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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0103

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hartnäckigem Kampfe mit Sturm genommen wurde. *) Die
Rebellen (wie man sie von mancher Seite zu benennen beliebt)
wurden durch die Uebermacht zurückgevrängt. Wie ist es mög-
lich, wird man fragen, daß das conservative Freiburg
mit Kugeln beschossen wurde? Die Antwort ist einfach: die
Bomben sind'einmal zum Schießen da, und müssen also auch,
verschossen werden, und die Ordnung (?) ist ebenfalls da;
und die Rebellen müssen zu derselben zurückgeführt werden;
und wo keine Rebellen sind, werden sie gemacht:
So soll es sein,
So muß es sein;
O Goit im Himmel sieh' darein.
Heidelberg, 25. April. Ein gedrucktes, aus dem Ba-
seler Jntelligenzblatt geschnittenes Blättchen, das uns soeben
zukommt, enthält:
In Nr. 94 ihres Blattes befindet sich eine Erzählung
des Zusammenstoßes der badischen Republikaner mit den Lini-
entruppen, welche so bedeutend von dem wahren Sachverhalte
abweicht, und zugleich eine so schwere Verdächtigung auf die
Republikaner wälzt, daß ich von ihrer Unparteilichkeit erwar-
ten darf, daß Sie nachfolgende Berichtigung, welche den wahren
Sachverhalt gibt, in Ihr Blatt aufnehmen werden. General
Gagern hatte sich mit seinen Truppen an der Brücke vor der
Stadt Landern aufgestellt, und verlangte den Unterzeichneten zu
sprechen, — auf der Mitte der Brücke erkärte derselbe: »Sie
müssen die Waffen niederlegen", was verweigert wurde. Nach
kurze,n Zwiegespräch begab sich Jeder zu seinen Truppen zu-
rück und die Republikaner marschirten, gefolgt von den Nopa-
listen bis auf die Höhe von Schlechtenhaus. Dorten ergriffen
sie Positionen und erwarteten die heranziehenden Linientruppcn,
welche mit dem Rufe: "Kein Bürgerblut vergießen
— es lebe die Freiheit — tretet in unsere Reihen!"
empfangen wurden, und gleichzeitig gingen, Gewehr im Arm,
verschiedene Republikaner die Hand ausstreckend auf die Linien-
truppen zu, von welchen bereits mehrere aus dem Gliede vor-
traten. Als dieses die Offiziere bemerkten, traten sie vor,
suchten die vorgetretenen wieder in Reih und Glied zu bringen
und kommandirten Feuer. Es war im republikanischen Heere
ausdrücklich Befehl, daß keinesfalls von unserer Seite zuerst
gefeuert werde. General von Gagern und ein Obrist waren
vorgeritten, um den Angriff zu leiten und anzufeuern, und
erst nacbde-n die erste Salve He^eben war, wurde
von republikanischer Seite und zwar auf die Offiziere gefeuert,
wobei Gagern fiel.
Es ist eine absichtliche Entstettlrag des ganzen
Herganges, wenn man behauptete, daß Gagern bei dem Par-
lamentiren, oder auf ein Feuern von republikanischer Seite,
ehe die Linie gefeuert habe, getödiet worden sei.
Für die Richtigkeit dieser Darstellung bürge Ihnen mein
Wort und das der hier mit unterzeichneten Augenzeugen.
Basel, 22. April 1848.
Hecker.
A. Willmann.
I. Schöninger.
*) Wir sind im Stande morgen über den Hergang dcö Kampfes
genau zu berichten.

