mit Deutschland verbunden, möchten die Sachsen in Sieben-
bürgen in ihrer Nationalität nicht verkürzen. Der von Hrn
Kuranda erstattete Commiffionsbericht über Volksbewaffnung
führte zu folgendem Beschlüsse: die Bundesversammlung zu
ersuchen, sie wolle dahin wirken, daß in den einzelnen Bun-
desstaaten nicht blos Bestimmungen über die Volksbewaffnung
erlassen, sondern diese selbst schleunig ins Leben geführt werde.
(Fr. I.)
Köln, 4. Mai, Mittags. Die Post, welche heute früh
aus Trier hier ankommen sollte, ist ausgeblieben; dagegen
trifft soeben eine Estaffette von da ein, welche die Correspon-
dcnz überbringt. Bei deren Abgänge, gestern früh, war die
Stadt verbarrikadirt und Alles in größter Aufregung. Nach
den Berichten von Reisenden entstand in Folge von Vorfällen
bei den Wahlen am Dienstag spät Abends ein Kampf zwi-
schen Bürger und Militär, in welchem letzteres Feuer gab
und mehrere Bürger tödtete. In einigen Straßen waren
Barrikaden errichtet, und man befürchtete für Mittwoch den
Ausbruch eines heftigen Kampfes; jedoch war es bis gestern
Morgen 8 Uhr noch nicht dazu gekommen.) (Köln. Z.)
Berlin, 3. Mai. (F. I.) Die Wahlen der Wahl-
männer sind, wenn inan nach Stand und Rang der Gewähl-
ten urtheilen will, sehr gemischt ausgefallen; die Stände
stehen in ziemlich gleichen Verhältnissen einander gegenüber
und eine Scheidung nach Prinzipien wird erst in den Ver-
sammlungen der Wahlmänner stattfinden und sich Herausstellen
können. Der Anführung von Namen einzelner Gewählter
enthalten wir uns, da dieselben jetzt nur von secundärem
Interesse sind; doch darf es hervorgehoben werden, daß die
Radikalen unerwartet zahlreich, wenn gleich als eine Minorität,
aus den Wahlen herrorgegangen sind. lieber den Geist der
Gesammtheit der vereinigten Wahlmänner ist noch kein Urtheil
möglich; dieselben werden nur erst gemeinsam über die zu
erwählenden Deputaten sich berathen und dann in fünf Wahl-
bezirke getrennt je zwei Abgeordnete für Berlin erwählen;
die Wahl der Frankfurter Abgeordneten wird erst am 10.
nach einem noch zu erlassenden Modus folgen. — Unter un-
fern Arbeitern gährt es vom Neuem; sie fordern meist mehr
Lohn und kürzere Arbeitszeit. Die Buchdrucker sind noch nicht
zur Arbeit zurückgekehrt, sondern suchen nur die Bedürfnisse
des Zeitungspublicums zu befriedigen; außerdem feiern die
Gesellen deö Schlosser-, Schneider-, und Töpfer- Gewerks,
in den beiden letzter» zur großen Befriedigung der Arbeitgeber,
welche fast keine Arbeit haben. —
In der Landwehr, welche aufgeboten ist, um einen Theil des
preußischen Contingents für Bamberg zu bilden, herrscht Wi-
derspruch gegen diese Bestimmung. Dieselbe verlangt, daß erst
die Garde und Linie marschire, welche hier undj in der
Nähe noch steht, ehe sie verpflichtet sei, auszurückcn.
