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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0857

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chene Wort; Messcnhäuscr ficl als Spitze der bewaffneten Be-
wegung, Jelovicki für den Gcneralstab, Sternau für die Wer-
ber vom Freicorps, Horvath für die Garde, Nislinski und
Dangel für die üdergcgangenen Soldaten und das Proletariat,
dem sie sich «»geschlossen; Brogini für die Unvorsichtigen, die
während des Belagerungszustandes in Gast- und Kaffeehäu-
sern eine Meinung hatten; Becher und Jellinek für die Redak-
teure und Journalisten der radikalen Presse.
Krakau, 30. Nov. Gestern Abend um die 9. Stunde
wurde hier ein abscheuliches Verbrechen begangen. Ein Junge,
der von einem Polizisten verfolgt wird, läuft bei einer Schild-
wache vorbei; diese ruft '-Halt, wer da!" der Junge antwor-
tet "Gutfreund," bleibt aber nicht stehen, worauf ihn die Wache
in einer Entfernung von 8 Schritten niederschießt!
Ungar».
Von der ungarische» Grenze, 2. Dez. Gestern
Nachmittag fand in der Gegend von Ängarn, jenseits der
March, ein Scharmützel zwischen Oesterreichern und Ungarn
statt, in welchem letztere zurückgewiesen wurden. Noch densel-
ben Abend wurden drei gefangene ungarische Blessirte, wahr-
scheinlich höheren Ranges, nach Wien transportirt. — Die
Brücke bei Angern ist abgebrochen und überhaupt alle gegen-
seitige Communication zwischen beiden Provinzen gesperrt. —
Der Zeitpunkt eines allgemeinen Angriffs ist aus leicht begreif-
lichen Gründen nicht bekannt.
Italic».
Briefe aus Genua vom 28. Nov. erwähnen des Gerüch-
tes, der König von Sarlinien habe nun, in Folge des Auf-
standes in Rom und der Flucht des Pabstes, Nom und Tos-
kana den Krieg erklärt. — Die Botschafter Englands, Spa-
niens lind Portugals und alle übrigen Mitglieder des diplo-
matischen Corps sollen sich aus Rom entfernt haben.
28. November. Die furchtbare Brandschatzung die Na-
detzky, der Freund Wrangcls und der Windischgrötze, in der
Lombardei begonnen, hat eine solche Aufregung hervorgebracht,
daß das kluge und brauchbare Werkzeug der Neaclion es doch
für besser befunden hat, mit seinen Erpressungen vorerst auf-
zuhören.
Grosbritannie»
London, 28- Nov. Nach einer detaillirten Angabe im
Chronicle über die Abstimmung der einzelnen Staaten Nord-
amcrika's stellt sich die Majorität General Taywrs kleiner
heraus, als sie gestern angegeben worden. Er erhielt 103,
sein Gegner, General Caß 127 Stimmen.

Aufruf
zur Unterstützung der hinterlassenen Familie
Robert Blums.
Das Gefühl des Entsetzens und der Entrüstung, das bei
der Nachricht von der so systematisch vollzogenen Hinwürgung
des Volksfrcundes Robert Blum alle Klaffen der Bevöl-
kerung durchdrang, hat die lindernde Zeit umgewandelt in eine
fast heilige Verehrung des Gemordeten und in eine stille
Theilnahme für seine Hinterbliebene Familie, die den Gatten
und Vater verloren auf eine Art, die gewiß geeignet ist, ih-
nen die Theilnahme Aller zuzuwenden, wessen politischer und
religiöser Meinung sie auch sein mögen; besonders aller De-
rer, die einem Familienkreise «»gehören ugd sich den Schmerz

