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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0163

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mandirt; ein Pelotonfeuer erfolgte, und nun erst schoß man
republikanischer Seits. Hätten wir zuerst schießen lassen, so
wäre der Erfolg nicht zweifelhaft gewesen, denn es ist etwas
ganz anderes bei kriegsungewohnten Truppen, die erste Salve
geben, oder die erste Salve ruhig aushalten. Erst nachdem
nun Gagern'scher Seite gefeuert worden, feuerten unsere Leute,
es fiel Gagern und fast gleichzeitig mit ihm fielen noch An-
dere, verwundet oder todt, das konnte ich nicht unterscheiden.
Es ist also eine wahre Schändlichkeit, behaupten zu wollen,
Gagern sei beim Parlamentiren erschossen worden, und kein
Ehrenmann, mag er auch mein politischer Feind sein, wird
je glauben, daß ich fähig sei, einen Meuchelmord auch nur
durch Zusehen zu gestatten, geschweige ihn zu verhehlen oder
zu verrheidigen, dafür bürgt mein ganzes Leben. Unverant-
wortlich muß ich es aber nennen, wenn der Fünfziger-Aus-
schuß zu Frankfurt am Main, wenn dessen Vorstand, von
Soiron, so leichtfertig diese schändliche Anschuldigung als wahre
Thatsache annimmt und darauf hin proklamirt.
Von Hrn. Baron von Soiron, der selbst noch in Offen-
burg im Gasthause auf die Republik Toaste ausbrachte, und
mich lange genug kennt, um zu wissen, daß Meuchelmord
weder eines ehrlichen Mannes, noch eines Republikaners, noch
mein Handwerk ist, von ihm hätte man wenigstens erwarten
dürfen, daß er mir nicht eine Erklärung mit seinem Namen
in die Welt schickte, die ebenso grundlos als schmählich ist.
Ich hätte erwarten dürfen, daß man ebensowenig an eine
Tödtung beim Parlamentiren glaube, als ich daran glaube,
daß die Familie von Gagern 40 Banditen gegen Struve und
mich gedungen habe. Das Maß des Frechverläumdcrischen
ist aber voll mit der angeblich protokollarischen Erklärung
eines gewissen Soldaten Trautmilch in der //Karlsruher Zeitung"
wornach ich sogar gegen Gagern ein Pistol abgeschosscn hätte.
In dem ganzen Feldzüge kam ich nie, das brachte schon
meine Stellung mit fich, in die Lage, den Säbel und die
Pistolen auch nur zu zücken oder anzulegen, geschweige denn
davon Gebrauch zu machen. Um aber das völlig Nichts-
würdige dieses angeblichen Deponenten in das Licht zu setzen,
bemerke ich, daß die Badener hinter den Hessen standen, vor
nur das Fähnlein rechts, ich selbst vor demselben, noch rück-
wärts gegen den Wald, dem Seitenfcuer der Hessen ausge-
setzt, so daß ein bad. Soldat gar nicht sehen konnte, was
vorne bei den Hessen vorging. Ich bin es fest überzeugt dieser
Geselle ist nicht im Stande, den Platz zu beschreiben, auf
welchem ich stand, und doch ist er sehr leicht zu beschreiben.
Ich erkläre auf mein Wort, daß die Anschuldigung eine in-
fame Verläumdung ist, als hätte ich ein Pistol auf Gagern
abgedrückt.
Ich zweifle nicht, daß es Leute geben wird, welche in
Wort und Schrift die republikanische Sache mit Sudel und
Geifer zu bewerfen unternehmen: am meisten solche die
noch vor wenigen Wochen selbst die wüthendsten Fanatiker
gegen die Fürsten waren; von Hofräthen und Staatsräthen
und anderen Geschöpfen nicht zu reden Ich weree diesem
monarchischen Epheu nicht antworten, cs genügt an dieser
Erklärung.
Aber Eines mögen fich die Herren notircn: Aus dem
für die Herrschaft eines Menschen vergossenen Blute vieler

Menschen wird die Republik so sicher entstehen, als aus dem
Keim der Baum.
Friedrich Hecker.

