Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0531
DOI issue:
13. Heft
DOI article:Foerster, C. F.: Ein Meissner Dessertaufsatz für Maria Theresia
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EIN MEISSNER DESSERTÄUFSATZ FÜR MARIA THERESIA
Was endlich den Modelleur betrifft, den Algarotti vorfchlägt, fo würde man nicht
den Namen Mattiellis erwarten, den wir nur als Großplaftiker kennen, fondern den
Händlers, der damals auf der Höhe feines Schaffens ftand und wenige Jahre vorher
das Schwanen-Service für den Grafen Brühl angefertigt hatte. Daß Mattielli auch für die
Meißner Manufaktur tätig war, ift immer vermutet, aber nie recht bewiefen worden.
Wir wiffen bisher nur, daß er durch eine Befcheinigung Brühls die Erlaubnis hatte, „fich
fo oft er es nöthig haben möchte, im Werk umzufehn“.1 Dadurch, daß ihm Algarotti,
der jedenfalls mit den Verhältniffen der Manufaktur vertraut war, als den geeigneten
Künftler nennt, wird die Wahrfcheinlichkeit beftärkt, daß Mattielli auch fonft Porzellan-
Modelle gefchaffen hat. Denn, wenn auch der Gedanke nahe liegt, daß Algarotti
einem Landsmann den Vorzug gab, fo ift doch kaum anzunehmen, daß er an Stelle
Händlers einen Großplaftiker nur deshalb vorgefchlagen hätte, weil er Italiener war.
Außerdem hatte es Mattielli, der damals gerade an dem Neptunbrunnen im Brühlfchen
Garten2 arbeitete und das Amt eines „Infpektors der antiken und modernen Statuen“
bekleidete, gewiß nicht nötig, der Protektion Algarottis eine Aufgabe zu verdanken,
die auf einem ihm fremden Gebiete lag.
1 Berling, a. a. 0. S. 72.
2 Sollte etwa die Porzellan-Nachbildung diefes Brunnens (vgl. Sponfel, Kabinettftücke der
Meißner Porzellan-Manufaktur, Leipzig 1900, S. 137) nicht von Händler fondern von Mattielli
felbft herrühren?
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Was endlich den Modelleur betrifft, den Algarotti vorfchlägt, fo würde man nicht
den Namen Mattiellis erwarten, den wir nur als Großplaftiker kennen, fondern den
Händlers, der damals auf der Höhe feines Schaffens ftand und wenige Jahre vorher
das Schwanen-Service für den Grafen Brühl angefertigt hatte. Daß Mattielli auch für die
Meißner Manufaktur tätig war, ift immer vermutet, aber nie recht bewiefen worden.
Wir wiffen bisher nur, daß er durch eine Befcheinigung Brühls die Erlaubnis hatte, „fich
fo oft er es nöthig haben möchte, im Werk umzufehn“.1 Dadurch, daß ihm Algarotti,
der jedenfalls mit den Verhältniffen der Manufaktur vertraut war, als den geeigneten
Künftler nennt, wird die Wahrfcheinlichkeit beftärkt, daß Mattielli auch fonft Porzellan-
Modelle gefchaffen hat. Denn, wenn auch der Gedanke nahe liegt, daß Algarotti
einem Landsmann den Vorzug gab, fo ift doch kaum anzunehmen, daß er an Stelle
Händlers einen Großplaftiker nur deshalb vorgefchlagen hätte, weil er Italiener war.
Außerdem hatte es Mattielli, der damals gerade an dem Neptunbrunnen im Brühlfchen
Garten2 arbeitete und das Amt eines „Infpektors der antiken und modernen Statuen“
bekleidete, gewiß nicht nötig, der Protektion Algarottis eine Aufgabe zu verdanken,
die auf einem ihm fremden Gebiete lag.
1 Berling, a. a. 0. S. 72.
2 Sollte etwa die Porzellan-Nachbildung diefes Brunnens (vgl. Sponfel, Kabinettftücke der
Meißner Porzellan-Manufaktur, Leipzig 1900, S. 137) nicht von Händler fondern von Mattielli
felbft herrühren?
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