Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0192
DOI issue:
5. Heft
DOI article:Korb, Paul: Corot, Delacroix und Courbet: Zur Ausstellung in der Galerie Miethke in Wien
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0192
COROT, DELACROIX UND COURBET IN DER AUSSTELLUNG DER GALERIE MIETHKE
DELACROIX, Tiger eine Frau zerreißend
hinaus rechtfertigt. Der Farbkörper wurde durch Rentoilage glatt gepreßt, tro^dem ift
noch im Fleifch der rechten Hand und im Ziegenfell jener flockige Strich zu erkennen,
der Leibis Handfchrift war. Ein anderes Bild „Halali“ dokumentiert nicht fo fehr
Courbets Verbindung mit Leibi, als vielmehr feinen Einfluß auf den jungen Trüb-
ner. der angefchnittene Rehbock zeigt die malerifche Anfchauung der Trübnerfchen
„Wildftilleben“ vom Anfang der 70 er Jahre, ebenfo verraten die beiden Jagdhunde eine
künftlerifche Familienähnlichkeit mit den Trübnerfchen Doggen aus derfelben Zeit.
Den Eindruck Courbetfcher Wefensart ergänzen neben einem rembrandtifierenden
Mädchenbildnis aus dem Befiße der Modernen Galerie in Wien, gezeichnet „G. Cour-
bet Fribourg 72“ — ein blaffes Mädchen vor einer Laubwand, auf fein zur Hälfte
ftark beleuchtetes Antlitj fallen von den Blättern grüne Reflexe, der breite, braune Hut
trägt als ftärkfte Farbe des Bildes ein vom grüngelb ins rofa fpielendes Band — zwei
Landfchaften: eine große, mehr dekorative Waldlandfchaft aus dem Jura und ein kleines,
intimeres Felfenmotiv.
Von Corot und Delacroix auch nur ein annähernd erfchöpfendes Bild ihrer Er-
fcheinung und Bedeutung in der Ausfüllung zu finden, wird niemand erwarten. Be-
denkt man, daß Corot 5—6000 Bilder hinterlaffen und Robaut in feinem Katalog die
Zahl aller Arbeiten von Delacroix auf mehr als 9000 einfchäht, erwägt man ferner,
daß die Hauptwerke der Meifter in Mufeen feftgelegt und die Sammler immer feltener
bereit find, ihren Befitj auszuleihen, dann wird man die Darbietung der Galerie Miethke
DELACROIX, Tiger eine Frau zerreißend
hinaus rechtfertigt. Der Farbkörper wurde durch Rentoilage glatt gepreßt, tro^dem ift
noch im Fleifch der rechten Hand und im Ziegenfell jener flockige Strich zu erkennen,
der Leibis Handfchrift war. Ein anderes Bild „Halali“ dokumentiert nicht fo fehr
Courbets Verbindung mit Leibi, als vielmehr feinen Einfluß auf den jungen Trüb-
ner. der angefchnittene Rehbock zeigt die malerifche Anfchauung der Trübnerfchen
„Wildftilleben“ vom Anfang der 70 er Jahre, ebenfo verraten die beiden Jagdhunde eine
künftlerifche Familienähnlichkeit mit den Trübnerfchen Doggen aus derfelben Zeit.
Den Eindruck Courbetfcher Wefensart ergänzen neben einem rembrandtifierenden
Mädchenbildnis aus dem Befiße der Modernen Galerie in Wien, gezeichnet „G. Cour-
bet Fribourg 72“ — ein blaffes Mädchen vor einer Laubwand, auf fein zur Hälfte
ftark beleuchtetes Antlitj fallen von den Blättern grüne Reflexe, der breite, braune Hut
trägt als ftärkfte Farbe des Bildes ein vom grüngelb ins rofa fpielendes Band — zwei
Landfchaften: eine große, mehr dekorative Waldlandfchaft aus dem Jura und ein kleines,
intimeres Felfenmotiv.
Von Corot und Delacroix auch nur ein annähernd erfchöpfendes Bild ihrer Er-
fcheinung und Bedeutung in der Ausfüllung zu finden, wird niemand erwarten. Be-
denkt man, daß Corot 5—6000 Bilder hinterlaffen und Robaut in feinem Katalog die
Zahl aller Arbeiten von Delacroix auf mehr als 9000 einfchäht, erwägt man ferner,
daß die Hauptwerke der Meifter in Mufeen feftgelegt und die Sammler immer feltener
bereit find, ihren Befitj auszuleihen, dann wird man die Darbietung der Galerie Miethke