Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0487
DOI issue:
12. Heft
DOI article:Steinmann, Ernst: Georg David Matthieu (1737-1778): Zur Ausstellung seiner Werke im Schweriner Museum
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GEORG DAVID MÄTTHIEU (1737—1778)
Äbb. 1. GEORG DÄVID
MÄTTHIEU, Freiherr
Carl Sparre1
Im Befife des Barons Nils von
Lantinghaufen von Höpken,
Bogefund, Schweden
Toten bewohnten Schloß am Mälarfee, wo kaum ein menfchliches Äuge es jemals
[ieht (Äbb. 1). Es bedeutet mit dem Anfang auch fchon die Höhe Matthieufcher Kunft.
Wie plaftifch erfcheint hier der Kopf modelliert, wie glücklich verbinden fich Kraft und
Wohlwollen in diefer bedeutenden Phyfionomie! Wie fein und lebendig find die
Haare behandelt, die die hohe Stirn umrahmen, wie ausdrucksvoll erfcheinen felbft die
Hände! Vielleicht kann man vor diefem Bilde behaupten, daß Matthieu in der
Charakterfchilderung niemals wieder eine ähnliche Höhe erreicht hat. Aber auch als
Kolorift und Stoffmaler konnte er fich kaum noch übertreffen.
Schon ein Jahr fpäter entftand in Ludwigsluft das Meifterbild der Kinder des
Prinzen Ludwig, Friedrich Franz und Sophie Friederike, das in der Äusftellung den
Ehrenplat} erhalten hat (Äbb. 2). Ein gedämpftes Licht fällt aus dem Garten durch weit
geöffnete Flügeltüren ins Zimmer. Das Prinzeßchen möchte fich draußen ergehn — wie
diefe Kinder fpielen, vermag man fich nicht vorzuftellen — und hat den Arm des
zögernden Bruders umfaßt, ihn von dem großen Buche fortzuziehen. In beiden Kinder-
gefichtern beobachtet man allerdings fchon hier das monotone Lächeln, das man an-
gefichts der Bildniffe Matthieus faft als typifch für die gefamte Rokokokultur bezeichnen
möchte. Aber ein feiner abgetöntes Kolorit, eine glänzendere Stoffmalerei find über- 1
1 Die photographifchen Äufnahmen [amtlicher Abbildungen zu diefem Artikel find bei F. Heufchkel-
Schwerin ausgeführt.
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Äbb. 1. GEORG DÄVID
MÄTTHIEU, Freiherr
Carl Sparre1
Im Befife des Barons Nils von
Lantinghaufen von Höpken,
Bogefund, Schweden
Toten bewohnten Schloß am Mälarfee, wo kaum ein menfchliches Äuge es jemals
[ieht (Äbb. 1). Es bedeutet mit dem Anfang auch fchon die Höhe Matthieufcher Kunft.
Wie plaftifch erfcheint hier der Kopf modelliert, wie glücklich verbinden fich Kraft und
Wohlwollen in diefer bedeutenden Phyfionomie! Wie fein und lebendig find die
Haare behandelt, die die hohe Stirn umrahmen, wie ausdrucksvoll erfcheinen felbft die
Hände! Vielleicht kann man vor diefem Bilde behaupten, daß Matthieu in der
Charakterfchilderung niemals wieder eine ähnliche Höhe erreicht hat. Aber auch als
Kolorift und Stoffmaler konnte er fich kaum noch übertreffen.
Schon ein Jahr fpäter entftand in Ludwigsluft das Meifterbild der Kinder des
Prinzen Ludwig, Friedrich Franz und Sophie Friederike, das in der Äusftellung den
Ehrenplat} erhalten hat (Äbb. 2). Ein gedämpftes Licht fällt aus dem Garten durch weit
geöffnete Flügeltüren ins Zimmer. Das Prinzeßchen möchte fich draußen ergehn — wie
diefe Kinder fpielen, vermag man fich nicht vorzuftellen — und hat den Arm des
zögernden Bruders umfaßt, ihn von dem großen Buche fortzuziehen. In beiden Kinder-
gefichtern beobachtet man allerdings fchon hier das monotone Lächeln, das man an-
gefichts der Bildniffe Matthieus faft als typifch für die gefamte Rokokokultur bezeichnen
möchte. Aber ein feiner abgetöntes Kolorit, eine glänzendere Stoffmalerei find über- 1
1 Die photographifchen Äufnahmen [amtlicher Abbildungen zu diefem Artikel find bei F. Heufchkel-
Schwerin ausgeführt.
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