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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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11. Heft
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Balet, Leo: Zwei schwäbische Glasmaler der Barockzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0442

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ZWEI SCHWÄBISCHE GLASMALER DER BAROCKZEIT

Sohn Johann Erard Maurer, IO1/'., Jahre alt, begraben. Offenbar war er ein leichtfinniger
Menfch, denn Hofftetter berichtet in feiner Kronik von Reutlingen1 Folgendes über ihn:
„Den 2. Nov. 1672 als eben die Ritterfdiaft geftern alhier kommen, ift die Meilin, Wirthin
zum Beern, umb, daß sie unzüchtig Leben führe in ihrem Hauße geftrafft worden, sie
umb 21 Reichsthaler, ihre zwei Töchter umb 10 Thaler wieder, tut zufammen 31 Thaler.
Der Mahler Hermann foll auch umb 10 Thaler geftrafft worden feyn, weil er das unzüchtig
Wefen, alß wie einer bei einer Jungfer im Bett liegt und Unzucht treibet, entworfen, den
Abriß gethan und abgemalt, auch der Glaßmaler Maurer um 10 Thaler geftrafft, daß er
auch deßgleichen unzüchtig Wefen entworffen und im Glaß gemahlt und ins Fenfter

angemacht, alß wie eine Weibsperfon zu einem Cavalier ftehet und feine Sch.

in der Hand heit. Und daß alles foll der Edelmann von Ammertsweiler, der fonft in

Kingen fich aufhelt, angegeben haben,
weil er diße 2 Töchter und die Magd
daß Bayrlein genant, die man auf den
Diebsthurm gefangen gefeßt, gebuhlt
haben foll.“ Hiermit ftimmt das Rats-
protokoll vom 12. November 1672 über-
ein: „Demnach ein erfamer Rath mit
höchftem Mißfallen vernemen müffen,
waß ärgerlicher, wider Zucht und
Erbarkeit lauffender Exceß diefer Tagen
in der Gaftherberg zum fchwarßen
Berrn mittelft einigen von den Frey-
herrn dem Thummen angegebenen
Abriß paffiert und, weilen nicht allein
felbige Wittib und Töchtern fich hier-
durch fehr fufpect und zue allerhandt
Schandtfadien Gelegenheit gemacht,
fondern auch Hans Chriftoph Hermann,
Mahler, und Chriftoph Maurer Glaß-
maler wegen gemachten Riß und
Mahlerwerckhs fich groß überfehen,
alfo hat ein erfamer Rath deß tragen-
den chriftlichen Eyffers erkennt und gefchloßen, daß vordirft Georg Meilens Wittib,
welche dergleichen Exzeffe in ihrem Hauß geftattet, 20 Reichsthaler, Hans Chriftoff
Hermann wegen gemachte Riß 20 Reichsthaler, Chriftoff Maurer aber 10 Reichsthaler
zue wohlverdienter Straff erlegen und biß zu deren Erlegung ins Gefänckhauß gefeßet
werden, und weilen fonderlich Meulerin Tochter und Köchin nach glaubhafftem Bericht
nicht allein folchem verfaßten, ärgerlichen Abriß beygewohnt, vermuthlich Rath und That
darzue gegeben, fondern auch fich fonften fehr fufpect verhalten, alßo ift ferner erkennt
worden, daß folche drey Perfonen alßo balden in Verhafft genommen und ferner er-
geben und gefchehen folle, was recht fein würdt.“

An der Hand diefer von Schön konftatierten Tatfachen meine ich nun Folgendes
feftftellen zu können. Die Scheibe mit den Initialen CAM wird ficher von keinem
anderen als von „Chriftoph Alt Maurer“ fein, und da die mit MR bezeichneten Scheiben

1 Handfchrift der Kgl. Landesbibliothek.

Abb. 1. Rundfcheibe von Jung Lorenz Beringer
von Eßlingen

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