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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0106

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land decretirt und indem sie die Vertheilung Polens als eine
schändliche That bezeichnet, begeht sie eine ebenso ungerechte als
unlogische Handlung, da sie sich in demselben Athemzug widerspricht.
(4) Nicht nur unter SobieSki haben die Polen Europa
vom Islam gerettet, sondern schon früher und zu wiederholten
Malen. Seit dem elften Jahrhundert schon haben sie die barbari-
schen Horden aufgehalten, welche den Westen zu überschwemmen
drohten, und die, indem sie zurückgetrieben wurden, nur Polen
verwüsteten; auch in diesem Augenblicke noch ist cS Polen, wel-
ches das Czarenthum zurückhält.
(5) Die provisorische Regierung, vie den Zeitungsberichten
nach im Rathhause der Stadt Posen ihren Sitz hat, besteht aus
folgenden Mitgliedern: PotworowSki und Mielzynski,
Rittergutsbesitzer im Großherzogthum Posen (der Name des Letz-
tem ist in Genf wohlbekannt); JaruchowSki, Präsident der
Territorial-Affociation; MoraczewSki und Stefan Ski,
Buchhändler in Posen; Krauthofer, Advokat; Berwinöki,
Literat; Anrzejowöki, Bürger; Fromholz und Prusi-
nowski, Priester; Palacz, Bauer. — Der Letzte so wie
JaruchowSki und Stefanski kehrten erst kürzlich aus der Gefangen-
schaft von Berlin zurück. — Aus dieser Wahl ersieht man, daß
Alles unrichtig ist, was die Feinde Polens unaufhörlich von dem
angeblichen Hasse zwischen den verschiedenen Klassen der Gesellschaft
wiederholten. Wie allenthalben, besteht nur Haß gegen die Un-
terdrücker aller Klassen und es finden sich deren ebensowohl unter
den Bürgern wie unter allen andern. Die galizischen Bauern
haben ihren Sz ela wie der österreichische Adel ihren Metter-
n i ch hervorgebracht.

Tagesbericht aus Deutschland.
Die Vorgänge in Freiburg.
(Vom 24. April.)
Endlich lassen mir die Ereignisse einen freien Augenblick,
um Ihnen berichten zu können. Nach dem Treffen bei Kan-
tern hatten sich in Freiburg einige Tausend Freischärler ge-
sammelt ; das Militär hatte die Stadt verlassen und lag- in
St. Georgen, etwa eine Stunde von Freiburg. Gestern nun
schickte der kommandirende General in die Stadt hinein und
erklärte, er müsse seine Truppen hineinbringen. Die Frei-
schärler baten sich 3 Stunden Bedenkzeit aus, denn sie hofften,
daß nach deren Verlauf die Lage der Dinge sich bedeutend
ändern würde. Ich muß hier sogleich bemerken, daß diese in
Freiburg selbst befindlichen Freischaaren sehr schlecht organisirt
waren, aus Mangel an einem tüchtigen Führer; denn ihr
Befehlshaber*) hatte im entscheidenden Augenblicke den Kopf
verloren und wußte sich gar nicht zu helfen. Vielleicht nur
ein Drittheil von ihnen hatte Munition; nm die andern zwei
Drittel hatte sich der Anführer gar nicht gekümmert. —
Gegen halb 4 Uhr Nachmittags war die Bedenkzeit vor-
über. Allgemein glaubte man setzt, die Truppen (von zwei
bad. Regimentern und Hessen-Darmstädter) würden einziehen

") Ein gewisser Langsdorf, der früher in Heidelberg
studierte.

