Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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3. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
bungen zur Förderung des Intereffes an Kunft
und Literatur ein dauerndes Denkmal gefegt.
Sein je§t verftorbener Sohn betätigte fich von
jeher eifrig als Kunftfammler, aber ftets mit dem
Hinblick darauf, daß feine Sammlungen einft dem
ungarifchen Nationalmufeum zugute kommen
füllten, dem er fie zur Hauptfache fchon vor
vielen Jahren überwiefen hat. Äber auch in
privaten Kreifen wirkte er fördernd und an-
regend und hat dadurch feiner Vaterftadt manche
Kunftfchä^e zugeführt.
Die von ihm hinterlaffene Kupferftich-Samm-
lung bietet eine kurze Überficht über die Ent-
wicklung der graphifchen Kunft durch vier Jahr-
hunderte in fchönen und gewählten Blättern. Äls
kleine Spezialfammlungen feien davon genannt:
die Schule Rembrandts, befonders deren Haupt-
meifter Ferd. Bol, Jan Lievens, van Vliet und
die fchönen Arbeiten Ädrian van Oftades, von
denen eine vollftändige Sammlung vorhanden
ift; einige koftbare Schongauers, Dürers und Rem-
brandts, darunter Schongauers große „Kreuz-
tragung“, und Rembrandts „Chriftus predigend“
in ungewöhnlich fchönen Exemplaren feien be-
fonders hervorgehoben. Äber auch deutfche
Kleinmeifter, englifche und franzöfifche Blätter
des 18. Jahrhunderts, die franzöfifchen Stecher
des 17. Jahrhunderts find ausgezeichnet vertreten.
ÄlsSonderabteilungen bietet derKatalog: Städte-
anfichten, dieKupferftich-Handbücher ausElifchers
Bibliothek, eine Abteilung hiftorifcher Porträts,
darunter eine große Sammlung Porträts hollän-
difcher Admirale und einige koftbare Inkunabeln
der Lithographien Floys Senefelders.
Die Auktion findet vom 9. bis 11. März ftatt.
Der Katalog, der mit 4 Tafeln und vielen Text-
Illuftrationen verfehen ift, wird von C. G. Boerner
zum Preife von M. 1 verfandt. —
LONDON Meffrs. Sotheby geben bekannt,
daß ihnen die große und hochberühmte Huth-
bibliothek, die bedeutendfte Privatbibliothek
Englands von der des Duke of Devonfhire ab-
gefehen, zum Verkauf en bloc, refp. zur öffent-
lichen Verweigerung in Partien anvertraut wor-
den fei. Sollte ein en bloc-Verkauf nicht zuftande
kommen, fo dürfte mit der Verweigerung einer
der wertvollften Bibliotheken die je ein einzelner
Sammler zufammengebracht hat, noch in diefer
Saifon begonnen werden. Die nicht unerwartet
kommende Ankündigung wird von politifchen
Gegnern der jetzigen Regierung und deren Steuer-
politik dazu benütjt Alarm zu fchlagen gegen
die wachfende Befteuerung und vor allem die
wachfende Erbfchaftsfteuer, die, wie die „Times“
fchon vor einiger Zeit meinten, Huths Erben
zum Verkauf der Bibliothek zwingen würden.
L. HÄLBOU, Le plaisir malin
Kat.-Nr. 492 der Verweigerung von Kupferftichen, Holz-
fchnitten ufw. des 16.—19. Jahrhunderts bei Max Perl in
Berlin am 16.—18. Februar 1911.
Ehe die Bibliothek verkauft oder verfteigert
wird, haben die Behörden des Britifchen
Mufeums das Recht für fich eine Auswahl von
50 Stück aus den Beftänden der Bibliothek zu
treffen. Diefe Werke follen dem Mufeum als
Erbe zufallen unter dem Namen „Huth Bequeft“.
Kein Werk, das bereits im Mufeum fich vor-
findet, foll ausgewählt werden, es fei denn, man
fände ein befferes Exemplar als das im Mufeum
befindliche und wünfehte es zu erwerben. In
diefem Falle foll das minderwertige für das
beffere ausgetaufcht werden und jeder folche
Taufch foll als Erwerb eines der 50 auszuwählen-
den Stücke gelten. — Henry Huth, der Begründer
der Bibliothek und Vater des im vergangenen
Oktober geftorbenen Mr. Ä. H. Huth, ftammte
von deutfehen Eltern und war ein großer
Sprachenkenner und -liebhaber. Er hatte es
fich zur Regel gemacht, Bücher nur in folchen
Sprachen zu kaufen, die er felber beherrfchte.
Die HauptfchäWe feiner Bibliothek find Bücher
in lateinifcher, englifcher, deutfeher, franzöfifcher,
italienifcher und fpanifcher Sprache. Huth reifte
viel und fammelte mit Eifer und Umficht. So
brachte er vielerlei Seltenheiten um verhältnis-
mäßig geringe Summen zufammen. Die be-
deutendften Stücke feiner Sammlung ftammen
jedoch aus bekannten Bibliotheken und wurden
von ihm fchon verhältnismäßig teuer bezahlt.
Alles in allem dürfte Huth faft £ 120 000 an
feine Bibliothek gewandt haben. Ihr heutiger
Verkaufswert wird von Kennern auf £ 250 000
gefchäljt. Seiner Sammlung gehören 6 Block-
119
bungen zur Förderung des Intereffes an Kunft
und Literatur ein dauerndes Denkmal gefegt.
