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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0802

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narchen und die preußische Regierung hat nun alle diese gegen
das Volksrecht entwickelt, aber das Volk sagt: Gut, die Waf-
fen habt ihr, wir aber die Gewalt, dies wollen wir bewei-
sen; wir zahlen keine Steuern mehr. Somit, hoffen
wir, ist der volksfeindlichen Bestrebung der preußischen Negie-
rung ein Ende gemacht. Das Geld des Volkes war es ja,
das ihr Macht und Stärke gab, das Volk zieht seine Unter-
stützung zurück, nun regiert monarchisch!

Wieder ein zeitgemäßer Vorschlag
Es gibt in meiner Heimath, in Schwaben, ein Sprich-
wort: ,/Dcr Engländer besinnt sich vor dem Handeln, der
Schweizer im Handeln und der Schwabe nach dem Handeln."
In diesem schwerfälligen Nachhinken der Uebcrlcgung nach
der vollbrachten Thal ist wohl der Ursprung der sogenannten
Schwabenstreiche zu suchen.
So fühlte ich mich nicht wenig geehrt, gleich bei meiner
Hierherkunft in den von Herrn Dr.'Brügger gestifteten
,/Neinsprachvcrein" als ordentliches Mitglied ausgenommen zu
werden, in dem jedem Mitglied die Verpflichtung obliegt, nur
deutsche Wörter in Schrift und Sprache zu gebrauchen und
die ausländischen Eindringlinge und die eingebürgerten frem-
den Gäste in unserm reichen Sprachgebiet ganz zu verbannen,
oder möglichst gut und sinnentsprechend zu übersetzen. Aber
bald nachher gewahrte ich, ein ächter Schwabe, daß ich dieser
schweren Aufgabe nicht gewachsen sei, allen cingenisteten un-
deutschen Plunder aus der überfüllten Sprachschatzkammer hin-
aus zu reinigen. Ich stieß auf Worte wie: Absolutist, Ty-

rann, Despot, Monarch, Majestät, Camarilla, Rcaction, Apa-
nage, Civilliste, Polizei, Spionage, Denunziant, Lakai, Kabinet,
Domaine, Honorar, Diäten, Accis, Sportel re., die sich weder
so leicht übersetzen, noch verbannen lassen. In meiner
Nathlosigkeit, bei meinem Unvermögen, der unüberlegten lieber-
nommenheit nur thcilweise nachzukommen, wage ich daher den
Vorschlag, sich mit der ganzen deutschen Sprachgesellschaft ins
Benehmen zu setzen, ob sie gesonnen sei, diese verhaßten Ein-
dringlinge und lästigen Gäste in ihrem bald erscheinenden re-
publikanischen Wörterbuche ganz zu streichen, oder wie der
Student aus Krähwinkel seine Klassiker in einem Schiffe ins
Russische oder Isländische zu übersetzen. — Was sagen Sie
dazu, Herr Dr. B. ? Uns Sprachkaminfegern wäre eine
große Last abgenommen und unsere deutsche Lesewelt wäre
höchst wahrscheinlich auch damit einverstanden, wenn sie von
der eben angeführten fremden Sippschaft los wäre.

Miszellen.
Die Bourgeoisie, das überall feige, mattherzige, nichtswürdige
Geschlecht, das um die „getreuen Kanonen" und die bluttriefenden
Thronsessel der Unterdrücker der Freiheit angstvoll und hilfesuchend
hundSwedelt, hat sich in Wien wieder im vollsten Glanze seiner Er-
bärmlichkeit gezeigt. Als am 5 November eine Reihe Arbeiter an-
einander gebunden unter Eskorte durch die Straßen Wiens ge-
schleppt wurden, klatschten mehrere Bourgeois schadenfroh aus
den Fenstern und den Thorfluren. Unwillig drehte sich der sie beglei-
tende Offizier mit den Worten um: „Schämen Sie sich, denn diese
Männer haben sich tapfer und unerschrocken, werth einer guten Sache,
gehalten; ein Soldat weiß dies selbst am besiegten Feinde zu achten.
Noch einmal schämen Sie sich." —

Oeffentliche und Privatbekanntmachungen.

