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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0063
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LITERATUR

Die Mitteilungen des Kunfthiftorifchen
Inftituts in Florenz. Neben den italienifchen
Forfchungen, die fich mehr an den Kreis der
Fachgenoffen wenden, gibt das Kunfthiftorifdie
Institut feit dem Herbft 1908 zweimal jährlich
reich illuftrierte, für die Mitglieder des Vereins
zur Erhaltung des Kunfthiftorifchen Inftitutes
beftimmte „Mitteilungen“ heraus, deren viertes
Heft foeben erfchienen ift.

Aus dem Inhalt des erften Heftes fei hervor-
gehoben: Eine Abhandlung vonWoldemar von
Seidlilj, in welcher der Verfaffer zu einer neuen
Ausgabe von Lionardos Malerbuch die Anregung
geben möchte, eine intereffante Studie Paul
Sdiubrings über das Grabmal des Marco Pio
in Carpi bei Modena, ein Äuffatj Hans Geifen-
heimers über die von ihm in Budapeft entdeckten
Skizzen zu den Malereien, von denen Michel-
angelos Sarkophag umzogen war, und eine Ab-
handlung des Inftitutsleiters Heinrich Brockhaus
über Danneckers Schloßbrunnen in Stuttgart und
feine Vorlage, eine antikifierende Gemme in den
Ufßzinen.

Das zweite Heft der Mitteilungen enthält eine
Zufammenfaffung der von Heinrich Brockhaus
in verfchiedenen Sitzungen des Inftitutes 1901,
1902, 1905 und 1908 vorgetragenen Ergebniffe
feiner Forfchungen über die berühmte große
Änficht von Florenz, deren einziges ganz er-
haltenes Exemplar das Berliner Kupferftich-
kabinett befitjt. Aus den Berichten über die
Sitzungen des Inftitutes, die den Schluß des Heftes
bilden, fei die Serie der Vorträge hervorgehoben,
die das Thema: „Michelangelo“ behandeln. Im
dritten Heft ßnden wir einen Vortrag von Hein-
rich Brockhaus über einen Altflorentiner Kunft-
verlag, und einen ebenfalls in einer Instituts—
fitjung gehaltenen Vortrag von Walter Bombe
über Juftus von Gent in Urbino (das Studio und
die Bibliothek des Herzogs Federigo da Monte-
feltre) abgedruckt. Aus dem Inhalt des vierten
Heftes ift ein Auffatj von Heinrich Brockhaus
über die große Anficht von Rom in Mantua und
die Frage nach dem Zeichner ihres Vorbildes
hervorzuheben, ferner eine Arbeit Robert Cor-
weghs über den Verfaffer des kleinen Kodex
Ghiberti in der Florentiner Biblioteca Nazionale
und ein kleiner Beitrag desfelben Verfaffers
über farbige Wandgräber der Renaiffance.

Es ift zu hoffen, daß durch diefe Veröffent-
lichungen dem Verein zur Erhaltung des Kunft-
hiftorifchen Inftitutes zahlreiche neue Mitglieder

und dem Inftitut felbft größere Mittel zugeführt
werden, damit es in immer fteigendem Maße
Forfchern und Kunftfreunden fich nü^lich er-
weifen könne. Die Mitgliedfchaft des Vereins
wird durch Zahlung eines Jahresbeitrages von
mindeftens 10 Mark an den Rechnungsrat Karl
Müller, Berlin W. 64, Wilhelmftraße 74, er-
worben. W. B.

Im Verlag von Karl W. Hierfemann, Leipzig,
erfcheint demnächft unter dem Titel „Alte Leip-
ziger Goldfchmiedearbeiten“ eine prächtige Pu-
blikation des Leipziger ftädtifchen Kunftgewerbe-
mufeums, für die als Herausgeber Richard Graul
zeichnet. Das Werk enthält einen einleitenden
Text fowie 177 Abbildungen auf 70 Lichtdruck-
tafeln und ftellt das Ergebnis der im Jahre 1907
vom Kunftgewerbemufeum veranftalteten Aus-
heilung von Goldfchmiedearbeiten Leipziger Ur-
fprungs und aus Leipziger Befitj dar.

* Übers Anders Zorn ift kürzlidi die erfte
umfaffende deutfche Monographie als Band 102
der Künftler-Monographien von Velhagen &
Klafing erfchienen. Den vortrefflichen und
anregenden Text, der zahlreiche kunftgefchicht-
liche Entwicklungsgedanken über die Porträt-
malerei umfchließt, verfaßte Franz Servaes,
während die reiche, zum Teil farbige Illuftrie-
rung des Buches der bewährten Verlagshand-
lung alle Ehre macht.

RUSSISCHE LITERATUR

Einem intereffanten Thema ift ein neues Liefe-
rungswerk gewidmet, das unter dem Titel „Anti-
quites russes. Collection Princesse Si-
damon-Eristoff et MUß N. de Schabelskoi
mit ruffifchem und franzöfifchem Text zu er-
fcheinen beginnt. Diefe Sammlung umfaßt das
weite Bereich desFrauenkunfthandwerks, welches
in Altrußland eine fo große Rolle fpielte und
zu fo hoher Blüte gelangte, alfo Gold-, Bunt-
und Weißftickereien, Spitzenarbeiter Textilien,
die zahlreichen Ingredienzien der farbenfreudigen
altruffifchen Frauentoilette mit allem was drum
und dran hängt, und außerdem auch Erzeug-
niffe der Holz-, Metall-und Beinkleinkunft. Das
ganze Werk ift auf 12 Lieferungen berechnet;
die foeben erfchienene erfte befaßt fich mit
Stickereien und Spitjen und befteht aus 12 Tafeln
mit erläuterndem Text. Die Reproduktionen
laffen nichts zu wünfchen übrig. P. E.

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