über einen solchen Verlust recht lebhaft vor die Seele führen
können. Hat man überall durch Gedächtnißfeiern mancherlei
Art die Sympathie für den als Opfer seiner freien Ucberzeu-
gung gefallenen Volksmann zu erkennen gegeben, und die Ver-
ehrung und Liebe des Vaterlandes als unverwelklichen Lor-
beerkranz an seinem Grabe niedcrgelegt, so ist es aber auch
heilige Pflicht des Volkes, den überlebenden Seinigen durch
Fürsorge für ihren Zukunft den herben Verlust einigermaßen
zu lindern, da der Tod des Vaters und Ernährers unter Um-
ständen eine Quelle der neuen schrecklichsten Qual für sie
werden könnte, eine Quelle der Sorgen um das tägliche Brod.
Diesem vorzubeugen, gibt sich aber überall die thätigste Ver-
wendung schon kund; überall trägt man die Liebe zu dem Ge-
fallenen, durch Darbringung patriotischer Gaben, auf seine Fa-
milie über, und beweist so, daß auch das deutsche Volk
seine Pflichten erkennt, wenn sein Arnold von Winkelried,
im Kämpfen und Fallen für des Vaterlands Freiheit, eine zu
hinterlassende Familie seiner Olssorge empfiehlt, und an ihr
Vaterstelle zu vertreten bittet, indem er an die Mutter seiner
vaterlosen Waisen die letzten Worte schreibt: "Lebe wohl,
erziehe unsere Kinder so, daß sie meinem Namen
ke ine Schau de machen; ich sterbe für die Freiheit
des Vaterlandes!"
Auch hier in Heidelberg hat sich schon bei verschiedenen
Gelegenheiten eine thätige Verwendung für die verwaiste Fa-
milie kund gegeben, jedoch meistens in der Art, daß nur die
Wohlhabenden im Stande waren, ihre Liebesgaben darzubrin-
gen. Von verschiedenen Seiten aufgefordert, eine Kollekte zu
eröffnen, wozu auch der Unbemittelte sein patriotisches Scherf-
lein beizutragen im Stande ist, und der kleinste Beitrag neben
dem größten ohne Scheu und Zwang gegeben werden könne,
suchen wir hiermit diesem Wunsche dadurch zu entsprechen,
daß wir uns bereit erklären, derlei Gaben selbst, oder durch
Herrn Kaufmann Berner in Empfang zu nehmen, öffentlich
zu verrechnen, und seiner Zeit der Wittwe Blums zu über-
machen.
Mensch, fühle dich durch Wohlthun stets beglückt;
Ist auch die Liebesgabe noch so klein;
Dem Dürftigen, den der Kummer drückt,
Wird sie gewiß willkommen sein!
Heidelberg, 7. Dez. 1848.
Die Redaktion.

Dezember L8L8.
Verstummt in meinem Innern, verstummt ihr Worte all!
Verstummt auf meinen Lippen! Ihr seid nur leerer Schall.
Verstumme Ruf nach Freiheit, verstumme, Klageton!
Verstumme! denn es folget dir doch nur Spott und Hohn. >
Hemmt euren Lauf, ihr Thränen, mein Herz sei wie von Stein!
Kein Laut entflieh ocm Munde, denn Wuth und Racheschrei'n!
Verzweiflung möge herrschen! Verzweiflung! schönes Wort!
O, daß sie Jeden risse gewaltsam mit sich fort!
Was auch den Mensch erdrücke, waö ihn auch treffe schwer,
Er kann la noch verzweifeln! verzweifeln! sonst nichts mehr!
Das ist die letzte Rettung, das sprenget Kett' und Schloß,
Das stürzt die Freiheitsschänder, txotz Reisigen und Roß!
Verzweiflung! ha, erfasse die LeidenSbrüdcr jetzt,
Daß rastlos nur von Rache sie werden noch gehetzt!
Daß sie nicht schlafen können, bis daß ihr letzt Gebet,
Bis daß ihr letzter Athem zu Furien gefleh't!
Ihr Traum sei roth, sxi blutig, blntroth ihr Ange sei;
Und jeder Tropfen mahne an ihr Sclavcrei!
Es naht der März! zwölf Monden vollenden bald den Lauf:
Und noch geht keine Sonne der Rettung für unS auf!
Die wir damals befreiet, sind Snaven alle noch,
Die uns re Gnade schonte, sie spannen uns in's Joch !
 
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