Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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1. Heft
DOI article:Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN
Gefchirre aus den verfchiedenften Perioden der
Fabrik, die als willkommene Vervollftändigung
der fchon im Mufeum vorhandenen reichen
Sammlung dienen werden. Neben Fürftenberg
ift, von kleineren Fabriken abgefehen, vor allem
Meißen (Teller aus dem Brühlfchen Schwanen-
fervice, Täßchen, verziert in derÄrt der Jasper-
ware Wedgwoods, Büße König Antons u. a. m.),
Berlin, Wien (zwei für den Orient gearbeitete
Romanifcher Braunfchweig,
Ältarleuchter Herz°g'- Mufeum
Gefäße), ferner auch Paris (Kaffeekanne aus der
Fabrik von Barbizet und Soyer) mehr oder
weniger gut vertreten, wozu dann endlich auch
noch eine kleine Gruppe oftafiatifcher Porzellane
kommt, die freilich nicht gerade zum beften ihrer
Ärt gehören.
Letzteres gilt im allgemeinen auch von den
etwa U/^Dußend Gläfern, die dem Mufeum zu-
gefallen find, wenn fich auch einige darunter
beßnden, die, wie z. B. drei Pokale, von denen
einer 1784 datiert ift, immerhin eine recht er-
wünfchte Bereicherung unferes fehr kleinen Be-
ftandes an alten Gläfern bilden.
Von fonftigen kunftgewerblichen Arbeiten der
verfchiedenen Gebiete feien nur einige email-
lierte Dofen erwähnt, darunter eine, die im
Innern des Deckels mit dem Hüftbild einer Dame
in der Ärt Chodowieckis fehr hübfch bemalt ift;
ferner zwei kleine filberne Becher mit eingra-
vierten figürlichen Darftellungen aus dem Anfang
des 18. Jahrhunderts, fodann eine Reihe hübfcher
Miniaturen, meift dem 18. oder Anfang des
19. Jahrhunderts angehörig, weiterhin die (wohl
antike) Bronzeftatuette eines nackten Jünglings
(Merkur?) und das Elfenbeinfigürchen einer
Maria, die Arbeit eines deutfchen Meifters des
17. Jahrhunderts, fowie endlich zwei Tifchchen,
von denen das eine mit einer ovalen, mit der
Änficht eines Schloffes bemalten, Fürftenberger
Porzellanplatte verziert ift, während das Blatt
des andern einen auf einem Zweige fixenden,
von Rokaillen umgebenen Papagei zeigt, der in
Glasperlenmofaik ausgeführt ift, einer Technik,
die in Braunfchweig hauptfächlich in den fünf-
ziger und fechziger Jahren des 18. Jahrhunderts
von Johann Michael van Selow (cf. Cicerone I,
p. 412 ff.) ausgeübt wurde.
Die intereffanteften und weitvollften Stücke
aber unter den kunftgewerblichen Gegenftänden
des Vermächtniffes find zwei Arbeiten des frühen
Mittelalters. Die eine, ein Elfenbeinkaften mit
Deckel in der Form eines abgewalmten Sattel-
daches und urfprünglich reich in Gold mit Blu-
men, Sternchen, Vögeln ufw. bemalt, gehört zu
einer Reihe ähnlicher, in verfchiedenen Kirchen
und Mufeen aufbewahrten Kaffetten, die als
ficilifch-arabifche, bzw. als fpanifche Arbeiten
angefprochen und dem 12. Jahrhundert zuge-
wiefen werden. Etwa aus derfelben Zeit dürfte
auch die andere Arbeit ftammen, ein filber-
plattierter und zum Teil vergoldeter Ältarleuchter
aus Kupfer mit verfchlungenem Riemenwerk am
Schaft und Mittelknauf, eingraviertem Blattwerk
am Fuß und ähnlichen Ornamenten an der Dille.
Die fchlanke Form und die drei Knäufe des
Schaftes erinnern noch an die Bernwardsleuchter,
mit denen er auch den dreifüßigen, auf Löwen-
krallen ruhenden Sockel gemein hat. Diefes
fchöne Stück romanifcher Goldfchmiedekunft foll
aus dem Dome zu Goslar ftammen, während
über die Herkunft des Elfenbeinkaftens leider
nichts näheres zu ermitteln war.
Chriftian Scherer.