Haderslcben, 1. Mai, 8 Uhr Morgens. Seit einer
Stunde ziehen die ersten Preußen durch die breite und schöne
Norderstraße dem Norden, Jütland zu. In vier Stunden
kann man zu Wagen oder zu Pferde bequem die Königsau
und Kolding erreichen, doch wäre cs möglich, daß die Preu-
ßen heute noch in Christiansfeld und der Umgegend übernach-
teten. In geringer Entfernung von der Landstraße liegt —
etwa zwei Meilen von hier —die berüchtigt gewordene Skam-
lingsbank, wo die dänische Propaganda das Landvolk so lange
haranguirte und gegen die Deutschen aufreizte und Deutsch-
land so lange höhnte, bis der Fluch der bösen That in Er-
füllung ging und jetzt die Dänen, die noch vor 9 Tagen in
und um Schleswig lagerten, keine Armee mehr aufbringen
können, um ihr eigenes jütisches Land zu schützen. Freckich
wird es noch viele Mühe koüen, ehe das Landvolk in Nord-
schleswig und das Schiffsvolk in den schleswigschcn Hafenör-
tern für deutsche Sprache und Sitte wiedergewonnen, ehe es
für die Ideen des Vaterlandes und der Freiheit emfänglich
gemacht wird, ehe es Freude und Leid mit dem ganzen großen
und einigen Deutschland zu theilen bereit ist. Denn der dä-
nische Fanatismus ist nicht blos selbst blind gewesen, denn er
hat auch seine Anhänger blind gemacht und mit seiner heil-
losen Verblendung angesteckt. Namentlich das Landvolk im
Amte Hadersleben befindet sich ganz in Abhängigkeit von den
dänischen Predigern und Schullehrern. Wie weit aber diesel-
ben oft ihre Mission vergessen, dafür mögen hier zwei Bei-
spiele genügen. Ein Prediger sprach von der Kanzel herab
Drohungen und Flüche gegen die Deutschgesinnten aus und
ein Anderer brach mitten in der Predigt ab, um sich an die
Spitze eines bewaffneten BauernfreischaarenhaufenS zu stellen.
Daneben gehen freilich auch komische Züge einher; so wollte
sich ein dänischer Prediger bei dem Anrückcu der Preußen auf
die Flucht begeben; die Bauern aber, die er selbst einererzirt
hatte, hinderten ihn selbst daran und stellten ihm zwei der
Ihrigen als Wache vor das Pfarrhaus. (B.-H.)
Christiansfeld, 1. Mai, 4 Uhr Nachmittags. Gleich
beim ersten Eintritt in das Herrnhuter-Dorf Christiansfeld
gibt sich der den Colonicen der Brüdergemeinden eigentbüm-
liche Karakter kund. Zwei parallel laufende reinliche Stra-
ßen, mit niedrigen,-aber zierlich, meist aus «reiben Backstei-
nen erbauten Häusern — vor dem Trottoir zu beiden Seiten
Bäume — der eigenchümliche Kopfputz der Frauen und der
besondere Gesichtstyvus der Männer und vorzüglich der Kin-
der — das sind fast untrügliche Merkmale einer jeden Herrn-
huterkolonie. Dieses Bild des Friedens und der beschaulichen,
gläubigen Ruhe hat seit heute Morgen einem lebendigen Bild
des Krieges Platz gemacht. Es sinv nämlich hier etwa 13—
1400 Preußen (unter Wrangel, Fürst Nadziwill rc.) einquar-
tiert, während der Prinz von Augustenburg und von Borin
außerhalb des Ortes logiren. — Es ist nicht unwahrschein-
lich, daß hier wenigstens ein Rasttag gehalten wird, obwohl
einzelne Patrouillen bereits bis an die Grenze bei Kolding —
zwei Meilen von hier — vorausgeschickt sind. Bei diesem
ersten jütischen Orte, die Königsau oder Koldingsau, ein nicht
sehr breites, von der Ostsee bis zur Nordsee reichendes Ge-
wässer fließt gerade durch die Grenzscheidc Jütlands und
Schleswigs — sollen sich die Dänen gesammelt haben; nach
Ander» werden sie sich bei Friedericia zu postiren suchen. Als
die festeste Stellung in Jütland wird übrigens die Gegend
von Veile betrachtet. Die Vermuthung, daß die Grenze nicht
sofort überschritten werden wird, ist u. A. auch darauf begrün-
det, daß, sichern: Vernehmen nach, beim Einrücken in Jütland
von Seiten der Deutschen eine Proklamation an die Jüten
erlassen werden soll, deren Wirkung wohl erst erwartet werden
dürfte. — 5 Uhr Nachmittags. Es scheint nun dock be-
stimmt, daß die Truppen morgen von hier vorrücken. Vor-
gestern waren noch 50 dän. Dragoner hier. (B.-H.)
bürgen in ihrer Nationalität nicht verkürzen. Der von Hrn
Kuranda erstattete Commiffionsbericht über Volksbewaffnung
führte zu folgendem Beschlüsse: die Bundesversammlung zu
ersuchen, sie wolle dahin wirken, daß in den einzelnen Bun-
desstaaten nicht blos Bestimmungen über die Volksbewaffnung
erlassen, sondern diese selbst schleunig ins Leben geführt werde.
