Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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1. Heft
DOI article:Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN
Burfche und ein Mädchen beim Äpfel-
ftehlen. Hinten naht das Verhängnis
in Geftalt eines Poliziften.
Ed. Fle ch [ig.
□ □ □
CORNELIS VAN CEULEN (?) Braunfchweig, Herzogi. Äufeum
lante Szene, ein unterbrochenes nächtliches Stell-
dichein im Garten, farbig nicht ohne Reiz.
6. Ein ziemlich rohes Gefellfchaftsftück von
einem Nachahmer des Jan Mienfe Molenaer.
7. Ein Altarbild mit zwei Flügeln von einem
niederfächfifchen Meifter um 1475—1500, in
der Mitte die heil. Sippe, auf dem linken
Flügel Maria mit dem Kind im Rofenkranze
und die Zurückweifung von Joachims Opfer, auf
dem rechten Flügel die Vermählung Marias und
die Heimfuchung, auf den Äußenfeiten der Flügel
links die Heiligen Laurentius und Nikolaus, rechts
die Heiligen Huctor und Cyriacus. Das Werk
fteht künftlerifch auf einer recht tiefen Stufe, ift
aber ikonographifch um fo intereffanter, als
die heil. Sippe auf dem Mittelbild aus nicht
weniger als 26 Perfonen befteht, die alle auf
Spruchbändern über ihnen genau bezeichnet find.
Um fo erfreulicher wirkt
8. Das einzige moderne Bild, das wir erhalten
haben, eine flotte und farbenkräftige Skizze von
Rudolf Henneberg aus dem Jahre 1856,
„Adam und Eva von heute“, ein zerlumpter
Neben feiner Tätigkeit als Kupfer-
ftichfammler war es vor allem die
Vorgefchichte feiner engeren Hei-
mat, der A. Vafel, wie fchon oben
angedeutet wurde, ftets fein befon-
deres Intereffe zugewandt hat. So
hatte er fchon von jeher nicht nur
gefammelt, was ihm an vorgefchicht-
lichen Gegenftänden aller Art aus dem
Herzogtum Braunfchweig und den an-
grenzenden Gebieten zugebracht wurde,
fondern auch felbft in den Jahren 1891
bis 1894 umfangreiche fyftematifche
Ausgrabungen bei Beierftedt, Eilsdorf,
Jerxheim und Watenftedt veranftaltet,
die zahlreiche Urnen nebft Beigefäßen
und fonftigen Beigaben zutage brach-
ten. Den größten Teil diefer wichtigen
Funde erhielt das Herzogi. Mufeum
bereits 1897 zum Gefdienk, während
einige ergänzende Fundftücke fowie
feine ihm bis dahin noch verblie-
bene Sammlung, an der er mit gan-
zem Herzen hing, dem Mufeum nun
ebenfalls als Vermächtnis zugefallen
ift. Es find mehrere 100 Steingeräte
aus den verfchiedenften Teilen des
Herzogtums, fowie Urnen, Bronze-
geräte u. a. m., darunter als das wichtigfte Stück
ein im Mai 1901 auf einem Acker bei Waten-
ftedt gehobener Depotfund, der aus einem faft
gänzlich unverfehrten Bronzegefäß vom Typus
der fog. nordifchen Hängebecken und deren In-
halt, bronzenen Schmuckfachen, wie Ringen,
Nadeln ufw. und Knopfficheln, befteht. Diefer,
der jüngften Bronzezeit, alfo etwa dem 5. oder
4. vorchriftlichen Jahrhundert angehörige Fund,
der vermutlich den Vorrat eines fahrenden Händ-
lers darftellt, ift bereits von Th. Voges in den
„Nachrichten über deutfehe Altertumsfunde von
1901, Heft 6, S. 81 ff.“ veröffentlicht worden, fo
daß fidi eine nähere Befchreibung hier erübrigen
dürfte.
Dagegen müffen noch kurz die wichtigften
Gegenftände kunftgewerblicher Art erwähnt
werden, die das Herzogi. Mufeum demfelben Ver-
mächtnis zu verdanken hat. Entfprechend feiner
großen Liebe zur Kunft und feinem Hand in Hand
hiermit gehenden regen Sammeleifer hatte [ich
A. Vafel nicht nur auf feine Lieblingsgebiete,
die graphifchen Künfte fowie die braunfehweigi-
18
Burfche und ein Mädchen beim Äpfel-
ftehlen. Hinten naht das Verhängnis
in Geftalt eines Poliziften.
