Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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3. Heft
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PERSONÄLIEN
die läftige Aufgabe zu, „Hüter“ (fein eigentlicher
Titel war „Keeper“ nicht Direktor) zahlreicher
akademifcher Bilder zu werden. — Über die
Urfachen der Niederlegung feines Poftens feitens
Mr. Claude Phillips verlautet nichts näheres. F.
MÜNCHEN Hm 18. Januar ift im Schwa-
binger Krankenhaufe der 1851 zu Herzogswalde
in Schlefien als Sohn armer Bauersleute ge-
borene Porträtmaler Äloys Erdtelt geftorben.
Äls Handwerker der Malerei beginnend, ftu-
dierte er, da er fich der höheren Kunft zuzu-
wenden begann, zuerft an der Berliner Akade-
mie, fand aber richtungsgebende Einflüffe erft,
als er zwei Jahre fpäter an die Münchener
Kunfthochfchule überfiedelte und Schüler von
Wilhelm von Diez wurde. Bei diefem blieb er
bis 1879, in welchem Jahre er mit feinem „hol-
ländifchen Raucher“ debütierte. Bedeutende
Genreftücke fchuf er noch in den Bildern „Beim
Fiickfchneider“, „Für Gott gefchmückt“, „Sama-
riterdienft“, „Schwierige Änderung“, „Orientalin“
ufw. Das Fach aber, für das er geboren war,
war die Bildnismalerei. Eine Reihe hervor-
ragender Bildniffc find aus feiner Hand hervor-
gegangen; fowohl die Münchener Pinakothek,
wie andere bedeutende Sammlungen bergen
Porträts von ihm. Eine fichere Beherrfchung
der Form zeichnet alle feine Ärbeiten aus, kolo-
riftifch erfcheinter weniger reich, als fein nuanciert.
Technifch find feine Stücke meifterhaft behandelt
und er hat lieber Weniges mit Liebe, als Vieles
ohne Sorgfalt gefchaffen. Seit dem Winter-
femefter 1889-1890 war H. Erdtelt, der 1903
den Profeffortitel erhielt, auch als Lehrer an
der kgl. Kunftgewerbefchule in München tätig.
Der Künftler hat bei feinem Tode feinen künft-
lerifchen Nachlaß in hochherziger Weife der
Stadt München für die fpäter zu errichtende
ftädtifche Galerie vermacht.
* *
*
Einen weiteren Verluft hat die Münchener
Kunft durch den Tod des Tiermalers Hubert
von Heyden zu beklagen, der am 20. Januar
in feinem Ätelier vom Schlage getroffen wurde,
v. Heyden wurde am 13. September 1860 in
Berlin als Sohn des bekannten Hiftorienmalers
und Spezialiften für Koftümkunde Ä. v. Heyden
geboren. Er erhielt feine erfte Ausbildung an
der Berliner Akademie, die er von 1877—1884
befuchte, worauf er die Münchener Akademie
bezog, an der er Meifterfchüler Paul Meyer-
heims wurde. Der Maler trat zuerft mit vor-
züglichen Geflügelbildern vor die Öffentlichkeit,
die zwar noch in den Äusdrucksmitteln der alten
holländifchen Tiermaler gehalten waren, aber
doch vollftändig eigene Auffaffung und treues
Studium verrieten. Später hat er fich von
jenem mehr altmeifterlichen Stil einer luftigeren,
lichteren und modernen Malerei zugewendet,
und auf den Ausheilungen der Sezeffion, deren
Mitglied er von feiner Ankunft in München ab
war, hat er manche überrafchend feines und
gutes Stück vorgezeigt. Mit Eifer warf er fich
zuleljt auch auf die graphifchen Künfte, in denen
er gleichfalls mit großem Erfolg das Tierbild
in Radierung und Holzfchnitt pflegte. Die Mün-
chener Pinakothek, die Sezeffionsgalerie, das
Prager Rudolfinum und die Hamburger Kunft-
halle befitjen treffliche Arbeiten von ihm.
