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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0356

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Mcro« (fruchtbare, von Sandwüsten umgebene Halbinsel des alten
Äthiopiens) bis 300 v. Chr- ihrem König den Tod befehlen konnten
und oft befohlen haben, ohne daß er sich weigern durfte ihn zu nehmen;
daß sich diese Sitte bei einem Negcrstainm des Reiches Scnnaar
jener Insel bis auf den heutigen Tag erhalten hat, nur mit dem Un-
terschiede, daß dort nicht die Pfaffen, sondern die Vornehmen des
Volks den Tod befehlen, der sich sogar auf die männlichen Seiten-
verwandten ausdehnt, welche nach des Königs Tod alle ermordet
werden; —ferner, daß Samuel, auf Befehl Gottes, seine ganze
Beredtsamkeit und alle Drohungen aufbicten mußte, um die Israeliten
von Einführung der königlichen Gewalt abzuhalten — daß «aul zum
König erwählt ward, als er seines Vaters Esel suchte (jetzt brauchte
er nur in gewisse Kammern zu gehen, wo ihm deren Dutzendweise
in die Hände laufen würden). — daß die Könige in der Offenbarung
Johannis (Kap. l7 V. 2 u. Kap. 18 V. ö)als die treuesten Anbeter
der großen Babylonischen Hure erklärt werden, — und Darius, der
Sohn des persischen Statthalters Hystaspcs, blos durch das, mittelst
einer Stute listig bezweckte frühere Wiehern seines Hengstes den per-
sischen Thron bestieg. — O göttliche Gnade! O göttliches Recht! —
Das Härte steLoos für einen klugen und rechtschaffenen Man»
ist, wenn er im Staatsdienste öffentlich die dummen und schlechten
Streiche der Regierung vcrtheidigcn muß. Und daher kommt es, daß
sich in unsern deutschen Pölizeistaateu kein Mann von Kopf und Herz
auf die Dauer im Dienste halten kann, ohne als Verbrecher verfolgt
zu werden. Es gibt deshalb auch bei uns bald gar keine Staats-
diener mehr und was man so nennt, sind nur Regicrungs- und
Hofbedicnte. —

Langweilig und schlecht.
Mel. Mein Lebenslauf ist Lieb' und Lust.
Wie ist die Willkür und Gewalt
Doch in der Welt gemein!
Die Welt ist schon so klug und alt
Und muß doch dienstbar sein!
Wann bricht der Freiheit goldner Strahl
In unsre Nacht hinein?
Wann endet unser Joch einmal.
Wann unsre Noth und Pein?
O weh! o weh!
Wann unsre Noth und Pein?
Geduld ist unsre Fröhlichkeit
Gehorsam unser Glück,
Und niemals kommt Zufriedenheit
In unsre Welt zurück.
Wohl anders wird eö jeden Tag,
Doch besser wird eS nie.
Wer daö ein Glück noch nennen mag,
Ist dumm wie'S liebe Vieh.
O weh! o weh!
Ist dumm wie'S liebe Vieh.

Antwort.
Das Gerücht, ich hätte die von mir gesammelten Unter-
schriften zu einer Adresse an das Vorparlament in Betreff re-
publikanischer Negierungsformen in die Hände der Regierung
(d. Staatsr. Bekk) gelangen lassen, ist eine schandbare, boshafte
Verläumdung. Im Auftrage des Verfassers der Adresse, vr.
Lommel, der sich jetzt im Elsaß befindet, übergab ich alle
Listen, mit Ausnahme der ersten, an Herrn Buchdrucker Ren-
ner, in dessen Händen sich noch 2 derselben befinden, worunter
die von Neuenheim. Zur Zeit des Vorparlaments forderte
ich diesen auf, die Adresse mir zu geben, oder sie nach Frank-
furt zu senden. Er verweigerte dies unter Gründen, die mich

nicht überzeugen konnten.*) Die erste Liste wollte Herr Lom-
mel selbst besorgen, wie er vor seiner Abreise in die Schweiz
selbst sagte.
Heidelberg, 29. Juni 1848.
Qtto Welckcr, stuck, jur.

*) Dies geschah einzig und allein darum, daß diese Listen nicht
in die unrechten Hände kommen sollten, denn cs gab damals schon
manche Leute, die mit wahrhaft satanischer Wuth gegen Das geeifert
haben, wofür sie kurz vorher »och gesprochen und gehandelt.
Renner.

Anzeige als Quittung.
Für die unglücklichen deutschen Flüchtlinge in Frankreich
sind bei der Redaktion d. Bl. ferner eingegangen:
liebertrag 49 fl. 23 kr.
V. einer Greisin aus W. mit dem Motto:
.Einmal kommt gewiß die Zcie,
Die euch schenk! Gcrechligkei-!» - st 24 kk.
Im Ganzen 49 fl. 47 kr.
Weitere Beiträge nimmt gern in Empfang D. Red.

Für die Gefangenen in Bruchsal ist ferner eingegangen:
Von F. M. 3 Hemden, 2 P. Socken, 1 Rock, 1 Weste,
l P. Hosen, 1 Hut. Von B. B. 1 Rock, I Weste, 1 Kappe.
Von I H. 1 P. Schuhe, 2 P. Socken, 1 Halstuch, 1 P.
Hosen, 1 Rock.
Alois Huber.

Heidelberger Gew erb Verein.
Die verehr!. Mitglieder werden hiermit benachrichtigt,
daß Herr Prof. Mohl die auf ihn gefallene Wahl als er-
ster Vorstand des Vereins angenommen hat. Zur Entgegen-
nahme seiner Erklärung werden die verehrt. Mitglieder zu ei-
ner Plenarversammlung auf Samstag, den l. Juli, Abends
8 llhr, in das Vorderlokal der Harmonie eingeladen. Sehr
wahrscheinlich wird der Gewählte dabei persönlich erscheinen.
Der zweite Vorsteher
Renner.

An die Dentschkatholiken.
Sonntag den 2. Juli findet unser Gottesdienst Vormit-
tags 9 llhr noch einmal in unserem alten Betsaale statt. Nach
dem Gottesdienst ist Gemeinde-Versammlung und Wahl der
Acltcsten und Gemeinde-Beamten für das Kirchenjahr 1848
und 49, wozu sämmtliche Mitglieder freundlichst eingeladen
werden. Ein gedrucktes Verzeichniß der wählbaren Mitglieder
wird bei Buchbinder Schweikart und in der Versammlung
selbst an jedes Mitglied abgegeben.
Der Vorstand:
Heidelberg, 29. Juni 1848. Küchler.

3
§ Neckarwasserwärirrc: 11» Grad.
E Heinrich Bootz. 3

Redigirt «nter Lerautwortlichkeit von G. M. Renner.

Druck von Renner L> Wolff in Heidelberg.
 
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