Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0136
DOI issue:
3. Heft
DOI article:Literatur
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0136
LITERATUR
Punkte berichtigt und ergänzt. Der kunfthifto-
rifche Teil der Arbeit gibt eine feinfinnige Ana-
lyfe der vorwiegend künftlerifchen Entwicklung
des Meifters, der in mancher Beziehung als Vor-
läufer für die Beftrebungen der modernen Ma-
lerei angefprochen werden darf. Alles in allem,
kann man die Kernfche Arbeit in ihrer Methode
fchlechthin als vorbildlich bezeichnen.
Artur Weefe, der Berner Profeffor derKunft-
gefchichte, hat kürzlich im Verlag von A.Fran cke,
Bern, die erfte Monographie über Ferdinand
Hodler veröffentlicht, eine ungemein geiftreiche
Arbeit, die das künftlerifche Wollen diefes monu-
mentalen Meifters von den erften Quellen des
Entftehens bis zur Vollendung vor Augen führt,
die ihre befonderen Vorzüge nicht zuletzt auch
in der Auswahl der Illuftrationen befifyt, die
durchweg nach Handzeichnungen gewählt find,
um einen ungehemmten Einblick in die eigent-
liche Werkftatt des Meifters zu ermöglichen.
Die Weefefche Monographie dürfte bei der
heutigen Bedeutung, die Hodler auch für Deutfch-
land hat, ungemein intereffieren. Bei der Diver-
genz der Meinungen, die zurzeit auch noch in
feriöfen Kreifen über Hodler herrfcht, erfüllt fie
die Miffion, das fdieinbar Unverftändliche des
Hodlerfchen Schaffens verftändlich zu machen
und die Bedeutung des Künftlerifchen als Pro-
blem zu klären.
Das Doppelheft 5/6 der „Rivifta d’Arte“ bringt
einen ausgezeichneten Nekrolog über Cornelius
von Fabriczy und, was noch wichtiger ift,
eine ausführliche Bibliographie feiner Arbeiten.
Im Verlag von Karl W. Hierfemann ift fo-
eben unter dem Titel „Holländifche Möbel
im Niederländifchen Mufeum zu Amfter-
dam“ von Wilhelm Vogelsang ein umfang-
reiches Werk erfchienen, das die Entwicklung
der niederländifchen Möbelkunft zum erftenmal
in einer zufammenfaffenden Bearbeitung darftellt.
Der Preis beträgt in eleganter Leinwandmappe
M. 100.—. Dem illuftrierten Text von 56 Seiten
Folio fchließen fich 64 Lichtdrucktafeln an.
Im gleichen Verlage erfchien ebenfalls: Hans
Burgk mair des Jüngeren Turnierbuch
von 1529“. 16 Blätter in Handkolorit mit er-
läuterndem Text herausgegeben von Dr. Hein-
rich Pallmann. Preis in elegantem Leinwand-
band M. 200.—. Die Gefchichte diefes Turnier-
buches darf als bekannt vorausgefetjt werden.
Die Fakfimile-Reproduktion bedeutete technifch
eine der fchwierigften Aufgaben, die vollkommen
gelöft ift.
Von Wilhelm Bodes „Vorderafiatifche Knüpf-
teppiche“ (Monographien des Kunftgewerbes
Bd. I) erfchien foeben unter dem Titel „Anciens
T a p i s d’ O r i e n t“ im Verlag von Hortala & Gittler,
Paris, eine erweiterte franzöfifche Ausgabe.
Berthold Haendkes „Kunftanaly fen aus
neunzehn Jahrhunderten“. Ein Handbuch
für die Betrachtung von Kunftwerken, ift foeben
in zweiter verbefferter Auflage im Verlag von
George Weftermann herausgekommen.
In den Pommerfchen Jahrbüchern hat kürzlich
Max Semrau einen inftruktiven, auf eigenen
Forfchungen beruhenden Vortrag unter dem
Titel „Zum Gedächtnis Philipp Otto
Runges“ veröffentlicht, der der Kunft diefes
Meifters an feinem 100jährigen Todestag, 2. De-
zember 1910, gedachte.
