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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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1. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0040

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SAMMLUNGEN

Die etwa MO Aquarelle und Hand-
zeichnungen, die uns Vafel als An-
hängfel zu feiner Kupferftichfammlung
hinterlaffen hat, ftammen meift von
deutfchen Künftlern aus der erften
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es be-
findet fich manches tüchtige, liebens-
würdige, anmutige Blatt darunter, aber
doch nur wenig, was auf Bedeutung
Änfpruch machen kann. Vafel hat fie
wohl auch nur gelegentlich erworben.

Von den wenigen älteren Gemäl-
den, die uns zugefallen find (die an-
deren hat das Vaterländifche und das
Städtifche Mufeum erhalten), intereffie-
ren befonders die folgenden, von denen
hier Abbildungen beigegeben find:

1. Die Heiligen Michael und Georg
auf Goldgrund, urfprünglich die Innen-
feiten zweier Altarflügel. Michaels
Rüftung ift ganz golden, der Mantel
karminrot mit grünem Futter, der
Teufel, auf den er tritt, fchillert in
allen Farben. Georg hat eine blinkende
Stahlrüftung an, einen dunkelzinnober-
roten Mantel um die Schultern. Auf-
fällig ift bei beiden die bleiche Gefichts-
farbe und das hellblonde üppige, fteif
vom Kopf abftehende Haar. Das Bild
ift fchwer unterzubringen, es ftammt
aus der Sammlung Fenkner in Goslar.

Es ift viel eher mittel- als nieder-
deutfch, wofür auch das weiche Holz
fpricht. Wenn man es um 1475 anfei^t,
wird man nicht viel fehl gehen.

2. Das Bildnis einer älteren Frau,
links oben bezeichnet mit dem Mono-
gramm H. B. (verbunden), einem Grei-
fenkopf und der Jahreszahl 1549. Das Bild ift
fchlecht erhalten, zum Teil ftark übermalt, der
rofige Fleifchton kaum urfprünglich. Der Vor-
hang ift dunkelgrün, die Haube an den ver-
zierten Stellen golden, der Kragen fchwarz
mit braunem Pelz gefüttert, das Kleid braun.
Das Bildnis war 1903 auf der Erfurter Aus-
heilung. Der Maler ift derfelbe, von dem
unfer Bild von 1528, Nr. 28 des Katalogs,
eine junge Frau mit ihrem Kinde, herrührt.
Dies ift mit demfelben Monogramm und dem-
felben Greifenkopf bezeichnet. Ein weibliches
Bildnis von 1551 mit derfelben Bezeichnung
befitjt Dr. Berolzheimer in München. Ein nur
mit dem Greifenkopf bezeichnetes figurenreiches
Bild derfelben Hand, anfcheinend datiert 1553,
ein Chriftus als Kinderfreund, befindet fich im
bifchöflichen Haus in Mainz. Der Maler ift
wohl in Mitteldeutfchland zu fuchen.

Mitteldeutfcher Meifter H. B.
mit dem Greifenkopf (1549)

Braunfchweig,
Herzogi. Mufeum

3. Das Bildnis einer jungen Frau, wohl
kaum von Cornelis van Ceulen, dem es bis-
her zucefchrieben worden ift, aber diefem nahe-
ftehend. Die Geftalt hebt fich von einem grau-
blauen Vorhang ab. Das Geficht mit den grauen
Augen und den geröteten Wangen wird von
dunkelbraunen Locken umrahmt. Die Bruft be-
deckt ein weißes Hemd mit feiner Stickerei.
Das Kleid ift fchwarz.

Außer diefen drei Bildern find noch zu nennen

4. Vier Landfchaften von Sebaftian
Vrancx (eine mit dem Monogramm) mitDar-
ftellungen aus dem Landleben (der Säemann,
der Pflüger, die Mäher, die Drefcher), alle etwas
derb und handwerksmäßig gemalt, jedenfalls
geringer als die Bilder, die man fonft von Seb.
Vrancx kennt.

5. Eine dem Ant. Pesne zugefchriebene ga-

Der Cicerone, III. Jahrg., 1. Heft.

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