(Fr. I.)
Köln, 4. Mai, Mittags. Die Post, welche heute früh
aus Trier hier ankommen sollte, ist ausgeblieben; dagegen
trifft soeben eine Estaffette von da ein, welche die Correspon-
dcnz überbringt. Bei deren Abgänge, gestern früh, war die
Stadt verbarrikadirt und Alles in größter Aufregung. Nach
den Berichten von Reisenden entstand in Folge von Vorfällen
bei den Wahlen am Dienstag spät Abends ein Kampf zwi-
schen Bürger und Militär, in welchem letzteres Feuer gab
und mehrere Bürger tödtete. In einigen Straßen waren
Barrikaden errichtet, und man befürchtete für Mittwoch den
Ausbruch eines heftigen Kampfes; jedoch war es bis gestern
Morgen 8 Uhr noch nicht dazu gekommen.) (Köln. Z.)
Berlin, 3. Mai. (F. I.) Die Wahlen der Wahl-
männer sind, wenn inan nach Stand und Rang der Gewähl-
ten urtheilen will, sehr gemischt ausgefallen; die Stände
stehen in ziemlich gleichen Verhältnissen einander gegenüber
und eine Scheidung nach Prinzipien wird erst in den Ver-
sammlungen der Wahlmänner stattfinden und sich Herausstellen
können. Der Anführung von Namen einzelner Gewählter
enthalten wir uns, da dieselben jetzt nur von secundärem
Interesse sind; doch darf es hervorgehoben werden, daß die
Radikalen unerwartet zahlreich, wenn gleich als eine Minorität,
aus den Wahlen herrorgegangen sind. lieber den Geist der
Gesammtheit der vereinigten Wahlmänner ist noch kein Urtheil
möglich; dieselben werden nur erst gemeinsam über die zu
erwählenden Deputaten sich berathen und dann in fünf Wahl-
bezirke getrennt je zwei Abgeordnete für Berlin erwählen;
die Wahl der Frankfurter Abgeordneten wird erst am 10.
nach einem noch zu erlassenden Modus folgen. — Unter un-
fern Arbeitern gährt es vom Neuem; sie fordern meist mehr
Lohn und kürzere Arbeitszeit. Die Buchdrucker sind noch nicht
zur Arbeit zurückgekehrt, sondern suchen nur die Bedürfnisse
des Zeitungspublicums zu befriedigen; außerdem feiern die
Gesellen deö Schlosser-, Schneider-, und Töpfer- Gewerks,
in den beiden letzter» zur großen Befriedigung der Arbeitgeber,
welche fast keine Arbeit haben. —
In der Landwehr, welche aufgeboten ist, um einen Theil des
preußischen Contingents für Bamberg zu bilden, herrscht Wi-
derspruch gegen diese Bestimmung. Dieselbe verlangt, daß erst
die Garde und Linie marschire, welche hier undj in der
Nähe noch steht, ehe sie verpflichtet sei, auszurückcn.
