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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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12. Heft
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Steinmann, Ernst: Georg David Matthieu (1737-1778): Zur Ausstellung seiner Werke im Schweriner Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0492

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GEORG DAVID MATTHIEU (1737-1778)

Blick in den Saal der Matthieu-Äusftellung im Schweriner Mufeum

zahlreiche Gemälde feiner Hand zu fehen waren. Diefe Jugendwerke sind verfchollen
und mit ihnen ift die Jugendentwicklung Matthieus ins Dunkel gehüllt. Hier den ge-
ringen Spuren nachzugehen dürfte aber die Mühe lohnen bei einem Künftler, deffen
Stern fo fchnell die Höhe erreicht hat, fo fchnell den Glanz verlor und fo früh er-
lofchen ift. Dann wird es eigentlich auch erft möglich fein, Vergleichungen anzuftellen,
die Stellung Matthieus in der Malerei des Rokoko zu fixieren und seinen Rang auch
den großen franzöfifchen Porträtmalern gegenüber zu beftimmen, unter denen Roslin
und Drouais ihm wohl am nächsten ftehn.

Auch kulturgefchichtlich regt die Schweriner Ausftellung zum Nachdenken an. Wie
hat fich die Welt in vier Menfchenaltern verändert! Wie mancherlei Lebenswerte
fcheinen den Großen von heute allmählich zu entschwinden, die ihnen damals unver-
lierbar fchienen. Auf der Rückfeite des Porträts des Freiherrn Sparre fteht in franzö-
fifcher Sprache ein zärtlich poetifcher Erguß, mit dem der Gatte diefes Bild der Gattin
weiht. Der Herzog, Prinz Ludwig, ja felbft der kleine Friedrich Franz ließen pch vor
allem mit Büchern malen. Sie ftudieren Pläne und Karten, fie blättern in Piranesis
Antichitä Romane, fie entwerfen felber Baupläne und führen mit der Feder den Zirkel
in der Hand. Nicht weniger ernft und finnig erfcheint die Befchäftigung der fürftlichen
Frauen. Die Mufik muß im Mittelpunkt ihres Intereffes geftanden haben und man

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