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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0319

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Frankfurt, 18. Juni. Der Congreß der Demo-
kraten. — In Folge einer Einladung von Seiten des de-
mokratischen Vereins zu Marburg erschienen von dem 14. bis
17. Juni in Frankfurt a. M. mehr als 200 Abgeordnete von
demokratischen, Arbeiter- und Turnvereinen aus allen Gegenden
Deutschlands, um den sic belebenden gemeinsamen Geist auSzu»
sprechen, in einem bündigen Bekcnntniß zu formuliren und die
demokratischen Vereine zu organisiren. Die Ergebnisse der
Berathungen sind in Kurzem folgende:
Als gemeinsamer Ausdruck des Prinzips der demokratischen
Vereine gilt die demokratische Republik; der Central-Ausschuß der-
selben (Fröbcl, Nau, Kriege) hat seinen Sitz in Berlin; ihm ist die
Organisation der Kreiövercine überlassen. Organe für Ver-
öffentlichung der Berichte des Ccntralausschusses sind die Ber-
liner Zeitungshalle, die neue rheinische und die Mannheimer
Abendzeitung; bis sich der Central-Ausschuß zu Berlin konsti-
tuirt hat, bleibt ein provisorisches Comitö hier. (Zitz, Bayr-
hoffer, Nonge, Metternich, Mohr.) Beschlossen wurde eine
Achtungsbezeugung gegen Hecker, die Verbrüderung mit dem
französischen Volke und allen demokratisch-republikanischen Völ-
kern und Bestrebungen. Der Congreß ging am 17. d. Mor-
gens zu Ende und löste sich auf mit einem Hoch auf den
Präsidenten Fröbel, den Vizepräsidenten Baprhoffer und auf
die demokratische Republik.
Waiblingen, i3. Juni. Das k. Oberamt dahier hat
unterm Heutigen dem Stadtschultheißenamt Winnenden die
Weisung gegeben, Hecker, von dem die Rede ging, daß er durch
Würtcmberg nach Frankfurt gehe, im Bctretungssallc festzu-
nehmen.
Kassel. Unser Kurfürst ist ein sehr eifriger Regent.
Alles will^ selber machen, Alles auf sich nehmen, weil er
Niemand (?) Rechenschaft von seinen Handlungen geben zu
müssen vermeint. Darum hat der Abg. Henkel in der Sitz-
ung der Stände vom 17. d. den Antrag gestellt, der Kurfürst
möge die Ausübung der Regierungs-Rechte, ssweit sie nicht
seine eigene Person betreffen, den verantwortlichen Mi-
nistern überlassen.
Mainz. Die Rückschrittsparthei, welche noch an die
Möglichkeit einer Wiederherstellung der guten alten Zeiten vor
dem 6. März 1818 glaubt, stellt hier Werbungen an, vor-
geblich für Hecker, in der That aber, um unruhige Köpfe aus
dem Lande zu schaffen. Man verspricht den dummen Teufeln,
die sich darauf einlassen, goldene Berge, verschweigt ihnen
aber das Land, wo dieselben liegen, daher sich alle, welche in
die Netze dieser Parthei gerathen, wohl vorsehen mögen, damit sie
nicht das Opfer einer verruchten Bosheit werden.
Leipzig, 16. Juni. Am 14. Juni ward den Solda-
ten des Regiments Mar laut Tagesbefehl bekannt gemacht:
Daß zwar in Folge ihres Vereinrcchts ihnen nicht verboten
sei, an öffentlichen Versammlungen Theil zu nehmen, daß sie
aber, sobald dabei von Republik die Rede sei, sich sofort zu
entfernen hätten. Und wenn Einer zur Zeit, wo von Republik
gesprochen werde, dabei betroffen oder solches «»gezeigt werde,
so habe derselbe eine Strafe bis zu zwei Jahren Zuchthaus
zu gewarten.
Immer noch meinen also die Offiziere, sie seien aus einem
andern Teig gebacken, als andere Menschenkinder, sie allein

seien Staatsbürger, und dem Soldaten sei die Ausübung seiner
Staatsbürger Rechte nicht gestattet. Auch in Würtembcrg findet
unter dem Militär diese Ansicht mannhafte Vertheidigcr, hier
wie in Sachsen wird indessen der gemeine Mann hoffentlich
den Gehorsam gegen seine Oberen nicht bis zur Aufgebung
seiner Selbst treiben.
Altenburg, 18 Juni. Dr. Erbe und Advokat Dö-
litsch, welche gestern ihre Dekrete als Landtagsabgeordnete er-
hielten, sollten heute während des Gottesdienstes verhaftet
werden! Das Volk widersetzte sich, und Beide find wieder
frei! Es werden Barrikaden (bis setzt 15) errichtet. Vicr-
zchnhundert Mann k. sächs. Truppen stehen auf dem Bahnhof.
Das Schloß wimmelt von Soldaten. Das Volk verlangt so-
fortige Entlassung des Ministeriums und Entlassung des ein-
heimischen und fremden Militärs; vollständige Amnestie, unge-
störtes Beginnen des Landtags am 2l. d. Man unterhandelt
noch; der Herzog scheint nicht nachgcben zu wollen.
Ättslätt-kfche Nachrichten.
Mailand, 15. Juni. Das amtliche Bulletin vom 14.
d. sagt: „Kaum erhielt Karl Albert die Kunde von der Ka-
pitulation von Vicenza, so brach das italienische Heer, 40,000
Mann stark, über Villafranca gegen Verona auf. Alles ließ
vermuthen, daß der König den Angriff auf Verona zu begin-
nen beabsichtige, obgleich der Bericht eingegangen war, daß in
der Nacht Radetzky mit 10,000 Mann von Vicenza nach Ve-
rona gezogen war. Den Angriff ans Verona erwartete man
am 14. d. Daß Radetzky gegen Vicenza zog, weil er auf dem
geraden Wege von Mantua nicht mehr nach Verona hätte
ziehen können, wird selbst von österreichischen Kriegsberichten
zugegeben.

R8. Sitzung der konstituireudeu National-
versammlung.
Auf der Tagesordnung steht die Derathung des Berichts
über die prov. Centralgewalt. Gegen denselben wollen 72
Mitglieder sprechen. Von denselben erhält zuerst Wiesner
das Wort. Er geht auf die Verhandlungen des 50r Aus-
schusses zurück, und drückt sein tiefes Bedauern darüber aus
daß von Männern, die die Versammlung achte, ihr Dinge zu-
gemuthet würden, die selbst der Bundestag dem 50r Ausschuß
nicht zumuthcte, so weit seien wir schon hinter den Tagen
des Vorparlaments und des 50r Ausschusses zurück; so weit
sei die Reaktion schon vorgeschritten. Wir sollen - fährt der
Redner fort - die Negierungen angchen, uns 3 Männer zu
bezeichnen, welche in dieser stürmischen Zeit an das Staats-
ruder treten sollen; jene Negierungen, die 30 Jahre lang
Männer an die Spitze stellten, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen
waren, und den jetzigen Zustand der Dinge herbciführten, jene
Negierungen, die gezeigt haben, daß sie keine Männer aus
dem Volke hervorzusuchcn wissen. Wenn Oestreich, wenn Preu-
ßen Männer solcher Art besitzen, so mögen sie sie bei sich zu
Hause anstelle»; diejenigen, die sie besitzen, sind den Stürmen
der Zeit nicht gewachsen. Die Negierungen, die bei sich so
 
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