Sein je§t verftorbener Sohn betätigte fich von
jeher eifrig als Kunftfammler, aber ftets mit dem
Hinblick darauf, daß feine Sammlungen einft dem
ungarifchen Nationalmufeum zugute kommen
füllten, dem er fie zur Hauptfache fchon vor
vielen Jahren überwiefen hat. Äber auch in
privaten Kreifen wirkte er fördernd und an-
regend und hat dadurch feiner Vaterftadt manche
Kunftfchä^e zugeführt.
Die von ihm hinterlaffene Kupferftich-Samm-
lung bietet eine kurze Überficht über die Ent-
wicklung der graphifchen Kunft durch vier Jahr-
hunderte in fchönen und gewählten Blättern. Äls
kleine Spezialfammlungen feien davon genannt:
die Schule Rembrandts, befonders deren Haupt-
meifter Ferd. Bol, Jan Lievens, van Vliet und
die fchönen Arbeiten Ädrian van Oftades, von
denen eine vollftändige Sammlung vorhanden
ift; einige koftbare Schongauers, Dürers und Rem-
brandts, darunter Schongauers große „Kreuz-
tragung“, und Rembrandts „Chriftus predigend“
in ungewöhnlich fchönen Exemplaren feien be-
fonders hervorgehoben. Äber auch deutfche
Kleinmeifter, englifche und franzöfifche Blätter
des 18. Jahrhunderts, die franzöfifchen Stecher
des 17. Jahrhunderts find ausgezeichnet vertreten.
ÄlsSonderabteilungen bietet derKatalog: Städte-
anfichten, dieKupferftich-Handbücher ausElifchers
Bibliothek, eine Abteilung hiftorifcher Porträts,
darunter eine große Sammlung Porträts hollän-
difcher Admirale und einige koftbare Inkunabeln
der Lithographien Floys Senefelders.
Die Auktion findet vom 9. bis 11. März ftatt.
Der Katalog, der mit 4 Tafeln und vielen Text-
Illuftrationen verfehen ift, wird von C. G. Boerner
zum Preife von M. 1 verfandt. —
LONDON Meffrs. Sotheby geben bekannt,
daß ihnen die große und hochberühmte Huth-
bibliothek, die bedeutendfte Privatbibliothek
Englands von der des Duke of Devonfhire ab-
gefehen, zum Verkauf en bloc, refp. zur öffent-
lichen Verweigerung in Partien anvertraut wor-
den fei. Sollte ein en bloc-Verkauf nicht zuftande
kommen, fo dürfte mit der Verweigerung einer
der wertvollften Bibliotheken die je ein einzelner
Sammler zufammengebracht hat, noch in diefer
Saifon begonnen werden. Die nicht unerwartet
kommende Ankündigung wird von politifchen
Gegnern der jetzigen Regierung und deren Steuer-
politik dazu benütjt Alarm zu fchlagen gegen
die wachfende Befteuerung und vor allem die
wachfende Erbfchaftsfteuer, die, wie die „Times“
fchon vor einiger Zeit meinten, Huths Erben
zum Verkauf der Bibliothek zwingen würden.
L. HÄLBOU, Le plaisir malin
Kat.-Nr. 492 der Verweigerung von Kupferftichen, Holz-
fchnitten ufw. des 16.—19. Jahrhunderts bei Max Perl in
Berlin am 16.—18. Februar 1911.
Ehe die Bibliothek verkauft oder verfteigert
wird, haben die Behörden des Britifchen
Mufeums das Recht für fich eine Auswahl von
50 Stück aus den Beftänden der Bibliothek zu
treffen. Diefe Werke follen dem Mufeum als
Erbe zufallen unter dem Namen „Huth Bequeft“.
Kein Werk, das bereits im Mufeum fich vor-
findet, foll ausgewählt werden, es fei denn, man
fände ein befferes Exemplar als das im Mufeum
befindliche und wünfehte es zu erwerben. In
diefem Falle foll das minderwertige für das
beffere ausgetaufcht werden und jeder folche
Taufch foll als Erwerb eines der 50 auszuwählen-
den Stücke gelten. — Henry Huth, der Begründer
der Bibliothek und Vater des im vergangenen
Oktober geftorbenen Mr. Ä. H. Huth, ftammte
von deutfehen Eltern und war ein großer
Sprachenkenner und -liebhaber. Er hatte es
fich zur Regel gemacht, Bücher nur in folchen
Sprachen zu kaufen, die er felber beherrfchte.
Die HauptfchäWe feiner Bibliothek find Bücher
in lateinifcher, englifcher, deutfeher, franzöfifcher,
italienifcher und fpanifcher Sprache. Huth reifte
viel und fammelte mit Eifer und Umficht. So
brachte er vielerlei Seltenheiten um verhältnis-
mäßig geringe Summen zufammen. Die be-
deutendften Stücke feiner Sammlung ftammen
jedoch aus bekannten Bibliotheken und wurden
von ihm fchon verhältnismäßig teuer bezahlt.
Alles in allem dürfte Huth faft £ 120 000 an
feine Bibliothek gewandt haben. Ihr heutiger
Verkaufswert wird von Kennern auf £ 250 000
gefchäljt. Seiner Sammlung gehören 6 Block-
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