LEIPZIG Das STÄDTISCHE MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE zu Leipzig verfolgt bei
feinen Ankäufen zwei Richtungen:
1. die Vermehrung der Sammlungen von Ge-
mälden deutfcher Meifter der Gegenwart, um
die Entwicklung derKunft des 19. und 20. Jahr-
hunderts auf dem Gebiet der deutfchen Malerei
allmählich lückenlos zu repräfentieren,
2. die Vervollftändigung der durch Schenkung
in das Mufeum gelangten, bereits eine gewiffe
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Gefchirre aus den verfchiedenften Perioden der
Fabrik, die als willkommene Vervollftändigung
der fchon im Mufeum vorhandenen reichen
Sammlung dienen werden. Neben Fürftenberg
ift, von kleineren Fabriken abgefehen, vor allem
Meißen (Teller aus dem Brühlfchen Schwanen-
fervice, Täßchen, verziert in derÄrt der Jasper-
ware Wedgwoods, Büße König Antons u. a. m.),
Berlin, Wien (zwei für den Orient gearbeitete
Romanifcher Braunfchweig,
Ältarleuchter Herz°g'- Mufeum
Gefäße), ferner auch Paris (Kaffeekanne aus der
Fabrik von Barbizet und Soyer) mehr oder
weniger gut vertreten, wozu dann endlich auch
noch eine kleine Gruppe oftafiatifcher Porzellane
kommt, die freilich nicht gerade zum beften ihrer
Ärt gehören.
Letzteres gilt im allgemeinen auch von den
etwa U/^Dußend Gläfern, die dem Mufeum zu-
gefallen find, wenn fich auch einige darunter
beßnden, die, wie z. B. drei Pokale, von denen
einer 1784 datiert ift, immerhin eine recht er-
wünfchte Bereicherung unferes fehr kleinen Be-
ftandes an alten Gläfern bilden.
Von fonftigen kunftgewerblichen Arbeiten der
verfchiedenen Gebiete feien nur einige email-
lierte Dofen erwähnt, darunter eine, die im
Innern des Deckels mit dem Hüftbild einer Dame
in der Ärt Chodowieckis fehr hübfch bemalt ift;
ferner zwei kleine filberne Becher mit eingra-
vierten figürlichen Darftellungen aus dem Anfang
des 18. Jahrhunderts, fodann eine Reihe hübfcher
Miniaturen, meift dem 18. oder Anfang des
19. Jahrhunderts angehörig, weiterhin die (wohl
antike) Bronzeftatuette eines nackten Jünglings
(Merkur?) und das Elfenbeinfigürchen einer
Maria, die Arbeit eines deutfchen Meifters des
17. Jahrhunderts, fowie endlich zwei Tifchchen,
von denen das eine mit einer ovalen, mit der
Änficht eines Schloffes bemalten, Fürftenberger
Porzellanplatte verziert ift, während das Blatt
des andern einen auf einem Zweige fixenden,
von Rokaillen umgebenen Papagei zeigt, der in
Glasperlenmofaik ausgeführt ift, einer Technik,
die in Braunfchweig hauptfächlich in den fünf-
ziger und fechziger Jahren des 18. Jahrhunderts
von Johann Michael van Selow (cf. Cicerone I,
p. 412 ff.) ausgeübt wurde.
Die intereffanteften und weitvollften Stücke
aber unter den kunftgewerblichen Gegenftänden
des Vermächtniffes find zwei Arbeiten des frühen
Mittelalters. Die eine, ein Elfenbeinkaften mit
Deckel in der Form eines abgewalmten Sattel-
daches und urfprünglich reich in Gold mit Blu-
men, Sternchen, Vögeln ufw. bemalt, gehört zu
einer Reihe ähnlicher, in verfchiedenen Kirchen
und Mufeen aufbewahrten Kaffetten, die als
ficilifch-arabifche, bzw. als fpanifche Arbeiten
angefprochen und dem 12. Jahrhundert zuge-
wiefen werden. Etwa aus derfelben Zeit dürfte
auch die andere Arbeit ftammen, ein filber-
plattierter und zum Teil vergoldeter Ältarleuchter
aus Kupfer mit verfchlungenem Riemenwerk am
Schaft und Mittelknauf, eingraviertem Blattwerk
am Fuß und ähnlichen Ornamenten an der Dille.
Die fchlanke Form und die drei Knäufe des
Schaftes erinnern noch an die Bernwardsleuchter,
mit denen er auch den dreifüßigen, auf Löwen-
krallen ruhenden Sockel gemein hat. Diefes
fchöne Stück romanifcher Goldfchmiedekunft foll
aus dem Dome zu Goslar ftammen, während
über die Herkunft des Elfenbeinkaftens leider
nichts näheres zu ermitteln war.
Chriftian Scherer.
LEIPZIG Das STÄDTISCHE MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE zu Leipzig verfolgt bei
feinen Ankäufen zwei Richtungen:
1. die Vermehrung der Sammlungen von Ge-
mälden deutfcher Meifter der Gegenwart, um
die Entwicklung derKunft des 19. und 20. Jahr-
hunderts auf dem Gebiet der deutfchen Malerei
allmählich lückenlos zu repräfentieren,
2. die Vervollftändigung der durch Schenkung
in das Mufeum gelangten, bereits eine gewiffe
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