Bekanntmachung.
Die Pfandscheine Nro. 32335, 32333,
32334, 16150 und 19758, auf 6 Stück Bet-
tung, 2 Tafcltücher, 6 Zügen, 12 Servietten
6 Leintücher, 2! Servietten, 2 Tischtücher, 2
Leintücher, 2 Tischtücher, 18 Handtücher, 6
Servietten und 12 Paar Strümpfe lautend,
find verloren gegangen. Ansprüche an die-
selben find bei deren Verlust binnen 8 Tagen
diesseits geltend zu machen.
Heidelberg, 20 November 1848.
Bürgermeisteramt.
Gätschenberger.
Hoffstätter.

Steinbruchversteigerung.
Die Verpachtung der städischen Sandstein-
brüche, Distrikt Linsenteich, I. 1- in sechsjäh-
rigen Pacht, findet
Samstag den 25. November,
Vormittags 10 Uhr,
auf hies. Rathhanse statt.
Heidelberg, 2l. Nov. 1848.
Gemeinderath.
Winter
Bachmann.

Versteigerung von Pechpfannen.
Die Lieferung von 12 Stück neuen Pech-
pfannen wird
Samstag, den 25. November,
Vormittags 11 Uhr,

auf hies. Rathhause versteigert-
Heidelberg, den 26. Nov. 1848.
Bürgermeister
Winter.
Bachmann.

Liegenschaftsversteigerung.
Aus der Verlaffenschaft der st Taglöhner
Peter Dosch in Schlierbach werden
Freitag, den 24. Nov.
Nachmittags 3 Uhr
auf hiesigem Rathhause nachbeschriebenc Lie-
genschaften versteigert.
1) Ein in Schlierbach Nro. 84 liegendes
einstöckiges Wohnha» s, enthält mit dabei
liegendem Gras- und Baumstück 2 Viert.
2 N., eins, ein Weg, ands. selbst.
2) 1 Morg., 1 V., 8 R. Gras-, Feld- u
Baumstück auf der Au, eins. Ant. Milch,
ands. selbst und ein Weg.
3) 2 Viert. Acker im Gutleuthoffeld, eins.
Leonhard Ueberle, ands. Joh. L-traub.
Heidelberg, den 13. Nov. 1848.
Bürgermeister
Wi nter.
Bachmann.

(Lei hhattSpfättder - Versteige-
rung.) Mittwoch den 29- November
und Mittwoch den 6. Dezember Nach-
mittags 2 Uhr werden die Pfänder vom
Monat August 1847 von Nro 44,643
bis 16,091 versteigert. Sie bestehen in
Gold, Silber, Uhren, Manns- und Frauen-

kleidern, Weißzeug, Bettung, und in
verschiedenen andern Gegenständen.
Heidelberg, 19. Nov. 1848.
Die Leihhausverwaltung.
(Wein verkauf.) 46 Litter rei »gehal-
tener, rothcr Gräveuhäuser 1842 r Wein bil-
lig zu verkaufen. Wo? sagt die Erpeditron
d. Bl.
Heidelberger Fruchtmark!.
Am 21. Nov. 4848.

kann.
Elnqe,
ueür
Mirret-
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MItr.
Mltr.
kl.
)»r.
Korn.
37

6
24
Spelz . 7 . . .
646
4
4
16
Spclzkern . . .
184-

9
26
Gerste ....
461
79
5
Hafer.
99
4
3
2
Walzen . . . .




Einkorn ....




Gemischte Frucht .




Welchkorn . . .
20

6
20
Linsen ....
11

10
SO
Erbsen . . . .
14

10
34
Bohnen - . . .




Hirsen . . . .
1

11

Mohn ...




Grünkcrn. . . .




Hanfsamen . . .




Heu, der Zentner .

-—
1

Kornstroh, lOOGebund —

10

Spelzstroh, « »


15
-7
Summe
1473
87
8160
2

Rcdigirt unter Verantwortlichkeit von G. M. Renner

Druck von Renner « Wolff in Heidelberg.
 
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