Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0108
DOI issue:
2. Heft
DOI article:Vom Kunsthandel
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VOM KUNSTHANDEL
REMBRANDT (?), Elias wird vom Engel gefpeift
Zu unferer Notiz „Nymwegen“ / Befifeer Ä. Prakke
diefer Zeitschrift erwähnte Gemälde, das Herr
Dr. Hofftede de Groot für Bol als Werk aus
dem Jahre 1650 inÄnfpruch nimmt, das ich aber
als ein Rembrandt-Werk von 1635 bekanntge-
geben habe, ohne das Gutachten von de Groot
zu verfchweigen, bitte ich um nachfolgende Er-
klärung: Ich glaube, daß diefes Bild ein Ätelier-
ftück von Rembrandt ift, das von einem feiner
Schüler (wahrfcheinlich Bol) angelegt, von Rem-
brandt aber felbft übermalt und verändert wurde,
und zwar fpeziell durch Beigabe des Engels als
Hauptfigur, der die Züge Saskias trägt, aus fol-
genden Gründen: Die Malweife läßt deutlich die
Hand zweier verfchiedener Meifter erkennen, fo
ift z. B. die rechte Hand von der Linken direkt
augenfällig unterfchieden, und man fieht, wie
der Meifter bei der letzteren in vollendeter Weife
korrigierte. Ferner ift das Ganze von einer
Bravour der Technik, die nur für Rembrandt
Geltung hat. Vergleichweife fei für Darftellung,
Stil und Technik auf Abrahams Opfer in der
Münchener Pinakothek aus dem Jahre 1636 ver-
wiefen. Auch das Urteil anderer Gutachter weicht
von dem Hofftede de Groots erheblich ab, fo
hält Dr. Kalff den Engel als viel zu gut für Bol
und ähnliches dürfte auch von dem Propheten-
kopf gelten. Während Hofftede de Groot die
Umgebung nicht intereffant genug für Rem-
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REMBRANDT (?), Elias wird vom Engel gefpeift
Zu unferer Notiz „Nymwegen“ / Befifeer Ä. Prakke
diefer Zeitschrift erwähnte Gemälde, das Herr
Dr. Hofftede de Groot für Bol als Werk aus
dem Jahre 1650 inÄnfpruch nimmt, das ich aber
als ein Rembrandt-Werk von 1635 bekanntge-
geben habe, ohne das Gutachten von de Groot
zu verfchweigen, bitte ich um nachfolgende Er-
klärung: Ich glaube, daß diefes Bild ein Ätelier-
ftück von Rembrandt ift, das von einem feiner
Schüler (wahrfcheinlich Bol) angelegt, von Rem-
brandt aber felbft übermalt und verändert wurde,
und zwar fpeziell durch Beigabe des Engels als
Hauptfigur, der die Züge Saskias trägt, aus fol-
genden Gründen: Die Malweife läßt deutlich die
Hand zweier verfchiedener Meifter erkennen, fo
ift z. B. die rechte Hand von der Linken direkt
augenfällig unterfchieden, und man fieht, wie
der Meifter bei der letzteren in vollendeter Weife
korrigierte. Ferner ift das Ganze von einer
Bravour der Technik, die nur für Rembrandt
Geltung hat. Vergleichweife fei für Darftellung,
Stil und Technik auf Abrahams Opfer in der
Münchener Pinakothek aus dem Jahre 1636 ver-
wiefen. Auch das Urteil anderer Gutachter weicht
von dem Hofftede de Groots erheblich ab, fo
hält Dr. Kalff den Engel als viel zu gut für Bol
und ähnliches dürfte auch von dem Propheten-
kopf gelten. Während Hofftede de Groot die
Umgebung nicht intereffant genug für Rem-
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