DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0461
DIE SAMMLUNG NEMES ALS LEIHGABE IN DER ALTEN PINAKOTHEK
die ihrerfeits zu den prächtigen Stücken des Cinquecento überleiten, unter denen Giampetrinos
„Madonna mit Kind“, Solarios „Salome“, Ferraris „Geburt Chrifti“, [owie Meifterporträts des
Franciabigio und Ängeio Bronzino und ein köftlicher Moroni, ein Gegenftück zu dem „Schneider“
der National Gallery, zunächft genannt werden müffen. Tizians Bildnis von Federigo II. Gonzaga,
Herzog von Mantua zählt zu den ariftokratifchften Renaiffancebildniffen, die es gibt und Tinto-
rettos großes Tafelbild der „Ehebrecherin vor Chriftus“ vereint den wunderbaren Kolorismus, die
fabelhafte Gefte diefes Künftlers feiten glücklich mit dem zeitgenöffifchen Milieu. Änfchließend fei
noch Francesco Guardis „Tempelruine“ erwähnt, ein Werk, das den Impreffionismus diefes Künftlers
fehr glücklich auf die allgemeine Rokokonote ftimmt.
Unter den fpanifchen Werken der Sammlung miiffen neben den fchon umfchriebenen Greco-
Bildern vor allem zwei Goyas genannt werden, die [ich vortrefflich ergänzen. „El entiero de la sar-
dina“ ift ein Gegenftück zur Berliner „Cocona“ und die Szene „zechender Kumpane“ zeigt den
Meifter von jener Seite, die den früheren Höfling mit dem Genre feines Volkes in unmittelbare
Beziehung fegt.
Daß bei dem oben gekennzeichneten Programm die Vlamen und Holländer ebenfalls in der
Sammlung Nemes einen breiten Raum behaupten, ift felbftverftändlich. Für die holländifche Kunft
ftehen Rembrandt und Hals obenan. Von diefem befigt die Galerie einen vortrefflichen „Schalks-
narren“ aus der mittleren Zeit, der früher in der Sammlung Mniszek war, von jenem einen
„David“ aus dem Jahre 1651. Daneben ift die Landfchaft durch Meifterftücke von Hobbema, Cuyp,
J. van Ruisdael, van Goyen u. a., das Sittenbild durch einen frühen Nicolaus Maes und Teniers,
das Stilleben endlich durch erftklaffige Arbeiten von Kalff, David de Heem, Jan Snyders, Ä. van
Beijeren u. a. vollwertig repräfentiert. Unter den vier Werken von Rubens fteht das erft kürzlich
erworbene Bildnis des Kardinal Triefte, Erzbifchofs von Gent (aus der frühen Genuefer Epoche)
obenan. Ein unbefchreiblich fdiönes Stüde, dem van Dyck, der auch gut vertreten ift, zunächft
Ebenbürtiges nicht an die Seite zu (teilen hat. — Die englifche Malerei (Hoppner, Lawrence) leitet
dann zu jenem Kapitel neuerer Kunftentwiddung über, die in Conftable ihren Vermittler für das
junge Frankreich des neunzehnten Jahrhunderts hat und oben bereits kurz vorweg genommen wurde.
Diefe wenigen Andeutungen müffen an diefer Stelle zunächft genügen. Sie dürfen getroft die
Erwartung des deutfchen Kunftfreundes, der München allein um diefer Ausftellung willen in den
kommenden Wochen befucht, auf das höchfte fpannen. Gerade im Rahmen des Beftandes der
alten Pinakothek werden die Glanzftücke der Nemesfchen Sammlung vortrefflich wirken, da fie
dazu berufen find, nach mehr als einer Seite hin das allgemeine Bild zu ergänzen und abzurunden.
Und fchließlich wird auch — was gar nicht vergeffen werden foll — die Fremdenftadt München in
ihrer Hauptfaifon einen Anziehungspunkt durch die Sammlung des Kgl. Rates Marcell von Nemes
haben, der vielleicht fogar irgend eine der üblichen internationalen Ausheilungen vollwertig
aufwiegt. Herr von Tfchudi aber darf fich im befonderen zu diefem Erfolg beglückwünfchen, der
feinem weitfehauenden Blick und feiner raftlofen Tätigkeit (fiehe feine Neuerwerbungen, die unter
„Sammlungen“ mitgeteilt find) ein neues glänzendes Zeugnis ausftellt. Georg Biermann.
DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRÄF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STÄDT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STÄDT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRÄUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG.