Kaiserslautern, 22. April. Die plötzlichen Trup-
penbewegungen in unserem Kreise sind, wie man gleich Anfangs
vermuthcte, zunächst durch Ereignisse im badischen Oberlande
hervorgerufen worden. Unsere auf dem Marsche befindlichen
Truppen scheinen Gegenbefehl erhalten zu haben. Mehrere
Compagnieen des 15 Regimentes und eine halbe Brigade Ar-
tillerie, die gestern in unserer Stadt einrückten, werden, wie
man vernimmt über die Ofterfeiertage hier bleiben.
(St.- u. Ldb.)
Lübeck, 19. April. Dem Vernehmen nach, hat der
Senat in seiner heutigen Sitzung den Vorschlag der Bürger-
schaft genehmigt, daß zur Theilnahme an den Urwahlen »jeder
volljährige, selbstständige, männliche Angehörige des Lübeckischen
Freistaats, ohne Rücksicht auf seine Religion, berechtigt ist."
Der erste Wahltag für die Stadt ist auf nächsten Mittwoch
angesetzt. (F. I.)
Rendsburg, 19 April. Die Kriegsruhe dauert fort, ist
auch gestern nicht gestört worden; die vorgestern gemeldeten Ge-
rüchte über Vorpostengefechte haben sich als falch auSgcwicsen.
Gewiß ist aber, daß sich die Diplomatie nochmals unserer Ange-
legenheiten bemächtigt und die Sache in die Länge zu ziehen droht.
Das Resultat des gestrigen Tages ist kurz folgendes: Am Mor-
gen war alles festgesetzt, um den Angriff heute zu beginnen. Die
Stadt Schleswig sollte morgen in unfern Händen sepn; der Kriegs-
plan war fertig, die Truppen zum Marsch bereit. Da kommen
Mittags der Fürst Radziwill und der General Halkctt an und
Letzterer erklärt, er habe Befehl, sich so lange defensiv zu ver-
halten, bis der König von Preußen ausdrückliche Ordre zum Vor-
rücken ertheilt habe. Prinz Friederich unv General Bonin er-
eifern sich vergebens; es hilft nichts; Halkctt bleibt unbeweglich-
Es mußten also nochmals Couriere nach Berlin und Hannover;
zwei Tage werden wenigstens verloren und ob ein solcher Ver-
lust in jetziger Zeit nicht wirklich ein unersetzlicher wird, wer ver-
mag das vorher zu bestimmen. Unterdessen zehren jedenfalls die
Dänen drüben, die BundeStruppcn hüben am Mark des Landes.
Die Stimmung ist hier, seitdem diese Ereignisse bekannt gewor-
den, begreiflicher Weise schlecht. Man ist erbittert, man verwünscht
die verdammte deutsche Langsamkeit und Uneinigkeit, die uns so
oft ins Verderben geführt hat, man spricht dävon, daß eine deut-
sche Einheit und Einigkeit unmöglich, so lange noch 37 souveräne
Herren in Deutschland regieren oder wenigstens hemmend ein-
greifen, wo der VolkSwille "vorwärts" ruft. Es scheint aber,
daß die deutschen Fürsten nicht daran denken, welche Gefahr ih-
nen und ihren ohnehin schwankenden und wankenden Thronen aus
schleswigholsteinischcr Sache erwachsen kann. Sie bleiben die
Alten, wenn ihnen gleich das Messer an der Kehle sitzt. ES
gibt wohl kaum ein wirksameres Mittel, als diese Schwäche, als
dieser Mangel an Energie der Fürsten, um dem Ncpublikam'ömuö
auch im Norden Deutschlands immer mehr und mehr Anhänger
zuzuführcn. Jetzt soll wieder unterhandelt und vermittelt werden
während die Dänen sich des glücklichen Besitzstandes freuen und
wenigstens fürs Erste ins Fäustchen lachen! Wird der deutsche
Bund ruhig zusehcn, wenn die Ausführung seines Beschlusses v.
12. d. M., die sofortige Räumung des HerzogthumS Schleswig
von den cingerückten dänischen Truppen zu erzwingen, durch un-
zeitige diplomatische Verhandlungen aufgehalten, sein ohnehin ge-
schwächtes Ansehen von seinen eigenen Gliedern völlig untergra-
ben wird. (F. I.)
 
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