sition einen mächtigen Eindruck sowohl auf die Versammlung
als auf die öffentliche Meinung hervorgebracht.
Am Abende des nämlichen Tages (2. April) setzten sich
die in der Versammlung zurückgebliebenen Mitglieder der
Opposition mit ihren ausgetretenen Freunden in Verbindung,
beschlossen jedoch nach reiflicher Ucbcrlegung, dem einmal ge-
faßten Entschluß, an der Ausschußwahl Theil zu nehmen,
treu zu bleiben.
Dagegen verlautete schon an demselben Abende in glaub-
hafter Weise, daß alle seit der neuen Bewegung nicht er-
setze Bundestagsgesandten sofort ihre Entlassung nachsuchen
würden und der Bundestag am folgenden Tage sich von
allen verfassungswidrigen Beschlüssen lvssagen werde.
Die Versicherung dieser Thatsache erfolgte am 3. April
gleich im Anfänge der Sitzung durch den Präsidenten der Ver-
sammlung in offizieller Weise. Derselbe hatte sich zu dem
dermaligen Jnterimspräsidenten des Bundestages, Grafen
Colloredo, begeben und gab bei seiner Rückkehr eine die
obigen Thatsachen feierlich bestätigende Erklärung in der Ver-
sammlung ab.
Der Abgeordnete v. Jtzstein stellte sofort den Antrag,
die Versammlung wolle, in Berücksichtigung, daß die Veran-
lassung, wodurch ein Theil der linken Seite zum Ausscheiden
veranlaßt worden, aufgehört habe, den Wiedereintritt zu ver-
anlassen suchen und ihn zur Vermiit.ung desselben ermächtigen.
Dieser Antrag wurde allgemein unterstützt, zum Beschluß
erhoben und v. Jtzstein trat sofort mit den versammelten
Mitgliedern der Linken in Verhandlung.
Der Grund ihres Ausscheidens wär geschwunden, als
ihnen die offizielle Erklärung gegeben wurde, daß der Bun-
destag sich von dem seitherigen System losgesagt und alle in
demselben thätig gewesenen Mitglieder entlassen habe.
Der Zweifel über den Wunsch der Mehrheit der Ver-
sammlung, sie von Ncucpi den Verhandlungen beiwohnen zu
sehen, ward, durch die offizielle Erklärung dieser Thatsache
durch den Präsidenten, beseitigt. Sie erachteten daher die
Veranlassung des durch ihre Ucberzeugung und ihr Pflichtge-
fühl gebotenen Schrittes durch die eingetretenen Thatsachen
als beseitigt und beschlossen, an den Verhandlungen der Ver-
sammlung wieder Theil zu nehmen.
Noch ehe sie wieder eingetretcn waren, hatte auf den
Antrag v. Soiron's die bisher so mächtige Mehrheit der
Versammlung die Souvcränetät des deutschen Volks erklärt,
indem sie beschloß, daß die Feststellung der Staatsverfassung
Deutschlands einzig und allein von der constituirenden Ver-
sammlung ausgehen dürfe.
Wenn etwas geeignet war, die so wünschenswerthe Ein-
heit der National-Versammlung wieder herzustellen, so war
obiger Beschluß, welcher den Anforderungen der Zeit entspricht
und die Rechte des deutschen Volks für alle Zukunft verbürgt! —
Frankfurt a. M., den 3. April 1840.
Tagesbericht aus Deutschland.
Heidelberg, ll.'^Ipril. Ans das Gerücht hin, daß
unserm Vater Wijnter gleiche Ehre zugedacht sei, wie Fi ckler,
wird dessen Wohnung jede Nacht von starken Patrouillen be-
wacht. Bürger und junge Leute versehen mit größter Bereit-
willigkeit diesen Liebesdienst; vergangene Nacht hatte das schon
wohlorganisirte hiesige Schützenkorps denselben übernommen.
