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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

AUGUST DEUSSER, Küraffiere, Dekoratives Gemälde

mit fpätrömifcher Stilifierung enttäufcht. Neben
ihm erfcheinen noch Haller, Duchamp-Villon
und Valloton, während Boffelt, der von Düffel-
dorf nach Magdeburg berufen wurde, diesmal
leider fehlt.

Das ungefähr find die Künftler der dritten
Sonderbundausftellung — der Befucher freilich
muß fie fich erft mühfam zufammenfuchen, da
die Aufteilung ein Klarwerden über die Grup-
pen nicht erleichert. Aus dem glücklichen Ein-
fall des vorigen Jahres, in einem der vielen
Säle Impreffioniften beider Länder zu mifchen,
ift nämlich diesmal ein Rezept gemacht worden,
das — mit Ausnahme der Aquarelle — auf die
ganze Ausftellung übertragen wurde. Zum Vor-
teil vielleicht der Düffeldorfer, deren Arbeiten
durch die kräftigen Kontrafte gehoben werden,
zum Nachteil aber der Franzofen, deren ftiliftifche
Abfichten nicht überzeugend hervortreten kön-
nen. Und doch enthalten fie mit ihrem klaren
Betonen der Formgefeße neben Deußer’s energi-
fchem Suchen die Hauptlehre diefer Ausftellung.

Edwin Redslob.

MÜNCHEN DIE JURYFREIE AUSSTEL-
LUNG AUF DER THERESIENHÖHE, die zweite
ihrer Art, regt zu allerlei Betrachtungen an. Man
denkt an ihr Vorbild, den Salon des Indepen-
dants in Paris und der Vergleich ift für die

Münchner Schau nicht eben vorteilhaft. In Paris
ftellte man ehedem — ich weiß nicht, wie das
heute gehalten wird — in einer Zelthalle aus,
und die Bilder waren ohne Rückfichtnahme auf
irgend etwas und unter Verzicht auf jede äußere
Aufmachung einfach nebeneinander gehängt. Das
Komifche und Groteske überwog, wie nicht
anders zu erwarten, dazwifchen aber ftieß man
da und dort doch auf bisher Unbekanntes, Ori-
ginelles und Selbftändiges und weil jede Präten-
fion fehlte, wurde man fich der ernften Grund-
lage des Ganzen doppelt und dreifach bewußt.
Hier in München erkennt man noch immer nicht
den Zweck der Übung; heuer vielleicht noch
weniger, wie im Vorjahre, obgleich das Niveau
der Schau ficherlich ein höheres ift. Dies will
aber nichts befagen in einer Ausftellung, wo
es lediglich darauf ankommen follte, dem viel-
leicht noch Unausgegorenen, aber für die Evo-
lution Bedeutungsvollen die Wege zu bahnen.
Man fpricht von leßterem hier fo gut wie gar
nicht, einiges Wenige ift mehr äußerlich fenfa-
tionslüftern als innerlich wagemutig und der
Reft ift Schweigen. Dabei das immerhin an-
fpruchsvolle Arrangement, der Aufpuß der Säle
— fie ftehen in gar argem Kontraft zu dem Ge-
botenen, das in feinen paar Hauptftücken, ganz
wie im Vorjahre, nur Werke bringt, die man in
jeder Ausftellung mit Jury ebenfogut fehen

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