Alles stand vor dem Thore an der Dreisam-Brücke, welche
die Truppen paffiren mußten, und erwartete ihren Einzug.
Sie bewegten sich auch wirklich immer näher zur Brücke hin;
aber diese Bewegung hatte einen ganz andern Grund. Es
zeigten sich nämlich die Vorposten der Republikaner (unter
Siegel, Struve, der in Säckingen zwar arretirt, aber wieder
freigelassen worden war, und Weißhaar) deren Schaar, wie
es hieß, im Ganzen 4300 Mann betrug, mit 2 Kanonen
im Gebüsch an den Bergen bei Günthersthal. — Der Wald
war im Augenblicke ganz schwarz von den Freischaaren; ich
dachte unwillkürlich an Körners Lied von der Lützow'schen
Jagd: „es zieht sich herunter in düstern Reih'n". — Bei
diesem Anblick strömte die am Thore versammelte Zuschauer-
Menge in die Stadt hinein mit dem Nnfe: „Hecker kommt,
Hecker hoch!" Hier zeigte sich die Verwirrung im höchsten
Grade; der Freischaaren-Anführer ließ zwar setzt Generalmarsch
schlagen, die Mannschaft sammelte sich auf dem Münsterplatz,
aber zu spät; schon hatte draußen in Günthersthal das Gefecht
begonnen; schon donnerten von beiden Seiten die Kanonen
und ununterbrochenes Rottenfeuer. — Das Siegel'sche Corps
hatte eine ausgezeichnete Position, es stand im Walde und
feuerte von da aus mit vielem Erfolge auf die monarchischen
Truppen hinunter, ohne durch das Pelotonfeuer derselben Scha-
den zu leiden. Nur 2 Kartätschensalven fügten den Republi-
kanern einigen Schaden zu. — Es kam setzt darauf an, daß
die in der Stadt befindlichen Freischaaren eine dem Siegel-
schen Corps entsprechende Stellung einnahmen. Die Stadt
hatte 4 Sechspfünder, welche man sogleich verlangte um
das Militär in der Flanke zu beschießen und es auf diese
Weise zwischen zwei Feuer zu nehmen. Die Bürger jedoch
weigerten sich aus leicht begreiflichen Gründen, Vieser Forde-
rung nachzukommen. Die Dreisambrücke war unterdeß vom
Militär mit Geschütz besetzt worden, ebenso postirtcn sich hes-
sische Truppen in ein Haus, von wo aus sie die Brücke be-
streichen konnten, so daß über dieselbe ein Ausfall nicht mehr
möglich war. — Die Saumseligkeit und der Unverstand des
Anführers sind daher Schuld, daß die letztgenannte Position
nicht mehr einzunehmen, war; darum strömte fast Alles, was
Munition hatte, zu einem andern Thore hinaus, eine nicht
unbedeutende Mannschaft zog über die Dreisam in den Wald
und hat sich wahrscheinlich mit Siegel (Struve, Weißhaar)
vereinigt; Andere legten sich vereinzelt in Hinterhalte und
feuerten von da aus auf das etwa nur 800 Gänge vor der
Stadt stehende Militär. Dies war also zwischen zwei Feuer
genommen, aber nicht mehr zur rechten Zeit und nicht am
rechten Orte. Ich glaube daher, daß die Soldaten von der
Stadt aus weniger gelitten haben, um so mehr durch die
Siegel'sche Kolonne. Die Scharfschützen richteten unter den
Truppen, besonders den hessischen (als Nevange für Kandern)
großen Schaden an, während sie selbst durch den Wald gedeckt
waren. — Ueberhaupt kamen ihrer nur wenige ins Feuer.
Endlich, nachdem das Treffen schon über eine Stunde
gedauert hatte, nahmen die in der Stadt zurückgebliebenen
Freischaaren ein der Stadt gehöriges Geschütz mit Gewalt;
es wurde an das Schwabenthor gestellt, von wo aus man
die Hessen beschießen konnte, doch wurde nur einmal gefeuert
und damit das hessische Militär, welches von einem Privat-
hause in die Stadt feuerte, zum Schweigen gebracht. Bald
darauf erhielten sie auch die andern 3 Geschütze, von denen
 
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