Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0031
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1. Heft
DOI Artikel:Sauerlandt, Max: Die Fayencemanufaktur von Abtsbessingen
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DIE FÄYENCEMÄNUFÄKTUR VON ABTSBESSINGEN
Äbb. 3. Zwei Vafen mit gelbem Fond, Malerei in Gelb, Grün, Blau (Markentafel 8). Höhe
24,5 cm. Hennenfchüffel unbezeichnet, bunt bemalt Städtifches Mufeum Nordhaufen
wie für Äbtsbeffingen in Änfpruch genommen werden, und Vafen kommen als
Ältarfchmuck in thüringifchen Dorfkirchen mehrfach vor, z. B. in Unterfchöbling bei
Königfee und in Großliebringen bei Stadtilm, leßtere mit ausdrücklichem Herkunfts-
verweis auf die Dorotheenthaler Fabrik.1
Inzwifchen find nun auch die beiden Kronzeugen, die von dem Maler J. G. Kiel
fignierten Vafen aus der Äbtsbeffinger Kirche verfchwunden, ohne daß zunächft feft-
zuftellen war, wohin fie geraten feien. Vor Jahren fchon find fie auf Veranlaffung
Ihrer Hoheit der verwitweten Fürftin nach dem Schlöffe Gehren überführt.
Troßdem hat die alte Tradition recht gehabt, ja es ftellte fich heraus, daß in Äbts-
beffingen felbft, und zwar bei einem direkten Nachkommen jenes Malers J. G. Kiel
noch zwei allerdings nur fragmentarifch erhaltene Erzeugniffe der Fabrik, eine Vafe
mit gelbem Fond und Blaumalerei und ein Schreibzeug vom Jahre 1765 vorhanden
find — nur handelt es fich, was ja von vornherein anzunehmen war, nicht um Por-
zellan, wie Apfelftedt fagte, fondern um Fayence.
Den urkundlichen Beweis für die Exiftenz einer Äbtsbeffinger Manufaktur erbringt
das ältefte, leider nur bis zum Jahre 1752 zurückreichende Kirchenbuch der Gemeinde.
Dort wird zuerft am 21. Mai 1766
Heinrich Chriftoph Muth als „Pacht Inhaber der Hochfürftlichen porcellain fabrjc“
genannt. Seiner Frau und Kinder Namen begegnen fchon feit dem Jahre 1761,
begraben ift er am 27. November 1777.
Es erfcheinen ferner
1756—1760 Seidler als „Verwalter in der Porz. Fabrik“
1761 Caspar Heinrich Kramer und
1764—1785 Joh. Jacob Bohr, beide als Dreher. Weiter
1 Vgl. den unter Änm. 2 zitierten Äuffatp
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Äbb. 3. Zwei Vafen mit gelbem Fond, Malerei in Gelb, Grün, Blau (Markentafel 8). Höhe
24,5 cm. Hennenfchüffel unbezeichnet, bunt bemalt Städtifches Mufeum Nordhaufen
wie für Äbtsbeffingen in Änfpruch genommen werden, und Vafen kommen als
Ältarfchmuck in thüringifchen Dorfkirchen mehrfach vor, z. B. in Unterfchöbling bei
Königfee und in Großliebringen bei Stadtilm, leßtere mit ausdrücklichem Herkunfts-
verweis auf die Dorotheenthaler Fabrik.1
Inzwifchen find nun auch die beiden Kronzeugen, die von dem Maler J. G. Kiel
fignierten Vafen aus der Äbtsbeffinger Kirche verfchwunden, ohne daß zunächft feft-
zuftellen war, wohin fie geraten feien. Vor Jahren fchon find fie auf Veranlaffung
Ihrer Hoheit der verwitweten Fürftin nach dem Schlöffe Gehren überführt.
Troßdem hat die alte Tradition recht gehabt, ja es ftellte fich heraus, daß in Äbts-
beffingen felbft, und zwar bei einem direkten Nachkommen jenes Malers J. G. Kiel
noch zwei allerdings nur fragmentarifch erhaltene Erzeugniffe der Fabrik, eine Vafe
mit gelbem Fond und Blaumalerei und ein Schreibzeug vom Jahre 1765 vorhanden
find — nur handelt es fich, was ja von vornherein anzunehmen war, nicht um Por-
zellan, wie Apfelftedt fagte, fondern um Fayence.
Den urkundlichen Beweis für die Exiftenz einer Äbtsbeffinger Manufaktur erbringt
das ältefte, leider nur bis zum Jahre 1752 zurückreichende Kirchenbuch der Gemeinde.
Dort wird zuerft am 21. Mai 1766
Heinrich Chriftoph Muth als „Pacht Inhaber der Hochfürftlichen porcellain fabrjc“
genannt. Seiner Frau und Kinder Namen begegnen fchon feit dem Jahre 1761,
begraben ift er am 27. November 1777.
Es erfcheinen ferner
1756—1760 Seidler als „Verwalter in der Porz. Fabrik“
1761 Caspar Heinrich Kramer und
1764—1785 Joh. Jacob Bohr, beide als Dreher. Weiter
1 Vgl. den unter Änm. 2 zitierten Äuffatp
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