M. K. R.
MÜNSTER i. W. Zum Direktor des Weft-
fälifchen Landesmufeums wurde der bisherige
Direktor Adolf Brüning, der inzwifchen die
Leitung des Mufeums in Hannover übernommen
hatte, wiedergewählt.
PÄRMÄ Am 11. Januar ift hier nach langer
Krankheit Prof. Alberto Röndani, Dozent der
Kunftgefchichte an der Akademie, geftorben, im
Alter von 64 Jahren. Von feinen Schriften,
meift literarhiftorifchen Inhaltes, find folgende
Kunfthiftoriker hervorzuheben: Scritti d’arte,
Saggi di critiche d’arte, La filosofia positiva e
la critica d’arte in fünf Bänden. Seine kunft-
kritifchen Auffätje, die in den oben genannten
Werken vereinigt find, zeigen viel gefundes
Urteil über die neuere italienifche Kunft und
geben manchen pofitiven Beitrag zur Kenntnis
der italienifchen Kunftbeftrebungen im 19. Jahr-
hundert. W. B.
PETERSBURG Im Älter von 53 Jahren
verfchied Baron D. Ginzburg, eine der mar-
kanteren Perfönlichkeiten der jüdifchen Ge-
meinde Petersburgs, der fich als Orientalift einen
bedeutenden Ruf erworben und fpezielle Lehr-
kurfe für Orientaliftik ins Leben gerufen hat.
Seine Schriften find zum Teil von der Kaiferl.
Ärchäologifchen Gefellfchaft publiziert worden.
Unter anderm hat er in Gemeinfchaft mit dem
verftorbenen W. Staffow eine Sammlung orien-
talifcher Ornamente zufammengeftellt, welche
ausfchließlich hebräifchen Manufkripten afrika-
nifcher und fyrifcher Herkunft entnommen find.
P. E.
PRÄG Der mit dem Titel eines a. o. Pro-
feffors bekleidete Privatdozent Dr. Karl Chytil
Direktor des kunftgewerblichen Mufeums der
Prager Handels- und Gewerbekammer, wurde
zum ordentlichen Profeffor der Kunftgefchichte
an der tfchechifchen Univerfität in Prag ernannt.
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die läftige Aufgabe zu, „Hüter“ (fein eigentlicher
Titel war „Keeper“ nicht Direktor) zahlreicher
akademifcher Bilder zu werden. — Über die
Urfachen der Niederlegung feines Poftens feitens
Mr. Claude Phillips verlautet nichts näheres. F.
MÜNCHEN Hm 18. Januar ift im Schwa-
binger Krankenhaufe der 1851 zu Herzogswalde
in Schlefien als Sohn armer Bauersleute ge-
borene Porträtmaler Äloys Erdtelt geftorben.
Äls Handwerker der Malerei beginnend, ftu-
dierte er, da er fich der höheren Kunft zuzu-
wenden begann, zuerft an der Berliner Akade-
mie, fand aber richtungsgebende Einflüffe erft,
als er zwei Jahre fpäter an die Münchener
Kunfthochfchule überfiedelte und Schüler von
Wilhelm von Diez wurde. Bei diefem blieb er
bis 1879, in welchem Jahre er mit feinem „hol-
ländifchen Raucher“ debütierte. Bedeutende
Genreftücke fchuf er noch in den Bildern „Beim
Fiickfchneider“, „Für Gott gefchmückt“, „Sama-
riterdienft“, „Schwierige Änderung“, „Orientalin“
ufw. Das Fach aber, für das er geboren war,
war die Bildnismalerei. Eine Reihe hervor-
ragender Bildniffc find aus feiner Hand hervor-
gegangen; fowohl die Münchener Pinakothek,
wie andere bedeutende Sammlungen bergen
Porträts von ihm. Eine fichere Beherrfchung
der Form zeichnet alle feine Ärbeiten aus, kolo-
riftifch erfcheinter weniger reich, als fein nuanciert.
Technifch find feine Stücke meifterhaft behandelt
und er hat lieber Weniges mit Liebe, als Vieles
ohne Sorgfalt gefchaffen. Seit dem Winter-
femefter 1889-1890 war H. Erdtelt, der 1903
den Profeffortitel erhielt, auch als Lehrer an
der kgl. Kunftgewerbefchule in München tätig.