Ed. Fle ch [ig.
□ □ □
CORNELIS VAN CEULEN (?) Braunfchweig, Herzogi. Äufeum
lante Szene, ein unterbrochenes nächtliches Stell-
dichein im Garten, farbig nicht ohne Reiz.
6. Ein ziemlich rohes Gefellfchaftsftück von
einem Nachahmer des Jan Mienfe Molenaer.
7. Ein Altarbild mit zwei Flügeln von einem
niederfächfifchen Meifter um 1475—1500, in
der Mitte die heil. Sippe, auf dem linken
Flügel Maria mit dem Kind im Rofenkranze
und die Zurückweifung von Joachims Opfer, auf
dem rechten Flügel die Vermählung Marias und
die Heimfuchung, auf den Äußenfeiten der Flügel
links die Heiligen Laurentius und Nikolaus, rechts
die Heiligen Huctor und Cyriacus. Das Werk
fteht künftlerifch auf einer recht tiefen Stufe, ift
aber ikonographifch um fo intereffanter, als
die heil. Sippe auf dem Mittelbild aus nicht
weniger als 26 Perfonen befteht, die alle auf
Spruchbändern über ihnen genau bezeichnet find.
Um fo erfreulicher wirkt
8. Das einzige moderne Bild, das wir erhalten
haben, eine flotte und farbenkräftige Skizze von
Rudolf Henneberg aus dem Jahre 1856,
„Adam und Eva von heute“, ein zerlumpter
Neben feiner Tätigkeit als Kupfer-
ftichfammler war es vor allem die
Vorgefchichte feiner engeren Hei-
mat, der A. Vafel, wie fchon oben
angedeutet wurde, ftets fein befon-
deres Intereffe zugewandt hat. So
hatte er fchon von jeher nicht nur
gefammelt, was ihm an vorgefchicht-
lichen Gegenftänden aller Art aus dem
Herzogtum Braunfchweig und den an-
grenzenden Gebieten zugebracht wurde,
fondern auch felbft in den Jahren 1891
bis 1894 umfangreiche fyftematifche
Ausgrabungen bei Beierftedt, Eilsdorf,
Jerxheim und Watenftedt veranftaltet,
die zahlreiche Urnen nebft Beigefäßen
und fonftigen Beigaben zutage brach-
ten. Den größten Teil diefer wichtigen
Funde erhielt das Herzogi. Mufeum
bereits 1897 zum Gefdienk, während
einige ergänzende Fundftücke fowie
feine ihm bis dahin noch verblie-
bene Sammlung, an der er mit gan-
zem Herzen hing, dem Mufeum nun
ebenfalls als Vermächtnis zugefallen
ift. Es find mehrere 100 Steingeräte
aus den verfchiedenften Teilen des
Herzogtums, fowie Urnen, Bronze-
geräte u. a. m., darunter als das wichtigfte Stück
ein im Mai 1901 auf einem Acker bei Waten-
ftedt gehobener Depotfund, der aus einem faft
gänzlich unverfehrten Bronzegefäß vom Typus
der fog. nordifchen Hängebecken und deren In-
halt, bronzenen Schmuckfachen, wie Ringen,
Nadeln ufw. und Knopfficheln, befteht. Diefer,
der jüngften Bronzezeit, alfo etwa dem 5. oder
4. vorchriftlichen Jahrhundert angehörige Fund,
der vermutlich den Vorrat eines fahrenden Händ-
lers darftellt, ift bereits von Th. Voges in den
„Nachrichten über deutfehe Altertumsfunde von
1901, Heft 6, S. 81 ff.“ veröffentlicht worden, fo
daß fidi eine nähere Befchreibung hier erübrigen
dürfte.
Dagegen müffen noch kurz die wichtigften
Gegenftände kunftgewerblicher Art erwähnt
werden, die das Herzogi. Mufeum demfelben Ver-
mächtnis zu verdanken hat. Entfprechend feiner
großen Liebe zur Kunft und feinem Hand in Hand
hiermit gehenden regen Sammeleifer hatte [ich
A. Vafel nicht nur auf feine Lieblingsgebiete,
die graphifchen Künfte fowie die braunfehweigi-
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