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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0620

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fahrenden Abmahnen seiner sonstigen Führer, nicht erklären,
und man findet jetzt eine Quelle, die Vieles begreiflich macht.
Zieht man dazu in Betracht, daß in letzterer Zeit einige Her-
ren von Adel sich dem Volke und einzelnen Demokraten zu
nähern gesucht, wie Gras Schlippcnbach und Hr. v. Katie, und
dabei namentlich dem Volke plausibel zu machen suchten, daß
die Nationalversammlung um das Elend des Volkes sich nicht
kümmere, und ihrerseits das Motto „Brod" unv »/soziale Ver-
besserung" als Wahlspruch aufsteckten; erwägt man, wie in der
dem Hrn. Held rorgeworfenen Verbindung mit der Aristokratie
und Neaction »Brod" und „soziale Frage" das Bindeglied
der neuen Allianz sein sollte, io fällt ein überraschendes Licht
auch auf die Vorgänge im Sitzungslokal der Nationalversamm-
lung, deren in der heutigen Sitzung gedacht wurde und wobei
das cindringendc Volk ebenfalls mit der Forderung „Brod„
und „Fabrikgcsetze" kam. — Heute Morgen ist eine Anzahl
politischer Gefangener wirklich aus der Stadtvogtei entlassen
worden. Wir glauben dies weniger den gestern gefallenen
Drohungen des Volks, die Freilassung der Gefangenen von
dem Minister fordern zu wollen, beiincffen zu dürfen, als dem
Mangel einer wirklich vorliegenden Schuld und der nöthigen
Beweisgründe, zumal nachdem die Ilubous oorpus-Acte sanc-
tionirt worden. (F. I.)
Aus Schleswig-Holstein, 25' Sept. Die Repub-
lik gewinnt mit jedem Tage hier mehr Anhänger und die Er-
eignisse der jüngsten Zeit hat ihr hier zu Lande viele Jünger
erworben. Es ist nicht zu läugnen, Hanen sich die Herzogtü-
mer am 24. März als Republik erklärt, daß sie jetzt frei
wären und der Kampf vielleicht sschon beendigt. Der leidige
Waffenstillstand, der solche traurige Conflikte herbeigeführt,
wäre dann nicht gewesen und Frankreich auf der Seite der
Herzogthümcr. Das sind wir aber gewiß, dänisch werden wir
nie und nimmermehr werden. Ein C. Moltke und Consorten
sollen uns nicht mehr knechten, Preußen uns nicht mehr in
unserer Ehre herabsetzen. Wir wollen nicht mehr auf fremde
Hülfe bauen, sondern auf die eigene. Wir wollen unsere
Freiheit erkämpfen oder unter ihren Trümmern begraben wer-
den.
Wien, 24. Sept. Eben eingehende Nachrichten aus
dem Hauptquartier des Banus von Croatien, Jellachich, aus
Lenkieltödy, vom 22. melden Folgendes: Der Banus ist in
Kiß-Komarum unaufhaltsam um- ohne Widerstand dort einge-
rückt. Alle magyarischen Nationalgarden zerstreuten sich oder
warfen die Waffen weg; das wenige regelmäßige Militär wei-
gerte sich bis jetzt, zu kämpfen, oder zog sich zurück. Unter
solchen Umständen traf der Erzherzog Palatin von Pesth bei
der sogenannten ungarischen Armee in Vesprim ein. Er sandte
den Grafen Zichy an den Banus und lud ihn zwei Mal zu
einer Unterredung nach Szemeß ein, allein der Banus wei-
gerte sich standhaft, sich, ohne Anerkennung seiner gerechten
Forderungen für die Gesammtmonarchie, in Unterhandlungen
einzulassen, überdies erklärte er noch feierlich, daß alles Li-
nicnmilitär, welches sich auf seinem Marsch nicht den Befehlen
des österreichischen Krtegsministeriums unterwerfe, von ihm
als Rebellen behandelt werden würde. Seine Vereinigung nut
den bei Weißkirchen heranrückenden Grenzern und Serben ist
so gut als vollbracht. Unter solchen Umständen schlug der
Prinz Stephan den Weg nach Wien ein, wo er, zum nicht
geringen Schrecken der demokratischen Ungarn, heute Vormit-
tag um 10 Uhr cingetroffcn ist.
AuSi-äirdische Nachrichten.
Lugano. So eben geht die Privatnachricht von Ales-
Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. M. Renner.

