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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0058

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hobene Anklage mit dem Auftrage auf Verhaftnahme, so wie
das hierauf erlassene stadtamtliche Erkenntniß eröffnet, wodurch
ausgesprochen ist, daß Grund zur gerichtlichen Verfolgung we-
gen des durch die Presse verübten Hochverrats Versuchs vor-
handen sei und die erkannte Untersuchungsverhaft fortzudauern
habe.
Gegen dieses Erkenntniß, welches den Angeklagten den
zuständigen ordentlichen Untersuchungs-Gerichten in Konstanz
entzieht und dadurch das im 8- 15. der Verfassungsurkunde
gewährleistete Recht verletzt, habe ich heute die Berufung an
das Hofgericht ausgeführt, und es steht zu erwarten, daß der
Gerichtshof seine unparteiische Stellung zwischen der anklagcn-
den Staatsgewalt und dem Angeklagten wahren und ohne
Rücksicht auf die politischen Gründe das Recht des Angeklag-
ten, seinem ordentlichen Richter nicht entzogen werden, schützen
wird.
Von Briefschaften, welche bei Fickler gefunden wurden,
ist nur bemerkenswerth ein Schreiben des demokratischen Bu-
reaü'ö von Paris vom 21. März, worin erwähnt ist:
„man habe aus öffentlichen Blättern vernommen, daß
Fickler einer jener Männer sei, welchen die Fürsten keine
genügendere Cvnzession machen könnten, als die Abdankung.
Man benachrichtige ihn deßhalb, daß eine Schaar von meh-
reren Tausend sich in Paris gebildet habe, welche bewaffnet
und eingeübt im Begriffe sei, abzumarschiereu, daß dieselben
jedoch keineswegs Willens seien, einen feindlichen Einfall
in Deutschland zu machen, vielmehr sich mit den deutschen
Brüdern verbinden wollten, wenn dieselben entschlossen seien,
die Freiheit mit den Waffen zu erobern."
Fickler wurde ersucht, den Inhalt des Briefes, soweit
möglich, zu verbreiten und bemerkt, daß der Name Herwegh,
der an der Spitze stehe, eine Bürgschaft für den Charakter
des Unternehmens sein möge.
Auf dieses Schreiben antwortete Fickler, rieth weder zu,
noch ab, da der Zuzug nach dem erhaltenen Schreiben schon
begonnen hatte, und von seiner Mitwirkung nicht abhängig
war; er warnte aber ausdrücklich vor dem Beizug fremder
Elemente, wie z. B. des polnischen oder gar des französischen
indem die Bewegung eine rein deutsche sei und eine rein
deutsche bleiben müsse; er erklärte ebenso ausdrücklich, daß man
sehr im Jrrthum sei, wenn man glaube, er wolle die Repub-
lik proklamiren, indem sein Bestreben nur dahin gerichtet ge-
wesen, einen Ausspruch des Volkes hinsichtlich seiner Gesin-
nungen herbeizuführen.
Bis jetzt ist auf den Grund dieser Korrespondenz mei-
nem Klienten eine gerichtliche Anschuldigung nicht gemacht
worden, und ebenso wenig sind ihm die urkundlichen Beweise
von deren Vorhandensein sich Hr. Mathp üb. rzeugt haben
will, vorgelegt, oder spezielle, den angeblichen Landesvcrrath
begründende Thatsachen vorgehalten worden.
In Gegenwart des Untersuchungsrichters hat mir Fickler
auf sein Ehrenwort erklärt, daß die Antwort auf das Schrei-
ben des demokratischen DüreauS hie einzige Schrift sei, die
er in dieser Angelegenheit geschrieben, und daß seine Freunde
vollkommen beruhigt sein dürften, daß keine urkundlichen Be-
weise, welche ihn des Landesverrathes überführen könnten,
porhanden seien.
Pon dem Inhalte des Schreibens des demokratischen Bü-

reau und von der darauf ertheilten Antwort hat Fickler dem
badischen Bundestagsgesandten Hrn. Welker, in Gegenwart
der HH. Struve und Dr. Schulz Kcnntniß gegeben und sich
erboten, ihm den erhaltenen Brief, den er gerade nicht bei sich
trug, einzuhändigen, mit der Ermächtigung, ihn dem Ministe-
rium einzuhändigen.
So liegt also gegen Fickler vorderhand nur eine Anklage
wegen Preßvergehen vor und zwar wegen zweier Artikel, die
er selbst nicht einmal verfaßt hat, und wovon der eine wäh-
rend der Abwesenheit Fickler's in Frankfurt ohne sein Mit-
wisser: in den Seeblättern erschien; die Anklage wegen Lan-
desverrath muß erst noch abgewartet werden.
Der Inhalt der veröffentlichten Erklärung des Herrn
Mathp dürfte wohl in mancher Beziehung etwas klarer ge-
faßt sein, z. B. ob er bei Hrn. Mittermaier die urkundlichen
Beweise gesehen und sich so von ihrem Vorhandensein über-
zeugt habe, ob die Verbindung, welche Fickler gepflogen haben
soll, den bewaffneten Einfall in Baden bezweckte, oder ob
Diejenigen, mit denen er diese Verbindung pflog, diesen Zweck
hatten und worin denn diese Verbindungen bestanden, da man
wohl mit Landesverräthern Verbindung haben kann, ohne ge-
rade zum Landesverräther zu werden, wie gerade der Brief,
den Fickler geschrieben hat, den Landesverrath nicht begründen
würde.
Möge daher Jeder sein Urtheil über die Schuld von
Fickler und über die Verdienste des Mathp zurückhaltcn.
Karlsruhe, 10. April 1848
Der Vertheidiger Joseph Ficklcrs:
D--G.-A. Brentano.

Heidelberg, 12. April. Die Volksversammlung in hies.
Aula ging so eben, Nachmittags halb drei Uhr, ohne einen Be-
schluß gefaßt zu haben auseinander, wie konnte das auch anders
kommen? Vor einiger Zeit benutzte man die Abwesenheit unsers
ersten Bürgermeisters, um eine Bürgcrvcrsammlung in die Aula
zu berufen, und gleichsam durch Ueberrumpelung einen profes-
sorischen Ausschuß zu wählen, der befugt sei, von Zeit zu
Zeit Bürgcrversammlungcn zu berufen, um über das Wohl des
Vaterlandes (hört!) zu bcrathcn. Heute nun hatte dieser prü-
fe sso rische Ausschuß eine zweite Versammlung angezeigt, um
abermals über das Wohl des Vaterlandes zu berathen, in
der That aber nur, um dem Ministerium Bekk und unserer
Kammer, in der beiläufig gesagt, noch Männer der entschiedensten
Reaction sitzen, ein Vertrauens- und unserer Gemeindever-
waltung ein Mißtrauens-Votum zu dekrctircn. Diesmal
aber hatten sich Viele verrechnet. In voriger Woche sandte un-
sere Gemeindebehörde aus ihrer Mitte eine Deputation nach
Karlsruhe, um dort zu bewirken, daß die in unser Land gezoge-
nen hessischen und würtemberg. Truppen dasselbe verlassen sollen,
da zur Zeit kein Grund zu deren Herbcirufung vorliege, und
man dadurch neue Aufregung und Vermehrung des Nothstandes
befürchte; diesem Gesuch gegenüber sollte heute eine Petition zum
Beschluß erhoben werden, die gerade das Gegentheil verlangen
sollte. Nachdem während der Abwesenheit unseres allverehrten
Bürgermeisters Winter der Versuch gemacht wurde, ein Miß-
trauensvotum gegen ihn zur Unterschrift circuliren zu lassen, was
 
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