Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0578
DOI issue:
14. Heft
DOI article:Krüger, H. Carl: Ludwigsburger Porzellan
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LUDWIGSBURGER PORZELLAN
Äbb. 11. Weinmüller (Ludwigsburg) Nr. 196 Äbb. 12. Wiener Gruppe in der ehern. Samm-
lung Lanna I, 1249
gemalte Komödienfiguren, im Hintergrund ein Vorftadt-Profpekt, der vielleicht einen
Teil von Ält-Ludwigsburg gibt. Die im Fußboden befindlichen fechs Löcher dienen
zur Befeftigung für die Figuren.
Bei weitem den größten Anteil an der Ludwigsburger Figurenplaftik hat Pierre
Franpois Lejeune, von 1768—1778 an der Manufaktur tätig. Waren noch vor
wenigen Jahren Puftelli und Beyer die eigentlichen Ludwigsburger, und Lejeune noch
eine problematifche Größe, fo ftellt ihn Balet uns heute hin als den Vertreter der
Manufaktur, der alle übrigen weit hinter fich läßt. Es fcheint faft, als habe der
Künftler noch pofthume Suggeftion auf feinen Neuentdecker Balet ausgeübt, der, wenn
ich nicht irre, fein Landsmann ift: mit folchem feinen Spürfinn hat der Verfaffer das
Werk des Künftlers losgelöft von der Menge bisher anonymer Geftaltungen und aus
dem Dunkel der Archive uns fein künftlerifches Wirken und fein Lebensfchickfal vor
Augen geführt! Lehnt fich Lejeune anfangs ziemlich ftreng an die Figuren Puftellis
an, fo geht er doch bald eigene Wege, zunächft bei den „allerhand fygürl, profefionen
vorftellend“ (Äbb. 14 u. 15). Das find freilich keine württembergifchen Bauern und
Handwerker, „es find fchlanke, bewegliche Geftalten in unendlich abwechflungsreichen
Stellungen, keine der anderen ähnlich, immer ungezwungen, immer geiftreich.“ — Über
die „Mufikfoli“ und die mit ihnen verwandten Gruppen, diefen Höhepunkt von Por-
zellanplaftik überhaupt, war fchon bei Beyer die Rede. Man mag fich drehen und
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Äbb. 11. Weinmüller (Ludwigsburg) Nr. 196 Äbb. 12. Wiener Gruppe in der ehern. Samm-
lung Lanna I, 1249
gemalte Komödienfiguren, im Hintergrund ein Vorftadt-Profpekt, der vielleicht einen
Teil von Ält-Ludwigsburg gibt. Die im Fußboden befindlichen fechs Löcher dienen
zur Befeftigung für die Figuren.
Bei weitem den größten Anteil an der Ludwigsburger Figurenplaftik hat Pierre
Franpois Lejeune, von 1768—1778 an der Manufaktur tätig. Waren noch vor
wenigen Jahren Puftelli und Beyer die eigentlichen Ludwigsburger, und Lejeune noch
eine problematifche Größe, fo ftellt ihn Balet uns heute hin als den Vertreter der
Manufaktur, der alle übrigen weit hinter fich läßt. Es fcheint faft, als habe der
Künftler noch pofthume Suggeftion auf feinen Neuentdecker Balet ausgeübt, der, wenn
ich nicht irre, fein Landsmann ift: mit folchem feinen Spürfinn hat der Verfaffer das
Werk des Künftlers losgelöft von der Menge bisher anonymer Geftaltungen und aus
dem Dunkel der Archive uns fein künftlerifches Wirken und fein Lebensfchickfal vor
Augen geführt! Lehnt fich Lejeune anfangs ziemlich ftreng an die Figuren Puftellis
an, fo geht er doch bald eigene Wege, zunächft bei den „allerhand fygürl, profefionen
vorftellend“ (Äbb. 14 u. 15). Das find freilich keine württembergifchen Bauern und
Handwerker, „es find fchlanke, bewegliche Geftalten in unendlich abwechflungsreichen
Stellungen, keine der anderen ähnlich, immer ungezwungen, immer geiftreich.“ — Über
die „Mufikfoli“ und die mit ihnen verwandten Gruppen, diefen Höhepunkt von Por-
zellanplaftik überhaupt, war fchon bei Beyer die Rede. Man mag fich drehen und
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