Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0036
DOI issue:
1. Heft
DOI article:Sauerlandt, Max: Die Fayencemanufaktur von Abtsbessingen
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0036
DIE FAYENCEMANUFAKTUR VON ABTSBESSINGEN
Äbb. 9. Schüffel von 41 cm Durchmeffer. Bemalt in Blau,
Gelb, Grün, Purpur Schloß Gehren
Zweifellos ift das Prachtftück bei einem befonderen Anlaß entftanden, der mit Sicher-
heit noch nicht aufzufinden war. Die Sockelfeiten find außer mit dem fchwarz-
burgifchen Wappen unter der Infchrift TUNC FLOREAT SCHWARTZBURG und zwei
Füllhörnern; einer aus Wolken hervorgereichten Fahne mit rechts fchreitendem Löwen
bei der Infchrift FIAT AB EXCELSIS bemalt mit den Namenszügen des Fürften
Chriftian Günther zu Sondershaufen und feines Bruders des Prinzen Auguft II. (oder
Auguft I.?) zu Ebeleben, die nach dem Abfterben zweier Brüder und zweier Vettern
neben fünf Prinzeffinnen die einzigen Erben der Sondershaufer Linie waren. In Zu-
fammenhang mit der oben ausgefprochenen Vermutung wäre es denkbar, daß die
Pyramide dem Fürften Chriftian Günther bei feinem Regierungsantritt von dem Prinzen
dargebracht fei. Das Stück ift unbezeichnet, doch gewährleiftet eine von Kiel fignierte
kleinere Wiederholung des Modells im Mufeum für Kunft und Kunftgewerbe in
Halle a. S. — ein unbezeichnetes zweites Exemplar dafelbft, drei weitere unbezeichnete
im Gewerbemufeum Bremen — die Richtigkeit der Zufchreibung. (Vgl. Markentafel 6.)
Weiter findet fich in Gehren unbezeichnet ein Gartenblumentopf von fehr ftatt-
lichem Format (Abb. 5), deffen figürliche Malerei in großer Barockkartufche mit an den
Wandfliefendekor des Schloffes Wrisbergholzen erinnerndem zackigen Blattwerk,
Simfon und Delila darftellend, auf dem 61 cm hohen, mit der Gabelmarke bezeich-
neten, von Kiel bemalten Ofenmodell der Sammlung Lanna (Auktionskatalog Nr. 1144
Tafel 82, dort noch als „Brüffel? um 1700“) wiederkehrt. Andererfeits werden die
Chinoiferien eines im Giebelfeld mit der Abtsbeffinger Gabel markierten Ofenmodells
in Gehren (Abb. 6) vielleicht eine Handhabe zur Herkunftsbeftimmung zahlreicher un-
bezeichneter „Thüringer“ Krüge bieten können.
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Äbb. 9. Schüffel von 41 cm Durchmeffer. Bemalt in Blau,
Gelb, Grün, Purpur Schloß Gehren
Zweifellos ift das Prachtftück bei einem befonderen Anlaß entftanden, der mit Sicher-
heit noch nicht aufzufinden war. Die Sockelfeiten find außer mit dem fchwarz-
burgifchen Wappen unter der Infchrift TUNC FLOREAT SCHWARTZBURG und zwei
Füllhörnern; einer aus Wolken hervorgereichten Fahne mit rechts fchreitendem Löwen
bei der Infchrift FIAT AB EXCELSIS bemalt mit den Namenszügen des Fürften
Chriftian Günther zu Sondershaufen und feines Bruders des Prinzen Auguft II. (oder
Auguft I.?) zu Ebeleben, die nach dem Abfterben zweier Brüder und zweier Vettern
neben fünf Prinzeffinnen die einzigen Erben der Sondershaufer Linie waren. In Zu-
fammenhang mit der oben ausgefprochenen Vermutung wäre es denkbar, daß die
Pyramide dem Fürften Chriftian Günther bei feinem Regierungsantritt von dem Prinzen
dargebracht fei. Das Stück ift unbezeichnet, doch gewährleiftet eine von Kiel fignierte
kleinere Wiederholung des Modells im Mufeum für Kunft und Kunftgewerbe in
Halle a. S. — ein unbezeichnetes zweites Exemplar dafelbft, drei weitere unbezeichnete
im Gewerbemufeum Bremen — die Richtigkeit der Zufchreibung. (Vgl. Markentafel 6.)
Weiter findet fich in Gehren unbezeichnet ein Gartenblumentopf von fehr ftatt-
lichem Format (Abb. 5), deffen figürliche Malerei in großer Barockkartufche mit an den
Wandfliefendekor des Schloffes Wrisbergholzen erinnerndem zackigen Blattwerk,
Simfon und Delila darftellend, auf dem 61 cm hohen, mit der Gabelmarke bezeich-
neten, von Kiel bemalten Ofenmodell der Sammlung Lanna (Auktionskatalog Nr. 1144
Tafel 82, dort noch als „Brüffel? um 1700“) wiederkehrt. Andererfeits werden die
Chinoiferien eines im Giebelfeld mit der Abtsbeffinger Gabel markierten Ofenmodells
in Gehren (Abb. 6) vielleicht eine Handhabe zur Herkunftsbeftimmung zahlreicher un-
bezeichneter „Thüringer“ Krüge bieten können.
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