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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Krüger, H. Carl: Ludwigsburger Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0573

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LUDWIGSBURGER PORZELLAN

Äbb. 6. Riedel (Nr. 91-94)

ficher Stichen von Watteau, Pillement und illuftrierten Rei[ebefchreibungen entnommen,
letjtere illuftrierten Tanzbüchern, die in reicher Mannigfaltigkeit jede Pofe einer Tour
fefthalten. Die Geringfchä^ung aber, die der Verfaffer den Figuren Puftellis entgegen-
bringt, kann ich nicht teilen (S. 6 und 7). Ich verweife zur Verteidigung des Künft-
lers auf die Einzelfiguren (Äbb. 1—3) Nr. 29, 33 und 35, ferner auf die Gruppen
Nr. 37 und 40, fowie auf einzelne feiner Monatsdarftellungen, die nicht zu weit von
(dem von Balet eigentlich erft entdeckten, wenigftens voll gewürdigten) Lejeune ent-
fernt find. Man vergleiche hierzu die Nr. 235 oder die Gruppen 236 und 237 (Äbb. 4
und 5). Hat nun Lejeune, der bedeutend größere und feinere Künftler, fich gerade
im Anfang feiner Tätigkeit an der Manufaktur ftreng an Puftelli angefchloffen — und
wie man fieht recht deutlich, fo daß gerade im Anfang die Grenzlinien fich verwifchen —,
fo hätte er es fchwerlich getan, wären die Vorbilder feinem eigenen künftlerifchen
Maßftab zu gering erfchienen! Puftelli gebührt jedenfalls das Verdienft, einen Ludwigs-
burger Typ gefchaffen zu haben, und zwar wirklich keinen ganz fchlechten, von dem
man Änklänge auch bei den fpäteren Künftlern wiederfindet. — Ihm folgt Gottfried
Friedrich Riedel, 1759 —1779, ein geborener Dresdener. Zu feinen beglaubigten
Arbeiten gehören u. a. die „vier Monate in Hermen“ (Äbb. 6) und die „liegende Kuh“.
Weniger bekannt ift Johann Jacob Mottl; von Johann Jacob Louis (1762—1772)
find u. a. ein prächtiger Papagei, Blaumeifen, Hühnergruppen, ein Adler mit Krone
feftgelegt. Da alle Arbeiten diefes Künftlers ein zierliches, geri^tes L tragen, find fie
leicht erkenntlich. Louis ift der Tierbildner der Manufaktur, der fich zwar an Meißner
Vorbilder anlehnte, aber bei deffen Arbeiten man doch ftets wenigftens den Verfuch
nach eigenem Ausdruck findet (Abb. 7). Die vom Verfaffer befprochenen Werke aus
der Staatsfammlung geben freilich gar kein Bild von der zehnjährigen Tätigkeit und
auch nicht von der Leiftungsfähigkeit des Künftlers. In der Sammlung J. Mühfam-

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