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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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10. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Schauftück 1619 von Samuel Ämmon a. d. Frieden
mit Rußland. — Nr. 1334: 5 Dukaten 1645 von
Chriftiane von Schweden. — Nr. 1604: Unedierter
Doppeldukat 1717 von Franz Ärnold von Metter-
nich. — Nr. 1628: Äußerft feltener Taler 1525
von Walter von Plettenberg (Livländer Orden).
— Nr. 1911: Goidene Med. 1755 von Duvivier
auf Änas Lafia, die Gemahlin d. Prinzen Lud-
wig Johann von Heffen-Homburg. — Nr. 2628:
Ältvergoldete filberne Porträtmed. auf Phil.
Melanchthon von F. Hagemauer. — Dem Kata-
loge, der eine Kollektion von nahezu 3000Münzen
befchreibt, find 14 vorzügliche Tafeln beigegeben.

M. B.

LONDON Meffrs. S otheby werden am
12. Juni mit der Verweigerung der großen
Huthbibliothek beginnen, von der hier fchon
ausführlicher die Rede war. Man wird zuerft
Äutographen, Briefe und Dokumente verfteigern,
darunter einen Brief von Martin Luther an den
Herzog Johann von Sachfen. Wichtiger wird
die zweite Abteilung fein, die im Juli an die
Reihe kommt und Holzfchnitte, Gravüren
ufw. umfaßt. Da finden fich Beifpiele der frühe-
ren deutfchen Holzfchnitte und Kupferftiche,
darunter die „Schrottblätter“, dann Stücke von
Israel van Meckenem, Lucas Cranach u. a.
Ferner findet fich eine faft vollzählige Serie der
Schwarz-weißblätter Al brecht Dürers. Auch
die frühen Niederländer, Vlamen undFran-
zofen find vertreten.

Am 26. Mai werden Meffrs. Sotheby ein
Buch verfteigern, das für England eine ganz
eigenartige Bedeutung hat und fich bisher im
Befiß des Bedford Literary Inftitute befunden
hat. Es ift ein Exemplar des „Book of Mar-
tyrs“, Ausgabe von 1641, von Foxe, das einft
dem bekannten Verfaffer des „Pilgrim’s Progress,
John Bunyan als Gefängnislektüre gedient und
auf das er feinen Namen gefchrieben hat. F.

MÜNCHEN In der Galerie Helbing findet
am 26. Mai 1911 die Verfteigerung zweier Samm-
lungen erftklaffiger Porzellane aus ausländi-
fchem Adels- und aus öfterreichifchem
Schloßbefiß ftatt. Die erftere weift vor allem
einen vorzüglichen Beftand an Meißner Figuren
und Gruppen der beften Zeit, darunter fehr
feltene Kändlermodelle, ferner Arbeiten von
Kirchner, Lück, Eberlein, Meyer auf. Das
Meißner Gefchirr ift mit feinen Chinoiferien
und Heroldmalereien vertreten. Zwei große,
reich dekorierte Standuhren find Stücke aller-
erften Ranges. Die füddeutfchen Fabriken, vor
allem Ludwigsburg, reihen fich mit zahlreichen
Qualitätsarbeiten an. Berlin hat feltene Taffen

und Figuren aus der Wegely-Zeit beigefteuert.
An außerdeutfchen Manufakturen find vertreten:
St. Petersburg (kaiserl. Fabrik), Venedig (Cozzi),
Neapel, Chantilly, Chelfea ufw. Sehr feiten
find zwei große Apoftelfiguren nach den be-
rühmten Meißner Modellen Händlers, die für
Wien in Anfpruch genommen werden müffen.

In der zweiten Sammlung liegt das Schwer-
gewicht auf Meißner Arbeiten in Gefchirren und
Gefäßen mit hervorragender Heroldmalerei, fo-
wie Stücken, die durch ihre hiftorifchen Be-
ziehungen bedeutend find. Den größten Teil der
Sammlung nehmen jedoch die Höchfter Figuren
aus der Blütezeit unter Johann Peter Melchior
ein. Ihnen fchließt fich Frankenthal mit treff-
lichen Figuren von Johann Friedrich Lück und
Conrad Link an. Auch Ludwigsburg, Ansbach,
Nymphenburg, Gotha, Fulda (Figuren und Ge-
fäße), Fürftenberg, Wien und einige außer-
deutfche Fabriken mit fehr guten Figuren fehlen
nicht.

Die beiden Kataloge find mit einer für Ar-
beiten diefer Art feltenen wiffenfchaftlichen
Methode von einem fehr bekannten erften Fach-
manne bearbeitet. So find bei jedem Stücke nicht
nur die genaueften Befchreibungen über Marken
und Arbeiterzeichen, fondern auch in einem
befonderen Abfaße Entftehungszeit, das Vor-
kommen desfelben oder eines ähnlichen Modelles
in anderen Sammlungen und feine Stellung im
kunfthiftorifchen Zufammenhange angegeben.

* *

*

NACHLASS FRITZ VON UHDE. Der
Nachlaß des am 25. Februar 1911 verdorbe-
nen Friß von Uhde enthielt zahlreiche
vollendete Gemälde, Studien und Handzeich-
nungen, die feine Nachkommen nunmehr ver-
äußern. Die ganze umfaffende Tätigkeit des
Meifters entrollt fich hier noch einmal in kurzem
Äusfchnitt. Aus feiner früheften Zeit finden fich
die fchon bekannten Bilder „Der Reitersmann“,
„Der Landftreicher“, aber auch ein bisher un-
bekanntes, für die Entwicklung des Meifters fehr
intereffantes „Bildnis einer jungen Frau, Äpfel
fchälend“, um 1881 und eine großzügige Studie
eines „alten Bauern“. Die Schaffensperiode,
durch die er fich feinen großen Namen erwarb,
ift durch zahlreiche religiöfe Studien, die farbig
wie kompofitionell den mannigfaltigften Reiz
haben, vertreten. Fertige Bilder diefer Zeit
find „Das Kind mit Puppen“, „Der Mohren-
könig“ und eine faft vollendete Temperamalerei
eines „guten Hirten“. Ihnen fchließen fich ver-
fchiedene Porträts, darunter die fünf in Farbe
und Darftellung überaus pikanten Porträts einer
jungen hübfchen Blondine an, wozu auch das

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