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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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8. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0337

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AUSSTELLUNGEN

den Baslern find Meyer-Bafel, Mangold und
Voellmy mit charakteriftifchen Landfchaften zu
fehen. Sehr frifch ift der in München lebende Fritj
O ß w a 1 d mit zwei fehr perfönlichen Landfchaften
von großen farbigen Reizen; auch Thomann,
Marxner, H. B. Wieland können rühmend
genannt werden. Wenig Gutes läßt fich von
den ausgeftellten graphifchen Arbeiten berichten.
Alte Namen und alte Werke, nichts Neues und
Erfrifchendes. Thoma.Schinnerer, H. v. Volk-
mann, Hildenbrand, Orlik find mit mehr
oder minder guten Werken in bunter und wirrer
Reihe zu fehen. Von plaftifchen Arbeiten feffeln
nur verfchiedene Terrakotten des Karlsruher
Gerftel und gute Arbeiten Lederers. Pop-
pelmann, Kraus, Binz und die andern füllen
den Raum im Veftibüle. W. F. St.

BÄSEL Die Märzausftellung der KUNST-
HALLE brachte eine Reihe ausgezeichneter Bild—
niffe und Porträtftudien Wilhelm Balmers, von
dem auch intereffante Vorarbeiten zum großen
Landsgemeindebild da waren, das Balmer mit
Welti für den Ständeratsfaal in Bern auszuführen
hat. Mit einer umfangreichen Kollektion war
auch Hans BeatWieland vertreten. Man fah
hier feine lufterfüllten Schneelandfchaften, Hoch-
gebirgsbilder, in denen die Menfchen fo recht
mit dem Ambiente verwachfen. Audi als Äqua-
rellift war Wieland da, der fich immer wieder
als Könner ausweift, wenn feine ftarke Pro-
duktivität auch nicht ganz der Gefahr des Ma-
nierierten entgeht. — Als Graphiker feien aus
diefer Ausftellung Arthur Riedel genannt, der
von Thoma und Boehle vorläufig noch zu viel
gelernt hat und Burkhard Mangold (Bafel), deffen
Plakatkollektion einen Künftler mit geiftvollen
Einfällen und mit feinftem Organ für das farbig
und zeichnerifch Ängemeffene vorftellt. — Die
Aprilausftellung beftreitet einmal die Societe fuiffe
d’Aquarelliftes mtt beachtenswerten Arbeiten der
Welfdien Bouvier, Crasnier, Chatelain, Sabou,
denen fich Th. Preiswerk, Wieland und andere
Deutfchfchweizer anfchließen. Befonders Origi-
nelles bietet die Sammlung nicht. Als ein Könner
echter Münchner Schulung intereffiert Alfred
Marxer, dann auch W. von Rucktefchell mit fei-
nen frifch und farbenfroh hingemalten Ölbildern.
Daneben feien noch die Arbeiten des Zürchers
Kündig, von A. Knipping, Hannover, und von
L. Zorn aus Freiburg i. Breisgau genannt. Kunft-
gewerbe in gutem Münchner Gefchmack bringt
Clara Trueb. J. C.

BERLIN SCHULTE zeigt in einer umfang-
reichen Kollektion den Entwicklungsgang Hein-
rich von Zügels. Es ift diefelbe Kollektion,

die in der Winterausftellung der Münchener
Sezeffion gezeigt wurde (f. Cicerone Heft 3). Der
durch feine Soldatenbilder aus den Befreiungs-
kriegen populär gewordene Robert von Haug
in Stuttgart ift durch eine Anzahl größerer Ar-
beiten vertreten, die wohl einige malerifche Vor-
züge aufweifen — gelegentlich gelingt es Haug
die graue Kühle des erften Morgenlichtes ganz
fein wiederzugeben — im ganzen aber doch in
das Gebiet mittelmäßiger Genremalerei einzu-
reihen find. Recht hübfch ift eine weite Vor-
alpenlandfchaft Adolf Hengelers, der in der an
Stadler erinnernden großzügigen Auffaffung der
Landfchaft weitaus mehr zu geben vermag, wie in
den philiftrös-komifchen Figurenkompofitionen.
Den Befuch der diesmaligen Ausftellung lohnt
aber ein Bild ganz allein: ein früher Lieber-
mann, der zwölfjährige Chriftus im Tempel.
An klarer, natürlicher Charakteriperung der Schrift-
gelehrten wie des allerliebften echt kindlichen
und doch geiftig überlegen erfcheinenden Knaben
ift es ein ebenfolches Meifterwerk wie an Kraft
und Reichtum der Malerei. Dies Bild möchte man
gern im Befiß einer öffentlichen Sammlung
fehen. — Bei CASS1RER findet fich wieder ein-
mal, wie fchon fo oft, eine jener kleinen fran-
zöfifchen Kollektionen, für die man den Ver-
anstaltern immer aufs neue dankbar ift. Da ift
ein eminenter Piffarro, der Louvre im Schnee,
von unvergleichlicher Feinheit in dem Grau der
Luftftimmung und ein Blick auf den Platj am
Theätre fran^ais, von einem Reichtum an Le-
ben und Bewegung, der fchlechterdings unüber-
trefflich ift. Monet vermag nur mit ein paar
Arbeiten, fo einer der fchönen, mehrfach ge-
malten Waterloo-Brücken in gleicher Stärke zu
intereffiren; ganz prächtig ift dagegen ein kleiner
Sisley „Marly“. Wenn man von den Fran-
zofen kommt und vorn zwei ganz befonders
mißlungene Thomas, einen fteifen, luft- und
lichtlofen „Sommermorgen“ und eine geradezu
komifche, hölzerne „Villa Borghefe“ fieht, wird es
einem ganz angft und bange um die deutfche
Kunft mit dem guten Herzen und dem innigen
Gemüt. Aber man fteht vor einem argen Di-
lemma, wenn man fich angefichts der übrigen
Künftler, die hier ausgeftellt haben, nun die
daraus folgernde Frage vorlegt: was kommt
heraus, wenn der Deutfche forgfam auf fran-
zöfifchen Wegen wandelt? Die Antwort klingt
ebenfowenig beglückend. Man betrachte Walter
Bondy, der eine ganze Reihe von Bildern vor-
führt und von früher her als eine gewiß fym-
pathifche Perfönlichkeit in Erinnerung fteht. Audi
heute freut man fich feines feinen Farbgefühles
(äußerft reizvoll ift ein kleines Tomatenftilleben),
feines Vermögens, hell und ftark plaftifch, wirk-

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