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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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Sauerlandt, Max: Die Fayencemanufaktur von Abtsbessingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0032

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DIE FAYENCEMANUFAKTUR VON ABTSBESSINGEN

1760—1772 George Friedrich Fuchs, anfangs
als „Malergefell“, fpäter als „Maler
in der Fabrik“.

Der Ertrag an Namen, fpeziell an Malernamen
ift freilich der Zahl nach gering und wir dürfen, da
ein Kirchenbuch ftets nur eine Zufallsauslefe gibt, für
die Fabrik natürlich ein zahlreicheres Betriebsperfonal
vorausfe^en. Wichtig vor allem aber ift die Nennung
des Malers Joh. Gottfried Kiel, denn fie geftattet nun-
mehr im Zufammenhang mit den beiden vollbezeich-
neten, datierten und mit der fchwarzburgifchen Gabel
markierten Vafen eine große Zahl bisher heimatlofer
Fayencen, von teitlweife beträchtlicher Qualtität, mit
Beftimmtheit für die bis jet^t ganz unbekannte Manu-
faktur von Abtsbeffingen in Anfpruch zu nehmen.1

Zunächft erhebt fich nunmehr die Frage nach dem
Begründer der Fabrik. Das von Apfelftedt a. a. O.
angefeßte Enddatum der Manufaktur, 1769, wird
durch die Eintragungen des Kirchenbuches erheblich
überfchritten, es wäre aber möglich, und ich per-
fönlich neige zu der Annahme, daß die Fabrik-
gründung noch in die erfte Hälfte des Jahrhunderts
hinaufreicht, in eine Zeit, aus der ein Kirchenbuch fich
nicht erhalten hat, daß alfo Apfelftedts Anfangsdatum
für den Fabrikationsbetrieb doch in irgend einer
Weife zu Recht befteht. In den Jahren 1728 und
noch einmal im Jahre 1741 ift Prinz Auguft I. zu
Ebeleben (1691—1750), ein Bruder des regierenden
Fürften zu Schwarzburg-Sondershaufen mit dem Gut
Abtsbeffingen belehnt worden2, der Fürftenftuhl der
Kirche S. Crucis dortfelbft zeigt feine und feiner Ge-
mahlin Charlotte Sophie — einer Schwefter Victor
Friedrichs von Anhalt-Bernburg — verfchlungene
Initialen, was zum mindeften auf häufigere Anwefen-
heit des Prinzen am Orte fchließen läßt, und Char-
lotte Sophies Monogramm erfcheint endlich auch auf
einer doch wohl Abtsbeffingifchen Vafe im Gehrener
Schloß. Wohl möglich, daß wir in dem Prinzen den
Begründer der Induftrie zu fuchen haben.

Die Bezeichnung als „hochfürftliche“ Fabrik und

Äbb. 4. Blumenpyramide, bemalt
in Grün, Rot, Gelb und Blau, Sockel
Blaumalerei. Gefamthöhe 109 cm
Schloß Gehren

die Wahl der fchwarzburgifchen

Gabel als Fabrikzeichen der ficher bezeugten Fayencen fcheint freilich dafür zu fprechen,

1753—1791 Joh. Gottfried Kiel als „Mahler in
der Fabrik“ und endlich

1 Die Gabelmarke mit Malerbuchftaben galt bisher fälfchlich meift für Brüffel auf Grund von
Graeßes ich weiß nicht wie begründeter Angabe. Graeße-Zimmermann, Führer für Sammler
von Porzellan, Fayence ufw. 13. Äufl. (1910) S. 139: 20, 21, 23.

2 Apfelftedt 1. c. S. 12.

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