Heidelberg, den 11. April. Ein großer Theil der auS
Frankreich zurückkehrenden, gefürchteten deutschen Arbeiter sind
nun die Gränze passirt; auch durch unsere Stadt sind einige ge-
reist, um ihrer Heimath zuzueilen. Es sind meist solid ausse-
hendc, für das Vaterland begeisterte junge Männer, die keines-
wegs so aussehcn, wie sie jüngst ein noch sehr junger Uni-
versitätSprofeffor in hiesiger Aula geschildert, als er sagte: „sie
kommen an die Gränze wie die Lämmer und werden dann zu
reißenden Wölfen;" auch wir kennen die Wölfe, die dem Volke
das erst vor Kurzem errungene bischen Freiheit wieder aus den
Zähnen reißen möchten, diese sehen aber ganz anders aus, als
diese gemächlichen deutschen Arbeiter. Obwohl friedlich und ohne
Waffen in ihr Vaterland zurückkehrend, sind sie noch denselben
Plackereien unterworfen und derselben Polizeiwillkür ausgesetzt,
wie vor Jahren > Zum Beweise wollen wir hier einen -derselben
selbst sprechen lassen, der erst kürzlich von Karlsruhe kommend,
über hier weiter reiste; er schreibt:
„Ich langte am 9. dieses Monats von Lyon kommend, mit
dem Eisenbahnzuge von Kehl in Karlsruhe an, stieg sogleich aus
und begab mich zum Stadtchor hinein, wurde aber von dem
Thvrwächter angehalten, welcher mir mit dem gewöhnlichen bar-
schen Ton, dessen man sich von jeher gegen den Arbeiter zu bedie-
nen pflegte, meinen Paß abforderte; nachdem er ihn zum Neber-
fluß lange genug betrachtet, übergab er denselben einem Manne
in bürgerlicher Kleidung mit den Worten: „Da, das ist etwas
für dich!" der mich auch sogleich aufforderte, mit ihm auf die
Polizei zu gehen. Ich erstaunte 'nicht wenig, mußte aber doch
dem stiefmütterlichen Rath der hochweisen Polizei Folge leisten.
Dort angelangt, wurde ich in ein Zimmer geführt, und sogleich
von einem Dutzend Gensdarmen umringt. Unter den vielen
Fragen, die mir vorgelcgt wurden, war die erste: was ich in
Karlsruhe zu suchen hätte, und warum ich nicht meinen Weg
weiter sortsetzte? Ich antwortete: daß der Zweck meines Hier-
seins derselbe sey, den ich überall hätte, nämlich in ein Wirths-
haus zu gehen, um eine warme Suppe zu genießen, einige Be-
kannte zu besuchen, und mich um Arbeit und nach den Merkwür-
digkeiten der Stadt umzusehen. Nach Verlauf einer Stunde
wurde ich dem hochweisen Polizeimeister vorgestellt, welcher mir
eröffnete, daß das Suppeessen (hört!) und Besuchcmachen nur
unter hoher obrigkeitlicher Begleitung gestattet sey, das Umschaucn
und Merkwürdigkeitenbesehen aber nicht gestattet werden könne,
da mir der Aufenthalt in Karlsruhe überhaupt nicht erlaubt sey,
so habe der Polizcidiener den Auftrag, mich zur Stadt hinaus
zu transportiren, was auch dieser, trotz meines Widerstrebens und
taub gegen meine Bitte, mich doch wenigstens zum Schutze gegen
die naßkalte Witterung eine Suppe essen zu lassen, sogleich ins
Werk setzte. Ein kalter Schauer überlief mich bei dem Gedanken
an die Zukunft meines Vaterlandes: 4>enn wenn das die
juuge deutsche Freiheit ist, so bewahre uns Gott
dafür daß sie alt wird.^f/
Kaiserslautern, den 7. April ^3 Uhr. Seit mehreren
Tagen kommen Truppen in unserer Stadt an. So eben trifft
das erste Bataillon des 15. Regimentes mit dem Stabe hier
ein. Dem Vernehmen nach sollen aus dem jenseitigen Baiern
18,000 Mann Soldaten in die Pfalz verlegt werden.