Gutenbergs 42 zeilige Bibel ift gleichzeitig
zweimal das Opfer verlegerifcher Spekulation
und bibliophiler Manie geworden. Nachdem
feinerzeit der Parifer Verleger und Antiquar
Hubert Weiter mit der Ankündigung feiner
Publikation an die Öffentlichkeit getreten war,
kündigte kurz darauf auch der Leipziger Infel-
Verlag eine ziemlich ähnliche Publikation an,
deren hauptfächlichfter Unterfchied wohl der
höhere Preis fein dürfte. Denn während bei
dem Parifer Verleger der Subfkriptionspreis des
gewöhnlichen Exemplares nur M. 600.—, der
der wenigen Vorzugsexemplare M. 1200.— be-
trägt, eröffnet der Infel-Verlag foeben eine Sub-
fkription zum Preife von M.700.— bzw.M.850.—
pro Exemplar, für die Luxusausgabe zum Preife
von M. 3000.— Durch diefe Gegenüberftellung
zweier Konkurrenzunternehmungen bekommt
der Fall fymptomatifche Bedeutung und Intereffe
für weitere Kreife.
RUSSISCHE LITERÄTUR
MOSKAU Der ruffifche Büchermarkt hat in
letzter Zeit folgende beachtenswerte kunftwiffen-
fchaftliche Publikationen zu Tage gebracht.
Prof. Alexander Iw. Uffpenski, Leiter des
Moskauer Ärcheologifchen Inftituts, hat ein um-
fangreiches „Lexikon der am Moskauer
Zarenhofe im 17.Jahrh. wirkenden Ikonen-
und fonftiger Maler“ veröffentlicht. Der
ftarke, illuftrierte Folioband bafiert auf zum Teil
noch unbearbeitetem archivalen Material und ift
daher, tro^ allzu vieler Flüchtigkeiten und wenig
gründlicher Behandlung, von bedeutendem kunft-
wiffenfchaftlichem Wert für die Gefchichte der ruf-
fifchen Kunft während jenes Zeitalters. Für den
Wefteuropäer dürften unter anderem die Daten
112
Punkte berichtigt und ergänzt. Der kunfthifto-
rifche Teil der Arbeit gibt eine feinfinnige Ana-
lyfe der vorwiegend künftlerifchen Entwicklung
des Meifters, der in mancher Beziehung als Vor-
läufer für die Beftrebungen der modernen Ma-
lerei angefprochen werden darf. Alles in allem,
kann man die Kernfche Arbeit in ihrer Methode
fchlechthin als vorbildlich bezeichnen.
Artur Weefe, der Berner Profeffor derKunft-
gefchichte, hat kürzlich im Verlag von A.Fran cke,
Bern, die erfte Monographie über Ferdinand
Hodler veröffentlicht, eine ungemein geiftreiche
Arbeit, die das künftlerifche Wollen diefes monu-
mentalen Meifters von den erften Quellen des
Entftehens bis zur Vollendung vor Augen führt,
die ihre befonderen Vorzüge nicht zuletzt auch
in der Auswahl der Illuftrationen befifyt, die
durchweg nach Handzeichnungen gewählt find,
um einen ungehemmten Einblick in die eigent-
liche Werkftatt des Meifters zu ermöglichen.
Die Weefefche Monographie dürfte bei der
heutigen Bedeutung, die Hodler auch für Deutfch-
land hat, ungemein intereffieren. Bei der Diver-
genz der Meinungen, die zurzeit auch noch in
feriöfen Kreifen über Hodler herrfcht, erfüllt fie
die Miffion, das fdieinbar Unverftändliche des
Hodlerfchen Schaffens verftändlich zu machen
und die Bedeutung des Künftlerifchen als Pro-
blem zu klären.
Das Doppelheft 5/6 der „Rivifta d’Arte“ bringt
einen ausgezeichneten Nekrolog über Cornelius
von Fabriczy und, was noch wichtiger ift,
eine ausführliche Bibliographie feiner Arbeiten.
