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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Krüger, H. Carl: Ludwigsburger Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0575

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LUDWIGSBURGER PORZELLAN

Äbb. 8. Feretti (Nr. 125)

Lohn betrogen. —- Der dritte Meifter von Ruf war Johann Chriftian Wilhelm
Beyer (1762—1767). Jahrelang eigentlich der einzige Ludwigsburger Künftler, der als
Repräfentant der Manufaktur genannt wurde und Balet hat recht, wenn er fagt, es
gäbe wohl keine einzige Ludwigsburger Figur, die nicht mit Beyer als Urheber in
Zufammenhang gebracht worden wäre. Hierin Klarheit und Ordnung gefchaffen zu
haben, ift eins der Verdienfte des Verfaffers. Über einen größeren Teil der Arbeiten
Beyers war man nicht im Zweifel, da er felbft eine Anzahl feiner Kompofitionen in
zwei Kupferwerken veröffentlichte. Es handelt fich aber bei Beyer in der Hauptfache
nicht um die Figuren, die ihm eventuell abgefprochen, fondern um die, die ihm zu-
gefchrieben wurden; hierbei war es, wenn auch kein Kampf, fo doch ein Widerfpruch
aller gegen alle! — Beyer hat, wie eine Notiz von Uexküll beftätigt, „zuerft eine
Ahnung von griechifcher Proportion, Form und Ausdruck gegeben“, durch fein Ver-
dienft haben in der Produktion der Ludwigsburger Fabrik „einfache Artemisien, Cleo-
patren, edlere Nymphen die grinfenden Schäferinnen im Augsburger Gefchmack ver-
drängt“ (S. 19). Ihn mit den großen Rundgruppen des Schäfer- und Jägerpaares und
des Herbftes in Verbindung zu bringen, hat man wohl allgemein aufgegeben, dagegen
war er als der Künftler der Mufikfoli heiß umftritten, diefer Serie, die alle Vorzüge
der Porzellanplaftik vereinigt, in der fo recht der „Genius des Rokokos“ in plaftifcher
Form uns vor Augen tritt. Der Verfaffer hat Recht, wenn er fagt: „Beyers Stil ift fo
ausgefprochen, die Verwandtfchaft der Werke untereinander fo auffallend, daß ein

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