(St.- u, Landb.)
als auf die öffentliche Meinung hervorgebracht.
Am Abende des nämlichen Tages (2. April) setzten sich
die in der Versammlung zurückgebliebenen Mitglieder der
Opposition mit ihren ausgetretenen Freunden in Verbindung,
beschlossen jedoch nach reiflicher Ucbcrlegung, dem einmal ge-
faßten Entschluß, an der Ausschußwahl Theil zu nehmen,
treu zu bleiben.
Dagegen verlautete schon an demselben Abende in glaub-
hafter Weise, daß alle seit der neuen Bewegung nicht er-
setze Bundestagsgesandten sofort ihre Entlassung nachsuchen
würden und der Bundestag am folgenden Tage sich von
allen verfassungswidrigen Beschlüssen lvssagen werde.
Die Versicherung dieser Thatsache erfolgte am 3. April
gleich im Anfänge der Sitzung durch den Präsidenten der Ver-
sammlung in offizieller Weise. Derselbe hatte sich zu dem
dermaligen Jnterimspräsidenten des Bundestages, Grafen
Colloredo, begeben und gab bei seiner Rückkehr eine die
obigen Thatsachen feierlich bestätigende Erklärung in der Ver-
sammlung ab.
Der Abgeordnete v. Jtzstein stellte sofort den Antrag,
die Versammlung wolle, in Berücksichtigung, daß die Veran-
lassung, wodurch ein Theil der linken Seite zum Ausscheiden
veranlaßt worden, aufgehört habe, den Wiedereintritt zu ver-
anlassen suchen und ihn zur Vermiit.ung desselben ermächtigen.
Dieser Antrag wurde allgemein unterstützt, zum Beschluß
erhoben und v. Jtzstein trat sofort mit den versammelten
Mitgliedern der Linken in Verhandlung.
Der Grund ihres Ausscheidens wär geschwunden, als
ihnen die offizielle Erklärung gegeben wurde, daß der Bun-
destag sich von dem seitherigen System losgesagt und alle in
demselben thätig gewesenen Mitglieder entlassen habe.
Der Zweifel über den Wunsch der Mehrheit der Ver-
sammlung, sie von Ncucpi den Verhandlungen beiwohnen zu
sehen, ward, durch die offizielle Erklärung dieser Thatsache
durch den Präsidenten, beseitigt. Sie erachteten daher die
Veranlassung des durch ihre Ucberzeugung und ihr Pflichtge-
fühl gebotenen Schrittes durch die eingetretenen Thatsachen
als beseitigt und beschlossen, an den Verhandlungen der Ver-
sammlung wieder Theil zu nehmen.
Noch ehe sie wieder eingetretcn waren, hatte auf den
Antrag v. Soiron's die bisher so mächtige Mehrheit der
Versammlung die Souvcränetät des deutschen Volks erklärt,
indem sie beschloß, daß die Feststellung der Staatsverfassung
Deutschlands einzig und allein von der constituirenden Ver-
sammlung ausgehen dürfe.
Wenn etwas geeignet war, die so wünschenswerthe Ein-
heit der National-Versammlung wieder herzustellen, so war
obiger Beschluß, welcher den Anforderungen der Zeit entspricht
und die Rechte des deutschen Volks für alle Zukunft verbürgt! —
Frankfurt a. M., den 3. April 1840.
Tagesbericht aus Deutschland.
Heidelberg, ll.'^Ipril. Ans das Gerücht hin, daß
unserm Vater Wijnter gleiche Ehre zugedacht sei, wie Fi ckler,
wird dessen Wohnung jede Nacht von starken Patrouillen be-
wacht. Bürger und junge Leute versehen mit größter Bereit-
willigkeit diesen Liebesdienst; vergangene Nacht hatte das schon
wohlorganisirte hiesige Schützenkorps denselben übernommen.
