruf zu Hülfe zn eilen, und den
entscheidenden Sieg mitzuerringen.
Seid unverzagt ! Wer sich selber hilft, dem wird geholfen.
Basel, den 27. März 1048.
Der Präsident:
K. Kran,er.
Der Schreiber:
F W. Dralle.
Tagesbericht.
Deutschland. Aller Augen richten sich auf das in Frank -
furt versammelte Vor-Parlament. Wird es constituirend oder
bloS consultirend sein? In ersterm Falle wünschen Viele, neben
der gesetzgebenden Gewalt auch eine vollziehende organisirt zu
sehen, an deren Spitze Jtz stein als Landobmann (Präsident)
und Hecker als Statthalter (Vieepräsident) stünde. sAus
dem Kaiser GervinuS l. scheint eben so wenig etwas werden zu
wollen als aus dem preußischen Deutschkönigst An obige Ernen-
nung würde sich dann die Wahl eines volkSthümlichen deutschen
Ministeriums reihen. — In Baden macht hie und da die
Furcht gegen das unsichtbare Prolctarierhecr auö Frankreich Fronte;
die Regierung hat die Ausfuhr der Pferde verboten. Das Organ
des Ministeriums redet der Aufnahme von 1700 Oestrcichern in
die Festung Rastatt das Wort. Es wäre gut, wenn man mehr
nach Osten blickte. —- Baiern's zweite Kammer scheint durch
ihre Adresse beweisen zu wollen, daß sie nicht ganz auf der Höhe
der Zeit steht. Eine auö einem so corrupten Wahlsystem hervor,
gegangene Versammlung könnte überhaupt nichts Besseres thun,
als heimzngehen und Leuten des Volksvertrauens Platz zu machen.
Die Adelichen und die Pfaffen treten noch zu sehr hervor, und
kämpfen jetzt sogar für die Beibehaltung einer ersten Kammer.
Ein Glück, daß Deutschland nicht in Baiern aufgeht.
Die würtcmbergcr Abgeordnetenkammer ist aufgelöst
worden; es gehört nicht viel Kunst dazu, daß etwas Besseres
Nachkomme. An einigen Orten schämt man sich über den Schwa-
benstreich, der vor Kurzem den gejammten Landsturm gegen einige
 
Annotationen