Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0123
DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:Grautoff, Otto: Die Sammlung Chauchard im Louvre
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DIE SAMMLUNG CHAUCHARD IM LOUVRE
„Kuh im Schatten“ und in den „Ochfen, die zur Arbeit gehen“, die eine fpätere, aber
[tärkere Wiederholung des bekannten Bildes im Louvre find, wächft [eine Bedeutung,
[o daß man ihn als einen Millet der Tierwelt bezeichnen kann. Wie bei Millet die
Menfchen, find bei Troyon die Tiere eng mit der Scholle verwachfen und erfcheinen
als ein bewegtes Stück der Natur. Seine Silhouetten [ind groß und fcharf, [eine Hori-
zonte weit und [ein Pin[el[trich i[t breit und kräftig. Es i[t viel Lu[t in [einen Bildern,
in deren Atmo[phäre die Farben eine bedeutende Leuchtkraft aus[trahlen.
Die Sammlung Chauchard enthält eine [tattliche Anzahl Werke, die aber in ihrem Zu-
[ammenhang mit den übrigen minderwertigen den Sammler [elb[t nicht als bedeutend
charakteri[ieren, [o daß es nicht als zwingend notwendig er[cheint, die[e Stiftung ab-
gefondert von den andern Bildern der gleichen Zeit in eigenen Sälen beieinander zu
la|fen. Wie viel wertvoller wäre es, wenn diefes Gefchenk noch einmal durchgefiebt
würde und die engere Auswahl mit den übrigen Werken des Louvre aus der gleichen
Zeit zufammengehängt würde. Aber das verhindern die Teftamentsbeftimmungen. Es
wird Zeit, daß das Louvre gegen derartige Anordnungen der Donatoren Vorkehrungen
trifft; denn wohin [oll das führen, wenn jeder Stifter für [eine Schenkungen eigene
Säle beanfprucht? Dann würde in nicht allzu ferner Zeit das Louvre [ich in eine
Sammlung von Privatgalerien auflöfen. Und das ift doch wohl das Gegenteil einer
Staatsgalerie, die nicht den Eitelkeiten einzelner Bürger, [ondern dem Genuß und der
Belehrung der Gefamtheit dienen [oll.
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„Kuh im Schatten“ und in den „Ochfen, die zur Arbeit gehen“, die eine fpätere, aber
[tärkere Wiederholung des bekannten Bildes im Louvre find, wächft [eine Bedeutung,
[o daß man ihn als einen Millet der Tierwelt bezeichnen kann. Wie bei Millet die
Menfchen, find bei Troyon die Tiere eng mit der Scholle verwachfen und erfcheinen
als ein bewegtes Stück der Natur. Seine Silhouetten [ind groß und fcharf, [eine Hori-
zonte weit und [ein Pin[el[trich i[t breit und kräftig. Es i[t viel Lu[t in [einen Bildern,
in deren Atmo[phäre die Farben eine bedeutende Leuchtkraft aus[trahlen.
Die Sammlung Chauchard enthält eine [tattliche Anzahl Werke, die aber in ihrem Zu-
[ammenhang mit den übrigen minderwertigen den Sammler [elb[t nicht als bedeutend
charakteri[ieren, [o daß es nicht als zwingend notwendig er[cheint, die[e Stiftung ab-
gefondert von den andern Bildern der gleichen Zeit in eigenen Sälen beieinander zu
la|fen. Wie viel wertvoller wäre es, wenn diefes Gefchenk noch einmal durchgefiebt
würde und die engere Auswahl mit den übrigen Werken des Louvre aus der gleichen
Zeit zufammengehängt würde. Aber das verhindern die Teftamentsbeftimmungen. Es
wird Zeit, daß das Louvre gegen derartige Anordnungen der Donatoren Vorkehrungen
trifft; denn wohin [oll das führen, wenn jeder Stifter für [eine Schenkungen eigene
Säle beanfprucht? Dann würde in nicht allzu ferner Zeit das Louvre [ich in eine
Sammlung von Privatgalerien auflöfen. Und das ift doch wohl das Gegenteil einer
Staatsgalerie, die nicht den Eitelkeiten einzelner Bürger, [ondern dem Genuß und der
Belehrung der Gefamtheit dienen [oll.
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