Im Verlag von Karl W. Hierfemann ift fo-
eben unter dem Titel „Holländifche Möbel
im Niederländifchen Mufeum zu Amfter-
dam“ von Wilhelm Vogelsang ein umfang-
reiches Werk erfchienen, das die Entwicklung
der niederländifchen Möbelkunft zum erftenmal
in einer zufammenfaffenden Bearbeitung darftellt.
Der Preis beträgt in eleganter Leinwandmappe
M. 100.—. Dem illuftrierten Text von 56 Seiten
Folio fchließen fich 64 Lichtdrucktafeln an.
Im gleichen Verlage erfchien ebenfalls: Hans
Burgk mair des Jüngeren Turnierbuch
von 1529“. 16 Blätter in Handkolorit mit er-
läuterndem Text herausgegeben von Dr. Hein-
rich Pallmann. Preis in elegantem Leinwand-
band M. 200.—. Die Gefchichte diefes Turnier-
buches darf als bekannt vorausgefetjt werden.
Die Fakfimile-Reproduktion bedeutete technifch
eine der fchwierigften Aufgaben, die vollkommen
gelöft ift.
Von Wilhelm Bodes „Vorderafiatifche Knüpf-
teppiche“ (Monographien des Kunftgewerbes
Bd. I) erfchien foeben unter dem Titel „Anciens
T a p i s d’ O r i e n t“ im Verlag von Hortala & Gittler,
Paris, eine erweiterte franzöfifche Ausgabe.
Berthold Haendkes „Kunftanaly fen aus
neunzehn Jahrhunderten“. Ein Handbuch
für die Betrachtung von Kunftwerken, ift foeben
in zweiter verbefferter Auflage im Verlag von
George Weftermann herausgekommen.
In den Pommerfchen Jahrbüchern hat kürzlich
Max Semrau einen inftruktiven, auf eigenen
Forfchungen beruhenden Vortrag unter dem
Titel „Zum Gedächtnis Philipp Otto
Runges“ veröffentlicht, der der Kunft diefes
Meifters an feinem 100jährigen Todestag, 2. De-
zember 1910, gedachte.
Gutenbergs 42 zeilige Bibel ift gleichzeitig
zweimal das Opfer verlegerifcher Spekulation
und bibliophiler Manie geworden. Nachdem
feinerzeit der Parifer Verleger und Antiquar
Hubert Weiter mit der Ankündigung feiner
Publikation an die Öffentlichkeit getreten war,
kündigte kurz darauf auch der Leipziger Infel-
Verlag eine ziemlich ähnliche Publikation an,
deren hauptfächlichfter Unterfchied wohl der
höhere Preis fein dürfte. Denn während bei
dem Parifer Verleger der Subfkriptionspreis des
gewöhnlichen Exemplares nur M. 600.—, der
der wenigen Vorzugsexemplare M. 1200.— be-
trägt, eröffnet der Infel-Verlag foeben eine Sub-
fkription zum Preife von M.700.— bzw.M.850.—
pro Exemplar, für die Luxusausgabe zum Preife
von M. 3000.— Durch diefe Gegenüberftellung
zweier Konkurrenzunternehmungen bekommt
der Fall fymptomatifche Bedeutung und Intereffe
für weitere Kreife.
RUSSISCHE LITERÄTUR
MOSKAU Der ruffifche Büchermarkt hat in
letzter Zeit folgende beachtenswerte kunftwiffen-
fchaftliche Publikationen zu Tage gebracht.
Prof. Alexander Iw. Uffpenski, Leiter des
Moskauer Ärcheologifchen Inftituts, hat ein um-
fangreiches „Lexikon der am Moskauer
Zarenhofe im 17.Jahrh. wirkenden Ikonen-
und fonftiger Maler“ veröffentlicht. Der
ftarke, illuftrierte Folioband bafiert auf zum Teil
noch unbearbeitetem archivalen Material und ift
daher, tro^ allzu vieler Flüchtigkeiten und wenig
gründlicher Behandlung, von bedeutendem kunft-
wiffenfchaftlichem Wert für die Gefchichte der ruf-
fifchen Kunft während jenes Zeitalters. Für den
Wefteuropäer dürften unter anderem die Daten
112