Heidelberg, den 11. April. Ein großer Theil der auS
Frankreich zurückkehrenden, gefürchteten deutschen Arbeiter sind
nun die Gränze passirt; auch durch unsere Stadt sind einige ge-
reist, um ihrer Heimath zuzueilen. Es sind meist solid ausse-
hendc, für das Vaterland begeisterte junge Männer, die keines-
wegs so aussehcn, wie sie jüngst ein noch sehr junger Uni-
versitätSprofeffor in hiesiger Aula geschildert, als er sagte: „sie
kommen an die Gränze wie die Lämmer und werden dann zu
reißenden Wölfen;" auch wir kennen die Wölfe, die dem Volke
das erst vor Kurzem errungene bischen Freiheit wieder aus den
Zähnen reißen möchten, diese sehen aber ganz anders aus, als
diese gemächlichen deutschen Arbeiter. Obwohl friedlich und ohne
Waffen in ihr Vaterland zurückkehrend, sind sie noch denselben
Plackereien unterworfen und derselben Polizeiwillkür ausgesetzt,
wie vor Jahren > Zum Beweise wollen wir hier einen -derselben
selbst sprechen lassen, der erst kürzlich von Karlsruhe kommend,
über hier weiter reiste; er schreibt:
„Ich langte am 9. dieses Monats von Lyon kommend, mit
dem Eisenbahnzuge von Kehl in Karlsruhe an, stieg sogleich aus
und begab mich zum Stadtchor hinein, wurde aber von dem
Thvrwächter angehalten, welcher mir mit dem gewöhnlichen bar-
schen Ton, dessen man sich von jeher gegen den Arbeiter zu bedie-
nen pflegte, meinen Paß abforderte; nachdem er ihn zum Neber-
fluß lange genug betrachtet, übergab er denselben einem Manne
in bürgerlicher Kleidung mit den Worten: „Da, das ist etwas
für dich!" der mich auch sogleich aufforderte, mit ihm auf die
Polizei zu gehen. Ich erstaunte 'nicht wenig, mußte aber doch
dem stiefmütterlichen Rath der hochweisen Polizei Folge leisten.
Dort angelangt, wurde ich in ein Zimmer geführt, und sogleich
von einem Dutzend Gensdarmen umringt. Unter den vielen
Fragen, die mir vorgelcgt wurden, war die erste: was ich in
Karlsruhe zu suchen hätte, und warum ich nicht meinen Weg
weiter sortsetzte? Ich antwortete: daß der Zweck meines Hier-
seins derselbe sey, den ich überall hätte, nämlich in ein Wirths-
haus zu gehen, um eine warme Suppe zu genießen, einige Be-
kannte zu besuchen, und mich um Arbeit und nach den Merkwür-
digkeiten der Stadt umzusehen. Nach Verlauf einer Stunde
wurde ich dem hochweisen Polizeimeister vorgestellt, welcher mir
eröffnete, daß das Suppeessen (hört!) und Besuchcmachen nur
unter hoher obrigkeitlicher Begleitung gestattet sey, das Umschaucn
und Merkwürdigkeitenbesehen aber nicht gestattet werden könne,
da mir der Aufenthalt in Karlsruhe überhaupt nicht erlaubt sey,
so habe der Polizcidiener den Auftrag, mich zur Stadt hinaus
zu transportiren, was auch dieser, trotz meines Widerstrebens und
taub gegen meine Bitte, mich doch wenigstens zum Schutze gegen
die naßkalte Witterung eine Suppe essen zu lassen, sogleich ins
Werk setzte. Ein kalter Schauer überlief mich bei dem Gedanken
an die Zukunft meines Vaterlandes: 4>enn wenn das die
juuge deutsche Freiheit ist, so bewahre uns Gott
dafür daß sie alt wird.^f/
Kaiserslautern, den 7. April ^3 Uhr. Seit mehreren
Tagen kommen Truppen in unserer Stadt an. So eben trifft
das erste Bataillon des 15. Regimentes mit dem Stabe hier
ein. Dem Vernehmen nach sollen aus dem jenseitigen Baiern
18,000 Mann Soldaten in die Pfalz verlegt werden.
(St.- u, Landb.)