Der Künftler hat bei feinem Tode feinen künft-
lerifchen Nachlaß in hochherziger Weife der
Stadt München für die fpäter zu errichtende
ftädtifche Galerie vermacht.
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Einen weiteren Verluft hat die Münchener
Kunft durch den Tod des Tiermalers Hubert
von Heyden zu beklagen, der am 20. Januar
in feinem Ätelier vom Schlage getroffen wurde,
v. Heyden wurde am 13. September 1860 in
Berlin als Sohn des bekannten Hiftorienmalers
und Spezialiften für Koftümkunde Ä. v. Heyden
geboren. Er erhielt feine erfte Ausbildung an
der Berliner Akademie, die er von 1877—1884
befuchte, worauf er die Münchener Akademie
bezog, an der er Meifterfchüler Paul Meyer-
heims wurde. Der Maler trat zuerft mit vor-
züglichen Geflügelbildern vor die Öffentlichkeit,
die zwar noch in den Äusdrucksmitteln der alten
holländifchen Tiermaler gehalten waren, aber
doch vollftändig eigene Auffaffung und treues
Studium verrieten. Später hat er fich von
jenem mehr altmeifterlichen Stil einer luftigeren,
lichteren und modernen Malerei zugewendet,
und auf den Ausheilungen der Sezeffion, deren
Mitglied er von feiner Ankunft in München ab
war, hat er manche überrafchend feines und
gutes Stück vorgezeigt. Mit Eifer warf er fich
zuleljt auch auf die graphifchen Künfte, in denen
er gleichfalls mit großem Erfolg das Tierbild
in Radierung und Holzfchnitt pflegte. Die Mün-
chener Pinakothek, die Sezeffionsgalerie, das
Prager Rudolfinum und die Hamburger Kunft-
halle befitjen treffliche Arbeiten von ihm.
M. K. R.
MÜNSTER i. W. Zum Direktor des Weft-
fälifchen Landesmufeums wurde der bisherige
Direktor Adolf Brüning, der inzwifchen die
Leitung des Mufeums in Hannover übernommen
hatte, wiedergewählt.
PÄRMÄ Am 11. Januar ift hier nach langer
Krankheit Prof. Alberto Röndani, Dozent der
Kunftgefchichte an der Akademie, geftorben, im
Alter von 64 Jahren. Von feinen Schriften,
meift literarhiftorifchen Inhaltes, find folgende
Kunfthiftoriker hervorzuheben: Scritti d’arte,
Saggi di critiche d’arte, La filosofia positiva e
la critica d’arte in fünf Bänden. Seine kunft-
kritifchen Auffätje, die in den oben genannten
Werken vereinigt find, zeigen viel gefundes
Urteil über die neuere italienifche Kunft und
geben manchen pofitiven Beitrag zur Kenntnis
der italienifchen Kunftbeftrebungen im 19. Jahr-
hundert. W. B.
PETERSBURG Im Älter von 53 Jahren
verfchied Baron D. Ginzburg, eine der mar-
kanteren Perfönlichkeiten der jüdifchen Ge-
meinde Petersburgs, der fich als Orientalift einen
bedeutenden Ruf erworben und fpezielle Lehr-
kurfe für Orientaliftik ins Leben gerufen hat.
Seine Schriften find zum Teil von der Kaiferl.
Ärchäologifchen Gefellfchaft publiziert worden.
Unter anderm hat er in Gemeinfchaft mit dem
verftorbenen W. Staffow eine Sammlung orien-
talifcher Ornamente zufammengeftellt, welche
ausfchließlich hebräifchen Manufkripten afrika-
nifcher und fyrifcher Herkunft entnommen find.
P. E.
PRÄG Der mit dem Titel eines a. o. Pro-
feffors bekleidete Privatdozent Dr. Karl Chytil
Direktor des kunftgewerblichen Mufeums der
Prager Handels- und Gewerbekammer, wurde
zum ordentlichen Profeffor der Kunftgefchichte
an der tfchechifchen Univerfität in Prag ernannt.
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