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die ihrerfeits zu den prächtigen Stücken des Cinquecento überleiten, unter denen Giampetrinos
„Madonna mit Kind“, Solarios „Salome“, Ferraris „Geburt Chrifti“, [owie Meifterporträts des
Franciabigio und Ängeio Bronzino und ein köftlicher Moroni, ein Gegenftück zu dem „Schneider“
der National Gallery, zunächft genannt werden müffen. Tizians Bildnis von Federigo II. Gonzaga,
Herzog von Mantua zählt zu den ariftokratifchften Renaiffancebildniffen, die es gibt und Tinto-
rettos großes Tafelbild der „Ehebrecherin vor Chriftus“ vereint den wunderbaren Kolorismus, die
fabelhafte Gefte diefes Künftlers feiten glücklich mit dem zeitgenöffifchen Milieu. Änfchließend fei
noch Francesco Guardis „Tempelruine“ erwähnt, ein Werk, das den Impreffionismus diefes Künftlers
fehr glücklich auf die allgemeine Rokokonote ftimmt.
Unter den fpanifchen Werken der Sammlung miiffen neben den fchon umfchriebenen Greco-
Bildern vor allem zwei Goyas genannt werden, die [ich vortrefflich ergänzen. „El entiero de la sar-
dina“ ift ein Gegenftück zur Berliner „Cocona“ und die Szene „zechender Kumpane“ zeigt den
Meifter von jener Seite, die den früheren Höfling mit dem Genre feines Volkes in unmittelbare
Beziehung fegt.
Daß bei dem oben gekennzeichneten Programm die Vlamen und Holländer ebenfalls in der
Sammlung Nemes einen breiten Raum behaupten, ift felbftverftändlich. Für die holländifche Kunft
ftehen Rembrandt und Hals obenan. Von diefem befigt die Galerie einen vortrefflichen „Schalks-
narren“ aus der mittleren Zeit, der früher in der Sammlung Mniszek war, von jenem einen
„David“ aus dem Jahre 1651. Daneben ift die Landfchaft durch Meifterftücke von Hobbema, Cuyp,
J. van Ruisdael, van Goyen u. a., das Sittenbild durch einen frühen Nicolaus Maes und Teniers,
das Stilleben endlich durch erftklaffige Arbeiten von Kalff, David de Heem, Jan Snyders, Ä. van
Beijeren u. a. vollwertig repräfentiert. Unter den vier Werken von Rubens fteht das erft kürzlich
erworbene Bildnis des Kardinal Triefte, Erzbifchofs von Gent (aus der frühen Genuefer Epoche)
obenan. Ein unbefchreiblich fdiönes Stüde, dem van Dyck, der auch gut vertreten ift, zunächft
Ebenbürtiges nicht an die Seite zu (teilen hat. — Die englifche Malerei (Hoppner, Lawrence) leitet
dann zu jenem Kapitel neuerer Kunftentwiddung über, die in Conftable ihren Vermittler für das
junge Frankreich des neunzehnten Jahrhunderts hat und oben bereits kurz vorweg genommen wurde.
Diefe wenigen Andeutungen müffen an diefer Stelle zunächft genügen. Sie dürfen getroft die
Erwartung des deutfchen Kunftfreundes, der München allein um diefer Ausftellung willen in den
kommenden Wochen befucht, auf das höchfte fpannen. Gerade im Rahmen des Beftandes der
alten Pinakothek werden die Glanzftücke der Nemesfchen Sammlung vortrefflich wirken, da fie
dazu berufen find, nach mehr als einer Seite hin das allgemeine Bild zu ergänzen und abzurunden.
Und fchließlich wird auch — was gar nicht vergeffen werden foll — die Fremdenftadt München in
ihrer Hauptfaifon einen Anziehungspunkt durch die Sammlung des Kgl. Rates Marcell von Nemes
haben, der vielleicht fogar irgend eine der üblichen internationalen Ausheilungen vollwertig
aufwiegt. Herr von Tfchudi aber darf fich im befonderen zu diefem Erfolg beglückwünfchen, der
feinem weitfehauenden Blick und feiner raftlofen Tätigkeit (fiehe feine Neuerwerbungen, die unter
„Sammlungen“ mitgeteilt find) ein neues glänzendes Zeugnis ausftellt. Georg Biermann.
DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRÄF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STÄDT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGLICHES MUSEUM ZU SCHWERIN / STÄDT. MUSEUM
DER BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGLICHES MUSEUM ZU BRÄUNSCHWEIG /
KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDTISCHES MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG /
MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU FRANKFURT a. M. /
KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSELDORF / ALTONAER
MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG.
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