Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0153
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4. Heft
DOI article:Braun, Edmund Wilhelm: Die Sammlung von Porträtminiaturen des Herrn Dr. Ludwig von Flesch-Festau in Wien
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PORTRÄTM1NIATUREN-S AMMLUNG VON LUDWIG VON FLESCH-FESTAU
Äbb. 15
ein Suchy, vier Robert Theer, ein Adolf Theer, drei Weixelbaum und zahlreiche
kleinere, [ebenere Meifter wie Decker, Mafchek, von Karmanski, Ferencz, Horrak,
Teltfcher, Pöhacker, Prinzhofer, Phillippot u. a. — wähle ich für die Reproduktion nur
drei befonders hübfche und bezeichnende Frauenporträts heraus, die den ganzen
Charme des Wiener Vormärzes widerfpiegeln, zunächft eine Fürftin Leopoldine Liech-
tenftein (Abb. 8, 7,4X6 cm), geborenen Prinzeffin Efterhazy (1788—1846) von Emmanuel
Peter, einem Öfterreich-Schlefier, aus Jägerndorf (1799—1873), der mit 19 Jahren an
die Wiener Akademie kam und neben eigenen Miniaturen nach der Natur auch folche
des Daffinger kopierte, deren Reproduktionen die damaligen Beßrer zu Gefchenk-
zwecken oft veranlaßten, fo auch nach der Infchrift „E. Peter c(opiert) n. Daff.“ das
vorliegende. Die junge, hübfche Fürftin trägt ein weinrotes, dekolletiertes Kleid, um
den Hals eine Perlenkette und über den blonden, zu beiden Seiten zierlich zu Löck-
chen frifierten Haaren einen duftigen, weißen Florhut mit hellrofa Rofen, der unter
dem Kinn mit einer großen Mafche gebunden ift. Die Miniatur ift, nach dem Lebens-
alter der Dargeftellten und dem Koftüm zu fchließen, um 1825—1830 entftanden.
Ein typifches frifches Wiener Gefichtchen hat die Dame auf der 1830 datierten
zweiten Miniatur Peters, diesmal ein Original (Abb. 9, 8,2X6,5 cm). Die junge Dame
trägt ein blaues Kleid mit reichem, weißem Spitzenkragen, goldener Halskette und
goldener Mafche an der Bruft fowie Ohrringen. In der kunftvoll aufgebauten Locken-
frifur fteckt ein hoher Kamm.
Gleichfalls aus dem kleinen Kronlande Öfterreich-Schlefien, aus Johannisberg, der
Sommerrefidenz der Breslauer Fürfterzbifchöfe, ftammten die Brüder Theer, Adolf,
Albert und Robert, von denen Robert (1808 —1863) der bedeutendfte war. Das
fchmachtende, zarte Köpfchen (Abb. 10, 5,2X4,2 cm) der dunkelhaarigen Schönen ift
von ihm mit aller Sorgfalt durchgearbeitet, während er das dekolletierte, weiße Kleid
nur leicht fkizziert hat. Meifterhaft ift auch die liebevolle Ausführung des zarten,
duftigen Spi^enfchleiers und der Rofe im Haar, der feuchte Glanz der blauen Augen
gemalt.
Neben diefen von felbftbewußten und vielgefuchten Spezialiften und Künftlern aus-
geführten Porträts mutet die überaus forgfältig und ehrlich bis in alle Details des Bei-
werks durchgeführte Halbfigur einer üppigen, jungen Dame (Abb. 11, 10,4X8,7 cm)
in füdlicher Landfchaft etwas handwerksmäßig an. Es ift die richtige, tüchtige, wackere
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ein Suchy, vier Robert Theer, ein Adolf Theer, drei Weixelbaum und zahlreiche
kleinere, [ebenere Meifter wie Decker, Mafchek, von Karmanski, Ferencz, Horrak,
Teltfcher, Pöhacker, Prinzhofer, Phillippot u. a. — wähle ich für die Reproduktion nur
drei befonders hübfche und bezeichnende Frauenporträts heraus, die den ganzen
Charme des Wiener Vormärzes widerfpiegeln, zunächft eine Fürftin Leopoldine Liech-
tenftein (Abb. 8, 7,4X6 cm), geborenen Prinzeffin Efterhazy (1788—1846) von Emmanuel
Peter, einem Öfterreich-Schlefier, aus Jägerndorf (1799—1873), der mit 19 Jahren an
die Wiener Akademie kam und neben eigenen Miniaturen nach der Natur auch folche
des Daffinger kopierte, deren Reproduktionen die damaligen Beßrer zu Gefchenk-
zwecken oft veranlaßten, fo auch nach der Infchrift „E. Peter c(opiert) n. Daff.“ das
vorliegende. Die junge, hübfche Fürftin trägt ein weinrotes, dekolletiertes Kleid, um
den Hals eine Perlenkette und über den blonden, zu beiden Seiten zierlich zu Löck-
chen frifierten Haaren einen duftigen, weißen Florhut mit hellrofa Rofen, der unter
dem Kinn mit einer großen Mafche gebunden ift. Die Miniatur ift, nach dem Lebens-
alter der Dargeftellten und dem Koftüm zu fchließen, um 1825—1830 entftanden.
Ein typifches frifches Wiener Gefichtchen hat die Dame auf der 1830 datierten
zweiten Miniatur Peters, diesmal ein Original (Abb. 9, 8,2X6,5 cm). Die junge Dame
trägt ein blaues Kleid mit reichem, weißem Spitzenkragen, goldener Halskette und
goldener Mafche an der Bruft fowie Ohrringen. In der kunftvoll aufgebauten Locken-
frifur fteckt ein hoher Kamm.
Gleichfalls aus dem kleinen Kronlande Öfterreich-Schlefien, aus Johannisberg, der
Sommerrefidenz der Breslauer Fürfterzbifchöfe, ftammten die Brüder Theer, Adolf,
Albert und Robert, von denen Robert (1808 —1863) der bedeutendfte war. Das
fchmachtende, zarte Köpfchen (Abb. 10, 5,2X4,2 cm) der dunkelhaarigen Schönen ift
von ihm mit aller Sorgfalt durchgearbeitet, während er das dekolletierte, weiße Kleid
nur leicht fkizziert hat. Meifterhaft ift auch die liebevolle Ausführung des zarten,
duftigen Spi^enfchleiers und der Rofe im Haar, der feuchte Glanz der blauen Augen
gemalt.
Neben diefen von felbftbewußten und vielgefuchten Spezialiften und Künftlern aus-
geführten Porträts mutet die überaus forgfältig und ehrlich bis in alle Details des Bei-
werks durchgeführte Halbfigur einer üppigen, jungen Dame (Abb. 11, 10,4X8,7 cm)
in füdlicher Landfchaft etwas handwerksmäßig an. Es ift die richtige, tüchtige, wackere
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