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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0164

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Flensburg, 4. Mai. Die Rantzauische Freischaar
hat von der Grafschaft Schackenburg, einer jütischen Enclave
westlich bei Tondern, Besitz genommen und wollen wir hoffen,
daß das Herzogthum Schleswig bei Regulirung der Gränze
nicht nur in solchem verbleibe, sondern daß auch die Stadt
Nipen, diefseit der Königsau und vom schleswigschen Gebiete
umgeben, List auf Sylt, Westerlandföhr mit Amrum und die
Austerbänke, als in und bei dem Herzogthume liegend, meisten-
thcils auch früher dazu gehörend, diesem zufallen werden.
Sechs Kanonen sind ohne Schwertstreich durch erwähnte Frei-
schaar von Schrackenburg, deren stumme Schutzwehr sie gewiß
lange bildeten, nach Tondern gebracht. Am 30. v. M. ist
die bcregte Frcischaar in reguläres schlesw.-Holstein. Militär
von Tondern aus weiter nach Norden vorgerückt. Zur Ero-
berung Alsens werden bedeutende Anstalten gemacht.
(Börsenh.)
Posen, 30. April. Von hier aus erging ein in der
Oderztg. enthaltener »Nothschrei an deutsche Brüder im Jn-
und Auslandes in welchem es heißt: "Brüder, ich bitte und
beschwöre Euch, um Alles, was heilig ist, hört auf eine
Stimme, die euch zuruft: die Ehre Deutschlands ist auf dem
Spiele! Polen und alle zivilisirten Völker müssen uns has-
sen und verachten, wenn wir den Polen nicht bald zu Hülfe
eilen, denn dieses unglückliche Volk ist hier zu sehr bedrängt.
Nicht nur preußische Beamten und Militär sind gegen sie,
sondern auch Deutsche und Juden. Die Letzteren, die hier ge-
meinschaftliche Sache machen, dürfen sich Alles erlauben, wie
z. B. Häuser stürmen, Aufläufe zu Hunderten erregen, Schmä-
hungen gegen die Polen ausstoßen, Alles dies geht ungestraft
dahin. Erlaubt sich dagegen ein Pole auch nur den geringsten
Widerspruch gegen die Vorwürfe und Drohungen, die von
Deutschen und Juden gegen ihn und sein Vaterland ausge-
stoßen werden, so ist die Polizei sogleich bei der Hand, ihn
festzunehmen, und im Falle des geringsten Widerstandes wird
er durch herbeigeholtes Militär mit Kolbenstößen abgeführt.
— Man kommt auf den Gedanken, daß Alles bestochen und
verkauft ist, wenn man bedenkt, daß Hunderte von Menschen
in Häuser dringen, in welchen die Polen ihre Zusammenkünfte
halten, in denselben plündern und demvliren, während dessen
die Hauptwache, die 300 Schritte davon entfernt ist, diesen
Unfug stillschweigend mitansieht, und General Steinäcker mit
seiner Suite vorbeireitet, aber Alles ruhig geschehen läßt, weil
Juden, Schneider- und Schusterjungen, und der gemeinste Pö-
bel, den wir hier haben, ihm ein »Lebehoch" bringt. Natür-
lich, das ist zu schmeichelhaft, als daß man gegen sie mit Ge-
walt einschreiten könnte! Deutsche Brüder! Für die armen,
kranken Schlesier habt ihr bereitwillig alles Mögliche gethan,
ihrer Noth abzuhclfen, und so dürfen wohl auch die Polen
aus Eure Hülfe rechnen.
Ausländische Nachrichten.
Nordamerika. Präsidenten Botschaft in Betreff der
französ. Nepublik. Der Präsident der Vereinigten Staaten
hat an die beiden Häuser des Congreffes in der Einrichtung
der Republik in Frankreich folgende Botschaft gerichtet:
„Ich theile dem Congreß zu seiner Kenntnißnahme nie Ab-
schrift der Depesche mit/welche ich von dem anßerordendlichen
Rcdigirt unter Verantwortlichkeit von Frick.

Befanden und bevollmächtigten Minister der vereinigten Staa-
ten in Paris empfangen habe. Es wird darin offizieller Be-
richt von dem Sturze der französischen Monarchie und der an
ihrer Stelle eingesezten provisorischen Regierung auf republi-
kanischen Grundlagen abgestattet. Dieses große Ercigniß ist
plözlich und fast ohne Blutvergießen eingetreien. Die Welt
hat selten ein interessanteres und crhabeneres Schauspiel ge-
sehen, als den friedlichen Entschluß des französichen Volkes, sich
eine größere Freiheit zu geben, und in der Erhabenheit seiner
Kraft den Beweis zu liefern, daß der Mensch in diesem auf-
geklärten Jahrhundert im Stande ist, sich selbst zu regieren.
„Die sofortige Anerkennung der neuen Negierung von
Seilen der Repräsentanten der Vereinigten Staaten am Hoß
Frankreichs hat meinen vollständigen, unbedingten Beifall; e
ist autorisiert worden, hiervon die eingesezten Behörden de
französischen Nepublik in Kenntniß zu sezen. Berufen in eine:
plözlichen Eventualität, welche in seinen Instruktionen nick
vorgesehen werden konnte, zu handeln, hat er die Meinung
und die Gefühle seiner Regierung und seiner Landsleute rich-
tig beurtheilt, als er der Erste von den diplomatischen Reprä-
sentanten der andern Länder, so weit dies in seiner Macht
stand, die freie, von dem französischen Volke eingesezte Negier-
ung anerkante. Die Politik der Vereinigten Staaten ist ro
jeher die der Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten
anderer Länder gewesen, indem sie jedem die Einführung der
Negicrungsform nach seiner Wahl überließen. Diese Politik
wird auch Frankreich gegenüber, welches aus einer Monarchie
plözlich in eine Republik umgewandelt worden, beobachtet
werden.
„Alle unsere Simpathien regen sich natürlich für das
große Volk, welches unserm Beispiele folgend, hat frei sein
wollen. Es kann keine Verwunderung erregen, wenn diese
Simpathien der Bevölkerung der Vereinigten Staaten einer
freien Negierung in allen Theilen der Welt, besonders aber in
Frankreich entgegenschlagen; wir werden nie vergessen, daß
Frankreich zur Zeit unserer glüklichen Revolution unser treue-
ster Bundesgenosse war, und daß es uns großmüthig beige-
standen hat, das fremde Joch abzuschütteln und ein freies un-
abhängiges Volk zu werden. Seit beinahe drei Viertel-Jahr-
hunderten erfreuen wir uns der Wohlthaten unseres wohlgeord-
neten Siftcms der Vols-Regierung durch das Volk.
„Wir bringen dem patriotischen Volke Frankreichs zu
seinen edlen und glüklichen Bestrebungen für Gründung freier,
den unsrigen gleichen Institutionen unsere heißen und aufrich-
tigen Glückwünsche dar. Es leidet keinen Zweifel, daß unter
dem segensreichen Einfluß freier Institutionen die aufgeklärten
Staatsmänner des republikanischen Frankreichs einsehen wer-
ven, daß es im wahren Interesse Frankreichs liegt, mit den
Vereinigten Staaten die liberalsten internationalen, und auf
Gegenseitigkeit gestüzten Handelsverbindungen zu unterhalten,
welche das Glük und die Wohlfahrt beider Völker erhöhen
werden.
Washington, 3. April 1848.
James K. Polk.

Druck von Renner Wolff in Heidelberg
 
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