sandria ein, König Karl Albert sei daselbst von seinen eigenen
Leuten ermordet worden, was jedoch noch der Bestätigung be-
darf. Unerklärlich wäre es keineswegs, wenn man das un-
glückliche Schicksal Italiens ins Auge faßt, und welches Un-
glück die italienischen Flüchtlinge sammt und sonders ihm zu-
schreiben. (N.-Z.)
Paris, 26. Sept. Louis Napoleon Bonaparte ist die-
sen Morgen mit dem Convoi der Doulogner Eisenbahn in
Paris eingctroffen. Er suchte sofort um eine Audienz bei dem
Conseilpräsidentcn General Cavaignac nach, der ihn um 11
Uhr empfing. Er verweilte bis 12 Uhr bei Hrn. Cavaignac.
Um 2 Uhr verfügte er sich in den Nationalpalast. Er trat
in Begleitung seiner beiden Neffen in den Saal der National-
versammlung ein und nahm seinen Platz auf der Linken. Seine
Wahl ist als gültig anerkannt worden.

(Inserat.)
Zur Fahnenweihe,
am Sonntag den I Oktober 1848.
Mel-: Wo Muth und Kraft rc.
Vereinet hier zur hohen Weihestunde
Begrüßet unsrer Bürger wack re Schaar
Mit Herz und Mund in freundlich schöner Runde
Der gold'nen Freiheit heil'gen Festaltar.
O Themis steig' hernieder
Und führe Deutschlands Brüder:
„Mit Siegesruhm laß sie den Kampf besteh'»,
„Dem ew'gen Recht laß stolz die Fahnen weh'n.
Aurora's Glanz wollt' Deutschland überstrahlen,
Da trübt die nord'sche Wölk' das junge Licht;
Des Herdes Glück wird da sich schöner malen,
Wo Muth, durch Nacht, sich lichte Bahnen bricht.
O Themis steig hernieder w.
Discordia's Geist entfleuch aus diesen Gauen,
Denn Menschenglück ist uns ein höchstes Gut!
Der falsche Freund erschleicht sich Volksvertraucn,
Um schnöben Lohn verräth er Bürgerblut.
O Themis rc.
O schwöret hier mit Manneswort den Fahnen . . .
Dem ächten Freunde wahre Lieb und Treu!
Und ehret Armin's und der Väter Manen:
Und deutsche Blüth' ersteht durch's Volk auf's Neu'!
O Themis rc.
Im Freiheitshauch erblüh' den Enkeln Segen,
Du Freudentag komm ichöner stets zurück;
Der Bürgerpflicht laß treu das Herz sich regen,
Erstreb' der Nachwelt dankerfüllten Blick.
O Themis steig' hernieder.
Dir schallen unsre Lieder;
„Dem ew'gen Recht laß stolz die Fahnen weh'n,
„Mit deiner Macht des Volkes Größ' ersteh'n."
Vereinet hier zur schönen Weihestnnde
Erschall' aus voller Brust der Hochgesang.
Ihr Alle, bringt der Bürger freien Runde
Ein feurig Hoch beim Hellen Becherklang.
Der Göttin singet Lieder
Das Echo hall' sie wieder.
„Für's heil'ge Recht, dem Himmel einst entflammt,
„Sei deutsches Herz mit Gut und Blut entflammt

Drnek von Renner L» Wolff in Heidelberg.
 
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