Haderslcben, 1. Mai, 8 Uhr Morgens. Seit einer
Stunde ziehen die ersten Preußen durch die breite und schöne
Norderstraße dem Norden, Jütland zu. In vier Stunden
kann man zu Wagen oder zu Pferde bequem die Königsau
und Kolding erreichen, doch wäre cs möglich, daß die Preu-
ßen heute noch in Christiansfeld und der Umgegend übernach-
teten. In geringer Entfernung von der Landstraße liegt —
etwa zwei Meilen von hier —die berüchtigt gewordene Skam-
lingsbank, wo die dänische Propaganda das Landvolk so lange
haranguirte und gegen die Deutschen aufreizte und Deutsch-
land so lange höhnte, bis der Fluch der bösen That in Er-
füllung ging und jetzt die Dänen, die noch vor 9 Tagen in
und um Schleswig lagerten, keine Armee mehr aufbringen
können, um ihr eigenes jütisches Land zu schützen. Freckich
wird es noch viele Mühe koüen, ehe das Landvolk in Nord-
schleswig und das Schiffsvolk in den schleswigschcn Hafenör-
tern für deutsche Sprache und Sitte wiedergewonnen, ehe es
für die Ideen des Vaterlandes und der Freiheit emfänglich
gemacht wird, ehe es Freude und Leid mit dem ganzen großen
und einigen Deutschland zu theilen bereit ist. Denn der dä-
nische Fanatismus ist nicht blos selbst blind gewesen, denn er
hat auch seine Anhänger blind gemacht und mit seiner heil-
losen Verblendung angesteckt. Namentlich das Landvolk im
Amte Hadersleben befindet sich ganz in Abhängigkeit von den
dänischen Predigern und Schullehrern. Wie weit aber diesel-
ben oft ihre Mission vergessen, dafür mögen hier zwei Bei-
spiele genügen. Ein Prediger sprach von der Kanzel herab
Drohungen und Flüche gegen die Deutschgesinnten aus und
ein Anderer brach mitten in der Predigt ab, um sich an die
Spitze eines bewaffneten BauernfreischaarenhaufenS zu stellen.
Daneben gehen freilich auch komische Züge einher; so wollte
sich ein dänischer Prediger bei dem Anrückcu der Preußen auf
die Flucht begeben; die Bauern aber, die er selbst einererzirt
hatte, hinderten ihn selbst daran und stellten ihm zwei der
Ihrigen als Wache vor das Pfarrhaus. (B.-H.)
Christiansfeld, 1. Mai, 4 Uhr Nachmittags. Gleich
beim ersten Eintritt in das Herrnhuter-Dorf Christiansfeld
gibt sich der den Colonicen der Brüdergemeinden eigentbüm-
liche Karakter kund. Zwei parallel laufende reinliche Stra-
ßen, mit niedrigen,-aber zierlich, meist aus «reiben Backstei-
nen erbauten Häusern — vor dem Trottoir zu beiden Seiten
Bäume — der eigenchümliche Kopfputz der Frauen und der
besondere Gesichtstyvus der Männer und vorzüglich der Kin-
der — das sind fast untrügliche Merkmale einer jeden Herrn-
huterkolonie. Dieses Bild des Friedens und der beschaulichen,
gläubigen Ruhe hat seit heute Morgen einem lebendigen Bild
des Krieges Platz gemacht. Es sinv nämlich hier etwa 13—
1400 Preußen (unter Wrangel, Fürst Nadziwill rc.) einquar-
tiert, während der Prinz von Augustenburg und von Borin
außerhalb des Ortes logiren. — Es ist nicht unwahrschein-
lich, daß hier wenigstens ein Rasttag gehalten wird, obwohl
einzelne Patrouillen bereits bis an die Grenze bei Kolding —
zwei Meilen von hier — vorausgeschickt sind. Bei diesem
ersten jütischen Orte, die Königsau oder Koldingsau, ein nicht
sehr breites, von der Ostsee bis zur Nordsee reichendes Ge-
wässer fließt gerade durch die Grenzscheidc Jütlands und
Schleswigs — sollen sich die Dänen gesammelt haben; nach
Ander» werden sie sich bei Friedericia zu postiren suchen. Als
die festeste Stellung in Jütland wird übrigens die Gegend
von Veile betrachtet. Die Vermuthung, daß die Grenze nicht
sofort überschritten werden wird, ist u. A. auch darauf begrün-
det, daß, sichern: Vernehmen nach, beim Einrücken in Jütland
von Seiten der Deutschen eine Proklamation an die Jüten
erlassen werden soll, deren Wirkung wohl erst erwartet werden
dürfte. — 5 Uhr Nachmittags. Es scheint nun dock be-
stimmt, daß die Truppen morgen von hier vorrücken. Vor-
gestern waren noch 50 dän. Dragoner hier. (B.-H.)