Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0034
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1. Heft
DOI Artikel:Sauerlandt, Max: Die Fayencemanufaktur von Abtsbessingen
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DIE FAYENCEMANUFAKTUR VON ABTSBESSINGEN
Äbb. 7. Teekeffel mit Blaumalerci (Marken-
tafel 11) Schloß Gehren
Die marktgängige Gebrauchsware von Abts-
beffingen, Krüge, Kännchen, faft ftets datierte
Schreibzeuge u. dgl., hat fich noch ziemlich
zahlreich erhalten.1 Charakteriftifch ift für diefe
Dinge die leicht gebrannte, [ehr poröfe helle
Maffe der meift ziemlich ftarkwandigen Ge-
fäße und die gut gefloffene, rahmfarbige, dick
aufliegende, weiche Glafur. Für Bierkrüge fcheint
in Abtsbeffingen ein tonnenförmiges Modell
beliebt gewefen zu fein — ein fchönes Exemplar
mit gelbem Fond z. B. im Gewerbemufeum
Bremen (Markentafel 5), ein anderes bei Herrn
Staatsanwalt Riefebieter in Oldenburg.
Als anfpruchsvollere Modelle erfcheinen
dann fchon z. B. zwei mit Schnecken und In-
fekten belegten Kohlköpfe in Altonauer Privat-
befiß, eine Hennenfchüffel — unbezeichnet, das
gleiche Modell kommt in Minden vor — im
ftädtifchen Mufeum in Nordhaufen, eine Mopsdofe im Handel; originell in der Form
und auffallend gut in der forgfältigen
Blaumalerei ift die Zehntüllenvafe des
Mufeums für Kunft und Kunftgewerbe
in Halle a. S. (Abb. 2). — Die beften
Stücke aber fcheinen doch eigens für
den Hof gearbeitet zu fein. Das Meifte
und Befte findet fich in dem Schloß
Gehren, wo, wie erwähnt, jetjt auch die
ehemals in der Abtsbeffinger Kirche be-
findlichen Vafen (Abb. 1) ihre Stelle ge-
funden haben, denen zwei ähnliche Vafen
mit gelbem Fond und Buntmalerei in
Nordhaufen anzureihen wären (Abb. 3).
Vorzüglich als keramifche Leiftung ift
eine frei gearbeitete, 78 cm hohe, bunt
bemalte Blumenpyramide, die mit Kugel-
füßen abnehmbar auf einem 31 cm hohen
Sockel mit Blaumalerei auffteht (Abb. 4).
1 In Mufeen z. B. Teekanne und Vafe im
Kunftgewerbemufeum in Berlin, eine (deckel-
lofe) Kruke im Großherzoglichen Mufeum in
Schwerin i. M., eine Terrine im Kunftge-
werbemufeum, Karlsruhe. Vgl. übrigens auch
die Markentafel.
m
mj£:
Abb. 8. Teekeffel, bemalt in Blau, Rot, Grün und
Gold. Markent. 14. (George Fuchs?) Schloß Gehren
halt-Bernburg, dem mutmaßlichen Begründer
der dortigen Manufaktur, hingewiefen.
* *
*
11
Äbb. 7. Teekeffel mit Blaumalerci (Marken-
tafel 11) Schloß Gehren
Die marktgängige Gebrauchsware von Abts-
beffingen, Krüge, Kännchen, faft ftets datierte
Schreibzeuge u. dgl., hat fich noch ziemlich
zahlreich erhalten.1 Charakteriftifch ift für diefe
Dinge die leicht gebrannte, [ehr poröfe helle
Maffe der meift ziemlich ftarkwandigen Ge-
fäße und die gut gefloffene, rahmfarbige, dick
aufliegende, weiche Glafur. Für Bierkrüge fcheint
in Abtsbeffingen ein tonnenförmiges Modell
beliebt gewefen zu fein — ein fchönes Exemplar
mit gelbem Fond z. B. im Gewerbemufeum
Bremen (Markentafel 5), ein anderes bei Herrn
Staatsanwalt Riefebieter in Oldenburg.
Als anfpruchsvollere Modelle erfcheinen
dann fchon z. B. zwei mit Schnecken und In-
fekten belegten Kohlköpfe in Altonauer Privat-
befiß, eine Hennenfchüffel — unbezeichnet, das
gleiche Modell kommt in Minden vor — im
ftädtifchen Mufeum in Nordhaufen, eine Mopsdofe im Handel; originell in der Form
und auffallend gut in der forgfältigen
Blaumalerei ift die Zehntüllenvafe des
Mufeums für Kunft und Kunftgewerbe
in Halle a. S. (Abb. 2). — Die beften
Stücke aber fcheinen doch eigens für
den Hof gearbeitet zu fein. Das Meifte
und Befte findet fich in dem Schloß
Gehren, wo, wie erwähnt, jetjt auch die
ehemals in der Abtsbeffinger Kirche be-
findlichen Vafen (Abb. 1) ihre Stelle ge-
funden haben, denen zwei ähnliche Vafen
mit gelbem Fond und Buntmalerei in
Nordhaufen anzureihen wären (Abb. 3).
Vorzüglich als keramifche Leiftung ift
eine frei gearbeitete, 78 cm hohe, bunt
bemalte Blumenpyramide, die mit Kugel-
füßen abnehmbar auf einem 31 cm hohen
Sockel mit Blaumalerei auffteht (Abb. 4).
1 In Mufeen z. B. Teekanne und Vafe im
Kunftgewerbemufeum in Berlin, eine (deckel-
lofe) Kruke im Großherzoglichen Mufeum in
Schwerin i. M., eine Terrine im Kunftge-
werbemufeum, Karlsruhe. Vgl. übrigens auch
die Markentafel.
m
mj£:
Abb. 8. Teekeffel, bemalt in Blau, Rot, Grün und
Gold. Markent. 14. (George Fuchs?) Schloß Gehren
halt-Bernburg, dem mutmaßlichen Begründer
der dortigen Manufaktur, hingewiefen.
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