Tagesbericht aus Deutschland.
Düsseldorf, 9. Mai. Gestern Abend ist die Ruhe
Düsseldorfs durch Thätlichkeiten zwischen Militär und Civil
gestört worden. Schon längere Zeit war eine gereizte Stim-
mung des Militärs gegen die Bürger vorhanden. Die erste
Veranlassung war klein. Die Soldaten des 13. Regiments
und die Jäger führten in den Wirthshäusern gegen die Bürger
eine feindliche Sprache und verachteten namentlich die deutsche
Cocarde. Die Scenen spielten sich nach und nach vom WirthS-
haus auf die Straße, und gaben sich dort in einer drohliche-
ren Weise kund. Vorgestern Abend endlich kam es im Hof-
garten zu einem Handgemenge. Wie behauptet wird, hatten
die Soldaten dort einem spazierenden Bürger sein Mädchen
abgesagt. Die Bürger stellten sich gegen die Soldaten, und
diese holten sich Hülse aus der Kaserne des 13. Jnf.-Negi-
mentS. Von dort aus eilten, obgleich es schon spät war,
Massen von Militärs zu dem Kampfplatz. Glücklicherweise
fand die Bürgergarde sie auf dem Weg und schnitt ihnen das
weitere Vordringen ab. Des andern Tags erfuhr man, daß
die Jäger von ihrem Hauptmann sich eine schwarz und weiße
Fahne ausgebeten hätten, und daß der Hauptmann ihnen diese
den Muth und die gute Gesinnung lobend, zugesichcrt habe.
Man erfuhr ferner, daß den Jägern ausnahmsweise, mit Sei-
tenwaffen versehen, das Besuchen der Wirthshäuser gestattet
sei. Gegen 8 Uhr Abends kam es zum neuen Handgemenge,
in welchem ein Soldat sehr zerschlagen wurde. General v.
Drpgalskp ließ Generalmarsch schlagen; auch die Bürgergarve
trat binnen 10 Minuten zusammen und bezog die Plätze, wo
die Aufregung herrschte. So wurde einem weiteren Blutver-
gießen Einhalt gethan. (Düss. Z.)
Altona, 5. Mai. Nachdem sich aus Kopenhagen die
sämmtlichen deutschen Gesandten und diplomatischen Agenten
entfernt haben und umgekehrt auch den dänischen Repräsen-
tanten an den deutschen Höfen ihre Pässe zugestellt worden
sind, haben wir den Krieg in optima korma, und der Himmel
weiß, wie und wann er endigen wird. Ueber den Handel
und die Schiffahrt kann in 4 Wochen unsägliches Elend ge-
bracht werden, und ich fürchte, daß der Flor unserer Seestädte
auf lange Zeit gebrochen ist. Die Blocade eines Welthandels-
platzes, wie Hamburg, ist ein Unglück, welches bei der jetzigen
Lage der Dinge von ganz unberechenbaren Folgen werden kann.
Es herrscht in Kopenhagen ein Fanatismus, welcher den Kampf
auf Leben und Tod fortführen will. Vielleicht, daß der Däne
nur dann weichen wird, wenn es uns gelingt, nach Fühnen
überzusetzen und Seeland selbst zu bedrohen. Der kleine Belt
ist freilich sehr schmal, aber wir sehen es bei der Insel Assen,
wo die Meerenge mit einer Büchsenkugel überschoffen werden
kann, welche Hindernisse eine Landung für eine Armee hat,
der alle und jede Unterstützung einer Flotte fehlt. Wir haben
in nächster Zeit erneuerten Truppenzuzügen entgegen zu sehen
Man spricht davon, daß Preußen noch ein Corps von 10,000
Mann schicken werde. (K. Z.)
 
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